KAMPFAR - Til Klovers Takt
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2022
Mehr über Kampfar
- Genre:
- Black Metal / Viking Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Indie Recordings / Plastic Head
- Release:
- 11.11.2022
- Lausdans Under Stjernene
- Urkraft
- Fandens Trall
- Flammen Fra Nord
- Rekviem
- Dødens Aperitiff
Abwechslungsreiche, spannende und tonnenschwere Platte der norwegischen Institution.
Gute drei Jahre nach dem Vorgängerwerk "Ofidians Manifest" ist das Quartett aus Westnorwegen mit dem neunten Studioalbum "Til Klovers Takt" am Start, und eine allzu große stilistische Überraschung dürftet ihr von KAMPFAR im Zweifel weder erwartet noch erhofft haben. Wenn dem so sein sollte, dann seid beruhigt, es wird sie auch nicht geben, denn im Hause von Dolk & Co. hat man seine Nische längst gefunden und präsentiert der Zielgruppe durch und durch norwegisch klingenden, heidnisch und mythisch inspirierten Black Metal, der zwischen Raserei und getragenem Pathos über klare Zupfgitarren-Intermezzi bis hin zu gelegentlichen, nicht aufdringlichen Folk-Parts alle hierfür erforderlichen Disziplinen perfekt beherrscht, ohne hierbei in die Klischeekisten greifen zu müssen, denn das hatte die Band nie nötig.
Gleich der wunderbare Opener 'Lausdans Under Stjernene' zeigt das Oeuvre KAMPFARs mit seinen achteinhalb Minuten Spielzeit in epischer Breite, und er transportiert die unterschiedlichen Stimmungen wirklich ganz hervorragend. Nach einem kurzen gezupften Intro entfaltet sich ein schleppendes, unheimlich schweres Riff vor einem stoischen Drumbeat, so dass vor dem inneren Auge das Rudern eines Bootes durch den Sturm erscheint. Doch scheint das Boot einen verwunschenen Ort zu erreichen, denn durch sphärische, märchenhafte Ambientklänge schimmert kurz ein wenig geheimnisvolle Magie, bevor die Nordlandriffs in rasender Manier über uns hereinbrechen, um letztlich in einen eingängigen, melodischen, sehnsuchtsvollen Refrain zu münden. Dolks grimmiger Gesang ergibt zusammen mit Asks klareren, aber keineswegs weichgespülten Refrainbeiträgen ein sehr stimmiges Bild, und auch weitere kurze Einschübe mit Ambient- und Neofolk-Anklängen durch Keyboard, Piano und folkloristisches Instrumentarium tragen zum stimmigen Bild des zügellosen Tanzes unter dem Sternenhimmel bei.
Dass uns das folgende "Urkraft" nicht unbedingt eine Verschnaufpause gönnt, verrät schon der Titel, wobei der dramaturgische Ansatz ein anderer ist, was die Spannung hochhält. Das Drumming ist bei diesem Stück triballastiger, die ganze Ausrichtung mantrischer, schamanischer, perkussiver, wobei natürlich auch hier die unverkennbare Melodieführung KAMPFARs omnipräsent ist. Die insgesamt überwiegend norwegischen Texte erhalten hier und da ein paar kleine Farbtupfer, mit Versatzstücken aus dem Deutschen und dem Lateinischen "anno dazumal, anno domini", bevor das Stück in einer wirklich großartigen Coda kulminiert.
Die sechs Stücke des Albums haben allesamt Spielzeiten zwischen knapp sechs und neun Minuten, was die insgesamt epische Ausrichtung natürlich unterstreicht, die sich hervorragend eignet, um die dunklen Mären aus dem Hallingdal, wie etwa jene vom 'Fandens Trall' zu erzählen, aber auch garstige, kämpferische Christianisierungskritik wird in 'Flammen Fra Nord' geübt, das im Intro kurz die englische Sprache aufgreift, um das Matthäus-Evangelium zu zitieren und die Sache aus der Perspektive der Missionare anzureißen. Dass der flammende Gegenwind dann in Nynorsk weht, überrascht nicht und passt schön in die Storyline. Das ausladendste und zugleich eingängigste Stück 'Rekviem' ist dann jedoch trotz des norwegischen Titels zu größeren Teilen auch in Englisch gehalten und setzt mit merklichen BATHORY-Vibes, tollem Refrain nebst Gesangsarrangements und etlichen schönen instrumentalen Einsprengseln nochmals ein echtes Ausrufezeichen. Schließlich macht 'Dødens Aperitiff' den Sack zu und erzählt uns in einer urgrimmigen, blutigen Moritat, was der Sensenmann so als Vorspeise verputzt. Ein schwarzdoomiger Hassbrocken von besonderer Güte, der zum Ende hin nochmal mächtig fahrt aufnimmt, flankiert von Hörnersynths echtes Helfahrt-Feeling erzeugt, und gerade zur Coda hin wirklich grandios gesungen ist.
Ihr seht, KAMPFAR packt einigen Variantenreichtum auf das neue, tonnenschwere Album, ohne sich selbst dabei untreu zu werden, und bleibt damit ganz unzweifelhaft eine der prägenden Kräfte der norwegischen Szene. Wer die Band liebgewonnen hat, kann hier nichts falsch machen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle