KENNEDY, MYLES - The Art Of Letting Go
Mehr über Kennedy, Myles
- Genre:
- Hard Rock / Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Napalm / SPV
- Release:
- 12.10.2024
- The Art Of Letting Go
- Say What You Will
- Mr. Downside
- Miss You When You're Gone
- Behind The Veil
- Saving Face
- Eternal Lullaby
- Nothing More To Gain
- Dead To Rights
- How The Story Ends
Endgültige Emanzipation als Solokünstler!
Den meisten von euch wird MYLES KENNEDY wahrscheinlich eher als die Stimme zwei der ganz großen Rock-Acts unserer heutigen Zeit bekannt sein, denn mit ALTER BRDIGE füllt der stimmgewaltige US-Amerikaner regelmäßig Arenen weltweit, wenn er nicht gerade unter dem Banner SLASH FEATURING MYLES KENNEDY & THE CONSPIRATORS mit einem der legendärsten Gitarristen der letzten fünf Dekaden gemeinsame Sache macht. Was dabei oft untergeht, ist die Tatsache, dass Mr. Kennedy auch im Alleingang einige wirklich tolle Alben zu bieten hat. Klar, das Debüt "Year Of The Tiger" war mit seiner sehr reduzierten Unplugged-Herangehensweise sicher nicht unbedingt das perfekte Futter für Fans der oben genannten Bands, doch das Zweitwerk "The Ides Of March" war ein großartiges Rockalbum, das mit 'In Stride' sogar einen absolut tollen Hit im Gepäck hatte. Mit "The Art Of Letting Go" geht die Solo-Reise nun weiter und dürfte Myles Kennedy nun auch endlich abseits seiner Hauptbands als Schwergewicht des Rock etablieren.
Doch fangen wir vorne an, wo der Titeltrack sofort jegliche Zweifler beruhigen sollte, die befürchtet haben könnten, Myles würde für das Drittwerk wieder die akustische Klampfe auspacken. Stattdessen ist 'The Art Of Letting Go' ein wuchtiger Rocker, der von einem tollen Riff angeführt und von einer wunderbaren Hookline garniert wird. Noch besser wird es sogar mit dem folgenden 'Say What You Will', bei dem der Amerikaner wieder einmal demonstriert, dass er ein zum Musiker gewordener Cheatcode ist. Nicht nur hat Mr. Kennedy nämlich eine großartige Stimme und ein untrügliches Händchen für eine tolle Hookline, auch an der Gitarre spielt er in der ersten Liga mit und hat ein ein ebenso untrügliches Händchen für Riffs, die spannend, ungewohnt und gleichzeitig aber unheimlich eingängig sind. Bei 'Say What You Will' werden alle diese Stärken perfekt in Szene gesetzt, weshalb die Nummer für mich auch den ersten ganz großen Glanzpunkt dieser Scheibe markiert.
Mein persönlicher Liebling versteckt sich trotz dieser Begeisterung allerdings an dritter Stelle der Trackliste, wo 'Mr. Downside' mit seinem taumelnden Pedalton-Riff und einer melancholischen Grundstimmung mit Sicherheit einen Herrn Tremonti darüber nachdenken lässt, ob er hier nicht lieber ein Vorkaufsrecht fürs nächste ALTER BRIDGE-Werk hätte anmelden sollen. Einfach eine ganz große Nummer, der mit der Powerballade 'Miss You When You're Gone' direkt ein weiterer Volltreffer zur Seite gestellt wird, der sich wunderbar auf einem AB-Album gemacht hätte und in der Tradition von Nummer wie 'Broken Wings' steht. 'Behind The Veil' wandelt da schon deutlicher abseits der Pfade vom sonstigen Output des Amerikaners, denn mit dem beschwörerischen Intro, das primär von einer tollen Gitarre getragen wird, beginnt die Nummer sehr ungewohnt, bevor sie sich zu einem groovigen ZZ TOP-Rocker aufschwingt, der sich ebenfalls blitzschnell im Gedächtnis festbeißt. Die ganz großen Highlights von "The Art Of Letting Go" haben wir damit dann auch gehört, wobei das nicht heißen soll, dass Myles Kennedy danach auf die Bremse steigen würde. Im Gegenteil, 'Eternal Lullaby' ist eine weitere tolle Ballade, während 'Nothing More To Gain' ein ungewohnt düsterer Rocker ist, dem mit dem herrlich finster groovenden Rausschmeißer 'How The Story Ends' ein Bruder im Geiste zur Seite gestellt wird, der eindrucksvoll beweist, dass Mr. Kennedy nicht nur Stadionhymnen schreiben kann, sondern auch deutlich emotionalere Nummern wunderbar zu verpacken weiß.
In Sachen Hard Rock ist "The Art Of Letting Go" für mich dann auch ein klarer Anwärter auf das Album des Jahres, der sogar die letzten beiden ALTER BRIDGE-Werke für mich persönlich in den Schatten stellt. Klar, gerade "Pawns & Kings" war ein starkes Album, aber mit "The Art Of Letting Go" fliegen wir in Sachen Hits eher in "AB III"- oder "Blackbird"-Regionen, was allein schon illustrieren sollte, wie toll das dritte Solowerk von Myles Kennedy geworden ist. Das wunderschöne Coverartwork ist da am Ende nur noch die Kirsche auf dem Rock-Kuchen, mit dem sich Myles Kennedy endgültig auch als wichtiger Name abseits der eigenen Hauptbands etablieren sollte.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs