KHOLD - Du Dømmes Til Død
Mehr über Khold
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Soulseller Records / Soulfood
- Release:
- 22.03.2024
- Myrdynk
- Vanviddfaren
- Heks (Du Dømmes Til Død)
- Skoggangsmann
- Misgrep
- Trolldomsdømt
- Lædel
- Galgeberg Og Retterbakke
- Dølgsmål
Musikalisch wie konzeptionell der perfekte Mahrenritt und daher mein erster heißkalter Kandidat fürs Jahresstockerl.
KHOLD. Seit einem knappen Vierteljahrhundert stehen diese fünf Buchstaben für einen mantrischen, schleppenden, mitreißenden Groove, der wie ein Strom flüssigen Pechs aus den Boxen fließt. Eine Grande Grimoire des schwarzen Stahls, ein grotesker und doch unwiderstehlicher Danse Macabre, zu dem sich vortrefflich das knochige Tanzbein schwingen ließe, wenn man denn wollte. Oder zu dem man sich genüsslich knackend einen Wirbel nach dem anderen in den Schädel drücken lassen darf. So war es stets, so wird es immerdar sein, möchte man sagen. Damit bekennen wir natürlich zugleich, dass sich Gard, Sarke, Rinn und Neuzugang - respektive Zwirbelarchitekt - Steinar Gundersen am Bass auf "Du Dømmes Til Død" keineswegs neu erfinden. Ihr Rezept ist bekannt und bewährt: Die Songs rocken durch die Bank wie die Hölle höchstselbst, und zwar ganz unabhängig davon, mit welchem Grundtempo das jeweilige Stück gehalten ist. Hier variiert die Band unheimlich geschickt, auch wenn das groovende Uptempo meist das Mittel der Wahl ist, um einen mitreißenden Drive zu erzeugen. So sind etwa 'Vanviddfaren' oder 'Heks' überwiegend vom Allegro geprägt, doch der wuchtige Opener 'Myrdynk' präsentiert sich demgegenüber direkt im schleppenden Adagio und lädt so im gemächlichen Viervierteltakt zum gepflegten schwarzdoomigen Schwofen ein.
Unterschätzt mir also den grooveorientierten Black Metal und dessen Vielseitigkeit nicht, denn die kompositorische Finesse, welche Gard und seine Mitstreiter offenbaren, zeigt sich in monumentalen Hits wie etwa 'Skoggangsmann', dem Dreh- und Angelpunkt der Scheibe. Die Band setzt hier gnadenlose Breaks und bringt den Mut auf, in Sachen Tempo eine Bandbreite aufzubieten, die sich von und zu schreibt. Sie bremst aus voller Prestissimo-Fahrt bis ins Largo herunter, nur um danach langsam wieder ordentlich Fahrt aufzunehmen. Doch selbst wenn der Grundbeat einmal infernalisch ist, tappt die Truppe nicht in die Falle, die bei so manchen Schwarzmetallern die Raserei ins Konturlose kippen lässt. Im Hause KHOLD hacken nicht Gesang und Instrumentalisten gemeinsam immerdar im gleichen Tempo aufeinander ein, sondern es wird hier ein schneller Beat mit einem doomigen Riff kombiniert, oder flirrendes Gitarrenstrumming dort mit wuchtigen, getragenen Drums.
Überhaupt möchte ich just an dieser Stelle einfach mal eine Lanze für Sarke brechen, dessen Schlagwerk für mich etwas ganz Besonderes ist, und das von Andy LaRocques Produktion vorliegend auch perfekt in das Klangbild integriert wurde. Dominant aber nicht erdrückend, klar aber nicht steril, wuchtig aber nicht ballernd. Allgemein ist King Diamonds Gitarrenhexer hier ein sehr transparenter, ausgewogener und differenzierter Mix gelungen, der sämtlichen Protagonisten den nötigen Raum gibt. Gleichwohl ist Gards markanter, perfekt verständlicher Gesang hinreichend exponiert und hält auch stets in getragener Bedeutungsschwere das rechte Maß, um den einmal mehr wundervollen Texten der ihm angetrauten Hildr das nötige Gewicht zu verleihen. So werden aus 'Trolldomsdømt' und dem Hinausschmeißer 'Dølgsmål' echte Gänsehautnummern.
Die Band unterstreicht auf diese unprätentiöse, aber trotzdem geniale Weise ein packendes, ja, auch emotional ergreifendes und finsteres Konzept über die tragischen Schicksale von Menschen, die in Norwegen zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden: Hexen, Besessene, Mörder; ganz gleich ob schuldig oder auch nicht. Aber auch über Anton Lædel, den Büttel und Scharfrichter des Østlandet, der zwischen 1799 und 1833 einundzwanzig Todesurteile vollstreckt hat. Musikalisch wie konzeptionell der perfekte Mahrenritt inklusive historischer Lehrstunde, und daher mein erster ganz heißkalter Kandidat fürs Jahresstockerl.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle