KHOLD - Mørke Gravers Kammer
Mehr über Khold
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Candlelight
- Release:
- 05.04.2004
- Åtselgraver
- Død
- Niflheimr
- Hevnerske
- Med Nebb Og Klør
- Mørke Gravers Kammer
- Opera Seria
- Sjeleskjender
- Vardøger
- Kamp
KHOLD sind gewissermaßen unverbesserlich. Konsequent setzten sie auf ihrem dritten Longplayer "Mørke Gravers Kammer" den Stil der Vorgänger-Alben fort. Nach wie vor wird nur norwegisch gesungen, klingen die Gitarren rau und überwiegend schleppend, wirklich rasant geht es selten zu. Dafür grooven KHOLD bei entspanntem Hinhören ganz unwahrscheinlich. So klingt der Opener 'Åtselgraver' regelrecht heavy und das folgende 'Død' ist ein richtig rotziger Rocksong.
Vielleicht dachten sich KHOLD ja: Machen wir es doch wie MOTÖRHEAD und bringen alljährlich das selbe Album raus. Da wissen die Fans wenigstens, woran sie sind. Was der Lemmy für den Rocker, das können KHOLD für den Black-Metaler sein. Zuviel Abwechslung vertragen beide nicht.
Schön wäre das ja, wenn in diesem Jahrtausend noch mal eine Black-Metal-Band kommen würde, die ihren Fans Album für Album ordentlichen, soll heißen aggressiven, treibenden, hasserfüllten Black Metal ohne Keyboards bieten kann. Leider sind KHOLD dafür zu lahm. Soviel düsterer Groove den Songs auch innewohnen mag, auf Dauer nervt die Scheibe. Sicher geht Gards leidendes Gekeife unter die Haut, wird aber mit zunehmender Hörzeit auch nicht interessanter, sodass man seinen norwegischen Ausführungen nicht lange folgen kann.
Das gesamte Album durchzieht mal wieder eine tödliche Monotonie, was KHOLD in gewisser Hinsicht auch bezwecken wollen, schließlich lauern ja überall Tod, Verderben und Verfall. Schade, dass es mir nicht möglich ist, tiefer hinter die norwegischen Lyrics zu blicken, denn ich vermute mal, bei der Textmasse in den Songbooks der vergangen Scheiben wird sich Gard schon einiges gedacht haben. Laut Beipackzettel zur CD geht es diesmal um eine dunkle, steinige Kammer, wo die Toten zuletzt auf ihren Seelenflug warten, bis die Violinen ertönen und die Gestorbenen anfangen zu tanzen. Am Ende bleibt mal wieder nichts als Staub zurück.
Nach Underground klingt "Morke Gravers Kammer" wirklich; hier wird die reinste Kelleratmosphäre verbreitet. Dazu haben KHOLD sogar ein Video gedreht. Der Song 'Død' spielt sich in einem dunklen, versifften Kellerraum ab, wo die Band ihr Liedlein spielt und sich der in Phantom-Manier geschminkte Gard gequält auf dem Boden wälzt. Dazwischen rennt ein Pit-Bull rum und bellt gefährlich die armen Musiker an, die eh schon halb tot aussehen. Genauso klingt auch dieses Album.
Auf weiten Strecken fahren KHOLD recht lustlos aber eisern ihr musikalisches Programm und entsprechen damit voll dem Geist, welcher einem Album über das Tote beiwohnen sollte. Wenn Gard in einem Song wie 'Niflheimr' völlig abgeschmackt "Yeah" herauswürgt, sich ein 'Hevnerske' ewig im lahmenden Midtempo dahinschleppt, bis endlich mal die Gitarren so richtig losschrammeln und sich ganz hintergründig eine traurige bis erbärmliche Melodie dazugesellt. Eigentlich wunderschön. Keine Keyboards, die vielleicht noch etwas Nettes in die Songs bringen könnten.
Im Prinzip klingen KHOLD wie SATYRICON, aber ohne das gloriös melodiöse SATYRICON-Feeling, welches die erhabenen Keyboard-Parts und gekonnt gesetzten Ruhepausen auf der "Nemesis Divina" ausmachten. Sowas würde zu KHOLD auch gar nicht passen. Die neue SATYRICON-Richtung der "Vulcano" hat dafür um so mehr auf KHOLD abgefärbt, besonders was den Groove-Faktor betrifft. Nur gehen KHOLD noch ein ganzes Stück dreckiger zur Sache, besonders im Titelstück 'Mørke Gravers Kammer'. Außerdem haben sich KHOLD ja mit dem Wechsel von Moonfog zum neuen Label Candlelight von ihren Ziehvätern distanziert.
Am pompösesten klingt wohl 'Opera Seria' mit richtig saftigen Gitarren und den erwähnten Geigen, welche (allerdings arg verzerrt) die Totentänzer erwecken.
'Sjeleskjender' setzt gleich mal den Rhythmus vom vorhergehenden Song fort und bleibt auch viereinhalb Minuten dabei, mit Ausnahme zweier kleiner Breaks.
'Vardøger' schleppt sich genauso trostlos dahin. Die Fliegen warten schon.
Immerhin, nachdem das finale 'Kamp' genauso angekrochen kommt und das Schlagzeug kurzzeitig in einen Einsekundentakt verfällt, beschleunigen KHOLD doch noch mal ihren Trauermarsch, bis das Album abrupt endet.
"Morke Gravers Kammer" vermittelt eine ziemlich unromantische Vorstellung vom Tor zu Hölle oder Himmel, wie es beliebt. Ja wirklich, ein Gefühl der Beliebigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Musik von KHOLD: Lieblos gespielte Instrumente und beinahe neurotische Trostlosigkeit machten KHOLD zu ewigen Buhmännern bei Konzerten. Immerhin bleiben sie damit unverkennbar. Sie haben eine Idee und ein primitives Lebensgefühl, das immer noch ganz nahe bei der Natur wurzelt. Ob sie mit dem neuen Album Tote zum Tanzen bringen, bleibt abzuwarten. Von mir erhält "Mørke Gravers Kammer" jedenfalls wie die Vorgänger "Masterpiss Of Pain" und "Phantom" das Prädikat erdig und ehrlich!
Anspieltipps: Død, Niflheimr, Mørke Gravers Kammer, Opera Seria
- Redakteur:
- Wiebke Rost