KILL THE THRILL - Autophagie
Mehr über Kill The Thrill
- Genre:
- Post Punk / Industrial
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 26.01.2024
- Tout va bien se terminer
- À la dérive
- Le dernier train
- Autophagie
- Capitan
- Cluster headache
- Les enfants brûlent
- Je suis là
- Ahan
Schöne Klangreise zum stillen Genießen.
Bei KILL THE THRILL passt der Bandname eigentlich so überhaupt nicht zur Musik, die von diesem französischen Duo bereits seit 1989 zelebriert wird. Langweilig ist der hypnotische Post Punk der Truppe, die seit Jahren bereits aus Nicolas Dick am Gesang, der Gitarre und diversen anderen Instrumenten und Marylin Tognolli am Bass besteht, jedenfalls nie. Ergänzt wurde das Lineup für die Aufnahmen des neuen Langspielers "Autophagie" übrigens von Drummer François Rossi, der den insgesamt neun Kompositionen mit seinem Spiel den nötigen Druck verleiht.
Erst einmal muss der Mann an der Schießbude aber etwas kürzer treten, denn 'Tout va bien se terminer' beginnt nur mit Nicolas Stimme und verträumten Samples. Erst später setzt die Band nach und nach ein und die Nummer schwingt sich schließlich zu einer eindringlichen Industrial-Klanglandschaft auf, die tatsächlich das Prädikat "hypnotisch" verdient hat. 'A la dérive' ist da schon deutlich "traditioneller" unterwegs und wird von den spröden Gitarren und einem tollen Drumbeat vorangetrieben, was den Song bequem in Post-Punk-Gefilde hievt. Besonders eindrucksvoll kommt hier auch Nicolas Stimme zur Geltung, der mich mit seinem herben Timbre teilweise an den großartigen Ian Astbury von THE CULT erinnert und mit seinem Organ große Teile dieser Platte trägt.
Selbige hat aber nicht nur sperrig-punkige Momente zu bieten, sondern flirtet im ausladenden 'Le dernier train' auch mit dem klassischen französischen Chanson, was mir allerdings tatsächlich nicht so gut gefällt. Nein, für mich ist KILL THE THRILL immer dann am stärksten, wenn es hypnotischer, elektronischer und unvorhersehbarer wird. Der Titeltrack, der zwischen Industrial und fast schon epischen Sphären pendelt, ist etwa ein weiteres Highlight, was ebenso für 'Je suis là' gilt, dessen vertrackte Struktur mich sogar an Prog Rock der Siebziger denken lasst. 'Capitan' bringt als treibender Song schließlich ein wenig DEPECHE MODE mit ins Spiel und wirkt mit dezentem Pop-Appeal ebenfalls lange im Gedächnis nach, weshalb ich auch diese Nummer als klaren Anspieltipp herausstellen möchte.
Große Kritikpunkte gibt es im Falle von "Autophagie" daher am Ende auch nicht zu vermelden, denn insgesamt liefert KILL THE THRILL hier ein großartiges Post-Punk-Album ab, das sich wie bereits erwähnt auch vor musikalischen Experimenten nicht scheut. Ja, manchmal geht der Pop-Appeal auch mal etwas zu weit, doch über den Großteil ist das hier einfach eindringlich, spannend und wunderschön arrangierte Rockmusik, die ich euch daher auch ohne großes Nachdenken ans Herz legen kann, wenn ihr eure Musik hypnotisch und nicht nach Schema F komponiert mögt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs