KILLING JOKE - Extremities, Dirt And Various Repressed Emotions
Mehr über Killing Joke
- Genre:
- Post-Punk / Gothic / Industrial Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Noise International / BMG
- Money Is Not Our God
- Age Of Greed
- Beautiful Dead
- Extremities
- Intravenous
- 6.Inside The Termite Mound
- Solitude
- North Of The Border
- Slipstream
- Kaliyuga
- Struggle
A full stop followed by an exclamation mark.!<br />
Mit "Extremities, Dirt And Various Repressed Emotions" hat der KILLING JOKE das richtige Timing getroffen. Die zähe, düstere Eröffnung 'Money Is Not Our God' mit ihrem knochentrockenen Schlagzeug, dem finster drückenden Bass und den wie metallene Raubvögel darüber kreisenden Gitarrenläufen ist eine gelungene Einstimmung, auf die sogleich einer der beiden größten Hits des Albums folgt: 'Age Of Greed'. Unerbittlich treibend wird hier die prinzipielle Warenförmigkeit aller gesellschaftlichen Güter und Werte und davon total erfassten Lebensbereiche aufs Korn genommen, die sich unter den herrschenden Verhältnissen immer weiter auftuende soziale Schere überaffirmativ bis zum Gehtnichtmehr geschliffen und überspreizt und somit diese verbitterte Antihymne der Gier auf ihr absehbares Ende zugehetzt.
Monoton, niedergedrückt und geisterhaft gestimmt folgt das gravitätische 'The Beautiful Dead' nach, bevor die von allerlei Effekten aufgewühlten 'Extremities' durch die Boxen pflügen. Zwischendurch fügt sich eine ruhigere, atmosphärische Phase ein, danach wird wieder abgeräumt. Hier und auch in 'Intravenous' kommen die postpunkigen Wurzeln der Band zum Vorschein. Letzteres klingt fast so, als hätten KILLING JOKE auf eigene, unnachahmliche Art ein bis dato unveröffentlichtes, wie gehabt geniales JOY DIVISION-Stück gecovert; grauschleierverhangenes Gitarrenspiel und getrieben vorwärtsstolpernder Schlagzeugsound inklusive.
Der zweite große Hit des Albums indes heißt 'Inside The Termite Mound'. Passende Effekte, vor allem aber das gleichgeschaltete Spiel der Akteure erzeugen eine von hypnotischem Sog durchzogene Stimmung der Bewusstlosigkeit, Monotonie, Niedergeschlagenheit, Auswegslosigkeit und geschäftigen Ausdauer. Hinzu liegt gerade ausreichend Hall darauf, um die Atmosphäre einer verkapselten Kaverne zu erzeugen, in deren verästelten und ineinander verworrenen Gängen sich das geschichts-, gesichts- und trostlose Gewusel räumlich wie zeitlich bis ins Unendliche fortzusetzen scheint, ohne jemals das Licht zu sehen.
Ähnlich gestimmt, jedoch von einem deutlich vitaleren Puls durchzogen, schließt sich das leicht mystisch angehauchte, von einigen Wave-Elementen aufgehübschte 'Solitude' an. Nach dem nervös wabernden, unruhigen, kratzbürstigen 'North Of The Border' und dem rauschhaft unwirklichen, schüttelfrostig glitschigen 'Slipstream' gibt es mit 'Kaliyuga' noch ein ruhiges, kurzes Instrumentalzwischenspiel, bevor das ebenso sperrige wie poetische Schlussstück 'Struggle' dem Album ein angemessenes Ende setzt.
Auch wenn es einem bei den ersten Hördurchläufen kaum auffallen mag, haben Coleman, Geordie, Raven und Atkins in "Extremities, Dirt And Various Repressed Emotions" immer wieder auch tolle Melodien versteckt, die freizuhören ein lohnendes Unterfangen ist. Zugang dazu wird aber wohl nur finden, wer bereit ist, sich durch das teils dicht gestrickte Unterholz "primitiver" Rhythmen zu wühlen. Sehr schön aufgefangen und in einen passenden Sound gefasst wurden diese Kompositionen von J. M. Rex, womit dieses Album das verdiente i-Tüpfelchen aufgesetzt bekommt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz