KILLSET - S.T.F.U.
Mehr über Killset
- Genre:
- Neo Metal / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Scratched Records
- Release:
- 23.06.2017
- Get Up
- Bully
- Killers In The Pit
- Tomorrow
- Broken Angel
- Jump
- How Dare You
- Animal
- Not A Love Song
- Don't Let Me Die
So und nicht anders hat Neo Metal im 21. Jahrhundert zu klingen!
Von KILLSET dürfte hierzulande noch kaum jemand gehört haben, doch wer "S.T.F.U.", dem jüngsten Streich der Amis ein Ohr leiht, dürfte sich in vertrauter Umgebung wähnen, zumindest wenn man nicht der Pauschalverweigererfraktion angehört, die alles, was der Metal nach den 80er Jahren an neuen Ausprägungen hervorgebracht hat, rundweg ablehnt. KILLSET ist zwar eine Band des aktuellen Jahrzehnts, bezieht ihre Inspiration aber von den Nu-Metal-Vertretern der Neunziger. Und wie man diese außerhalb der Vereinigten Staaten mausetote Spielart schlüssig ins 21. Jahrhundert transportiert, beweisen die Kalifornier auf ihrem zweiten Album ziemlich eindrucksvoll.
Der Opener 'Get Up' beginnt mit ruhigen Gitarren und schmeichelndem Gesang, explodiert nach kürzester Zeit jedoch auf brachiale, neo-thrashige Weise, und Frontmann Luca beweist in den allerersten Momenten von "S.T.F.U.", dass er sowohl über eine charismatische Gesangsstimme, als auch über eine brutale Schreiröhre verfügt, die es qualitativ absolut mit einem Chris Machado oder Chester Bennington (R.I.P.) aufnehmen kann. Die eingestreuten Keyboardsounds peppen die knackige Eröffnung noch etwas auf und schon finden wir uns wieder in einem kontrolliert psychopathischen, hochenergetischen und durchweg eingängigen Kosmos aus guten alten DISTURBED-Aggressionen, ILL NINO-Grooves und LINKIN PARK-Hitanleihen. Klingt ausgelutscht? Ist es mitnichten. Das Quartett aus L.A. filtert das Beste aus dem kurzlebigen Nu-Metal-Trend heraus, versieht die Essenz mit einem ungewohnt rauen Soundgewand und stellt schlicht und ergreifend zehn kompakte Rock-Kracher zusammen, die man sich auch im fortgeschrittenen neuen Jahrtausend gut anhören kann.
Und der Vierer zieht sein Ding konsequent durch: Rap-Metal aus KORN und LIMP BIZKIT-Tagen mit einem Ohrwurmrefrain bei 'Bully', eine straighte Hüpf-Nummer namens 'Killers In The Pit', die überraschende orchestrale Ballade 'Broken Angel', und das mit starkem P.O.D.-Einschlag recht martialisch entstellte KRISS KROSS-Cover 'Jump' – für Abwechslung ist gesorgt und trotz massig Déjà-vu-Effekten nutzt sich "S.T.F.U." eben nicht schon im ersten Durchlauf ab, sondern macht richtig Laune auf eine Liveparty mit den Kaliforniern. Die Instrumentalfraktion trägt hierzu mit ihrem knochentrockenen, präzisen Drive bei, doch vor allem bringt Fronter Luca jenen latenten Wahnsinn mit, wie ihn die jungen David Draiman oder Jonathan Davis vor 20 Jahren im Gepäck hatten. Und der Einflüsse-Overkill reißt auch gegen Ende nicht ab: Bei 'Not A Love Song' trifft 36 CRAZYFISTS-Melancholie auf STAIND-Einfühlsamkeit, und 'Don't Let Me Die' lässt (endlich) auch noch KORN- und SLIPKNOT-Irrsinn aus dem Sack, wie man ihn irgendwie das ganze Album hindurch schon erwartet hat. Dass zwischendrin auch noch FEAR FACTORY, ROB ZOMBIE, SEVENDUST und etliche weitere Rock-Kollegen ihre Spuren im KILLSET-Sound hinterlassen haben, dürfte nicht mehr weiter verwundern.
"S.T.F.U." ist also eine bestens funktionierende Hommage an die Neo-Metal-Ära, mit einer ganzen Armada an Einflüssen, aber dennoch eigenständigem Sound, wodurch KILLSET nicht zur reinen Klonmaschine verkommt. Trotzdem traue ich dieser Truppe noch mehr zu. Die zehn Songs sind allesamt kompakt und livetauglich, doch Musiker mit einem solchen Gespür für Effizienz könnten gewiss auch noch etwas mehr Komplexität in ihren Songs unterbringen, um noch mehr Tiefenwirkung zu entfalten. Diese geht "S.T.F.U." nämlich etwas ab und hätte auf alle Fälle Platz im KILLSET-Sound. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein durchweg unterhaltsames Album, wahrscheinlich die beste Neo-/Modern-/Alternative-/US-Metal-Scheibe, seit die Heroen der 90er ihre rohen Wurzeln aufgegeben haben.
Anspieltipps: Get Up, Tomorrow, Don’t Let Me Die
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause