KING, KERRY - From Hell I Rise
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/24
Mehr über King, Kerry
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Reigning Phoenix Music
- Release:
- 17.05.2024
- Diablo
- Where I Reign
- Residue
- Idle Hands
- Trophies Of The Tyrant
- Crucifixation
- Tension
- Everything I Hate About You
- Toxic
- Two Fists
- Rage
- Shrapnel
- From Hell I Rise
Ein Solo-Comeback auf dem erhofften hohen Level.
Dass dieses Debüt eines der am meisten ersehnten Alben des gesamten Kalenderjahres sein wird, steht wohl völlig außer Frage. Bereits im vergangenen Jahr haben Kerry King und seine neuen Wegbegleiter den Grundstein für "From Hell I Rise" gelegt und die Platte im Grunde genommen auch fertiggestellt, doch aus verschiedenen Gründen hat sich der Release bis zur Mitte des aktuellen Jahres verschoben, was die Spannung nun noch einmal deutlich angeheizt hat. Immerhin steht seit geraumer Zeit fest, welche Begleitmusiker sich der einstige SLAYER-Gitarrist ins Studio geholt hat, um die 13 Stücke seines ersten Alleingangs zu realisieren, und dort findet man neben einem alten Wegbegleiteer wie Paul Bostaph an den Drums auch Kultfiguren wie (nunmehr Ex-)VIO-LENCE-Klampfer Phil Demmel und DEATH ANGEL-Frontmann Mark Osegueda, dem man womöglich gar nicht zugetraut hätte, der radikaleren Gangart eines solchen Releases gerecht werden zu können, der aber wie so viele andere Puzzlestücke auf "From Hell I Rise" wunderbar ins Gefüge passt und seinen Part mit Bravour ausfüllt.
Doch wie klingt Kerry King nun in der Post-SLAYER-Ära bzw. ist die neue Scheibe tatsächlich eine modernere Variante der Legende, wie man es vorab schon im Rahmen vieler Spekulationen in Erfahrung bringen konnte? Nun, im Großen und Ganzen kann man tatsächlich sagen, dass "From Hell I Rise" zu Teilen bei King's ehemaligem Brötchengeber andockt, das hohe Tempo aber gar nicht erst mitgehen will, sondern eher auf stampfende Grooves und bösartiges Midtempo setzt. Der Gitarrensound des Altmeisters erinnert dabei gelegentlich an die Arbeiten auf "God Hates Us All", welches sich wohl auch Osegueda als Vorbild genommen hat, um die überraschend diabolischen Screams den Erwartungen anzupassen. Und damit hat man dann auch einen klaren Orientierungspunkt, wohin die Reise unter neuer Flagge gehen soll.
Bevor sich die Truppe jedoch so richtig eingroovt, darf Leadgitarrist Demmel erst einmal zeigen, was er auf der Kappe hat und nach dem stimmungsvollen Intro ('Diablo') in 'Where I Reign' eine Kostprobe seiner Fingerfertigkeiten geben. Nimmt man alleine diesen Track als Maßstab, muss man eigentlich schon festlegen, dass es im gesamten Modern-Thrash-Bereich wahrscheinlich nichts mehr geben wird, was Kerry King und sein Team vom 2024er Thron wird stoßen können. Doch die furiosen Leads sind leider nur in Teilzeit verfügbar, weil die Tempovorgaben dies nicht immer zulassen, so dass der erste Track zugleich auch der wildeste auf dem ganzen Album bleiben soll, welches sich schließlich irgendwo in mittlerer Geschwindigkeit einpendelt und nur noch gelegentlich ('Toxic') zu rasanten Tempovorstößen drängen lässt. Und dies ist vielleicht der einzige Wermutstropfen, den man beim Genuss von "From Hell I Rise" in Kauf nehmen muss - denn die Qualitäten von Phil Demmel werden nicht immer in vollem Maße angefragt!
Dies ist aber insofern recht leicht zu verdauen, als Kerry King auch mit leicht angezogener Handbremse noch Aggressionen vermitteln kann, die man in dieser Intensität tatsächlich nur von seiner vorherigen Truppe kennt. Dies mag damit zusammenhängen, dass Mark Osegueda sich redlich bemüht, Tom Arayas Sprechgesang nachzueifern, ist aber definitiv auch auf die tolle Rhythmusarbeit und die grandiosen Riffs des Namensgebers zurückzuführen, die im Paket eine vertraute und vor allem sichere Bank sind. Als Beispiel sei hier das dicke 'Two Fists' genannt, das mit dezent rockiger Attitüde den Nacken extrem malträtiert und eines von so vielen Highlights auf dieser Scheibe ist.
Die entscheidende Fraage ist zuletzt jedoch, ob die Soloband tatsächlich mit SLAYER Schritt halten kann, und hier muss man dann doch konstatieren, dass dies nur ansatzweise, aber nicht über die komplette Distanz gelingt. Das legendäre Quartett und seine einzigartige Intensität sind auch vor dem Hintergrund nicht erreichbar, dass die halbe Besetzung der letzten Tournee bei Kerry King beschäftigt ist, zumal Gary Holt und Tom Araya in mancherlei Hinsicht noch einmal in einer ganz anderen Liga spielen. Doch "From Hell I Rise" ist nah dran, wird von einer megastarken Performance gepusht und dürfte alle Fans der Originale auf jeden Fall zufriedenstellen.
Man darf daher also auch gespannt sein, wie die Band ihr Material auf der Bühne wird verkaufen können. Die Sommerfestivals werden hier Aufschluss geben, und auch wenn SLAYER sich wieder zu zwei Reunion-Gigs zusammentun wird, ist diesem Quasi-Nachfolger zu wünschen, dass er mit eigenem Material ganz neue Akzente setzen kann. "From Hell I Rise" kann die Erwartungen dahingehend komplett erfüllen - auch wenn es nicht der erhoffte 10/10-Meilenstein geworden ist!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes