KNOPFLER, MARK - Sailing To Philadelphia
Mehr über Knopfler, Mark
- Genre:
- Pop/Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Mercury/Universal
- Release:
- 25.09.2000
- What It Is
- Sailing To Philadelphia
- Who's Your Baby Now
- Baloney Again
- The Last Laugh
- Silvertown Blues
- El Macho
- Prairie Wedding
- Wanderlust
- Speedway At Nazareth
- Junkie Doll
- Sands Of Nevada
- One More Matinee
Die DIRE STRAITS-Gitarre schaltet ein, zwei Gänge zurück und spielt sich durch ein paar der tollsten Songs Knopflerscher Schaffenskunst.
Hat man das markante Gitarrenspiel von Mark Knopfler - bei DIRE STRAITS zu einem absoluten Markenzeichen geworden - einmal gehört, erkennt man es immer wieder, so unverwechselbar bearbeitet der gebürtige Glasgower seine Sechssaitige. Auf seinem zweiten von bislang insgesamt sechs Soloalben wird dies in Tateinheit mit einer sehr entspannten, ja bisweilen schwermütigen Gangart als formvollendete Klangkunst zelebriert. Zugegeben, auf "Sailing To Philadelphia" schlägt immer mal wieder ein gewisser Country-Touch (und stellenweise auch eine Prise Folk) durch, wenngleich insbesondere der formidable Opener 'What It Is' eine typische Knopfler-Rock-Nummer ist, die im Fahrwasser von 'Sultans Of Swing' oder 'Walk Of Life' durchaus nicht hinter den großen DIRE STRAITS-Stücken zurückstehen muss. Insgesamt ist "Sailing To Philadelphia" aber eher ein Album der ruhigen Töne, Knopfler gibt viel Eingängiges bis Balladeskes zum Besten und stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass er traumhaft schöne Melodien dutzendfach aus dem Ärmel zu schütteln vermag. Dabei ist die Hitdichte auf diesem Album um einiges höher ausgefallen als auf nachfolgenden Soloscheiben wie "The Ragpicker's Dream" (2002) oder "Shangri-La" (2004). Sind es im Zusammenhang mit DIRE STRAITS Songs wie 'Sultans Of Swing', 'Brothers In Arms', 'Walk Of Life' und 'Twisting By The Pool', die sich einem zuerst ins Gedächtnis rufen, so sind dies von seinen Solosachen definitiv 'What It Is' und 'Sailing To Philadelphia', beide von diesem Werk stammend, die über all die Jahre am Nachhaltigsten in Erinnerung bleiben konnten.
Einige Songs kommen recht melancholisch daher (z.B. 'Baloney Again', 'Silvertown Blues'), gleichzeitig umschifft Knopfler gekonnt alles, was die überwiegend entspannt und verträumt intonierten Stücke ins Schnulzige oder Kitschige abdriften lassen könnte. Ein wunderbare Ansammlung an - schlicht und ergreifend - schönen und packenden Songs. Gelassener, gitarrenorientierter Pop-Rock von sehr filigraner Ausprägung, wobei sich dies nicht durch einen hohen technischen Anspruch manifestiert, sondern einzig und allein durch das mitreißende Gitarrenspiel und den einfühlsamen Gesang, beides in großartige Melodien gewandet, die sich auch nach vielen Jahren einfach nicht abnutzen. Die erwähnten Country- und Folk-Reminiszenzen - man höre nur mal 'Speedway At Nazareth' - fügen sich ganz natürlich ins Klangbild ein und sorgen für die wohl deutlichste musikalische Abgrenzung von Knopfler solo zu den DIRE STRAITS-Sachen. Wobei eine bewusste Abgrenzung sowieso nicht beabsichtigt oder gar notwendig war. DIRE STRAITS, in deren Anfangstagen auch Mark Knopflers Bruder David zur Band gehörte, hatten nämlich 1991 ihr letztes Studioalbum "On Every Street" veröffentlicht und sich 1995 schließlich aufgelöst. Natürlich kam es für Mark Knopfler nicht in Frage, die Gitarre an den Nagel zu hängen - im Gegenteil, nun konnte er sich auf Solopfaden austoben, zumal ihm die hohe Popularität der DIRE STRAITS offenbar auch einfach etwas zuviel geworden war.
An "Sailing To Philadelphia" waren eine Vielzahl an Musikern beteiligt, u.a. auch der schon bei DIRE STRAITS aktive Keyboarder Guy Fletcher, der Mark Knopfler über die Jahre bei seinen meisten musikalischen Ausflügen zur Seite stand. Äußerst gelungen sind auch die Kollaborationen mit anderen Sängern auf diesem Album. Erwähnenswert hierbei vor allem der Gastbeitrag von James Taylor beim Titelstück sowie 'The Last Laugh', bei dem er sich den Gesang mit dem unverwechselbaren Van Morrison teilt. Retrospektiv muss man einfach anerkennen, dass Kollege Knopfler und seine Mitstreiter auf dieser Scheibe alles richtig gemacht haben. Ein, zumindest meiner unmaßgeblichen Meinung nach, absolut zeitloses Album, bei dem er sich wahrlich selbst übertroffen hat. Daher kann ich hier nur die Höchstnote zücken.
Anspieltipps: What It Is, Sailing To Philadelphia, Baloney Again, Silvertown Blues ... ach was, hier könnte jedes Stück genannt werden.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer