KOLDBRANN - Ingen Skansel
Mehr über Koldbrann
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Dark Essence / Karisma / Soulfood
- Release:
- 23.08.2024
- Ingen Skansel
- Et Uomtvistelig Falsum
- I Unaturens Vold
- Prosesjon Under Blyhimmel
- Det Kryper Kaldt
- Maskiner Av Nihil
- Forstanden Seiler Sin Egen Sjø
- Fortærer Av Minne Og Form
- Rykk Skaperverket Opp Med Roten
- Vorde Eders Farkost En Katafalk
- Serenade Til Dødens Elende
Wenn norwegische Grimmbärte erwachen.
Ist es nun wirklich zehn Jahre her, dass KOLDBRANN uns "Vertigo" auf die brennenden Äuglein drückte? Die Norweger beehren uns tatsächlich noch einmal mit einem Opus, das sich "Ingen Skånsel" nennt und mit gleichnamigem Track startet. Wie wir es kennen, böllert es räudig in alter Schule, ohne auf progressive Elemente komplett zu verzichten. Etwas erinnert es an die "Ravishing Grimness"-Phase von DARKTHRONE. KOLDBRANN zimmert sich durch schiefes Riffing, Breaks und rockige Passagen, die Vocals tönen immer heiser geifernd und ergrimmt. 'Et Uomtvistelig Falsum' schlittert durch unwegsames Gestrüpp und guckt kurz nach den Kollegen von KHOLD, welche den Berg auf geraderen Wegen hinunterjagen.
Bei KOLDBRANN weiß man nie, was hinter der nächsten Kehre kommt: 'I Unaturens Vold' lässt die Pferde los, Black'n'Roll is king, warum nicht im Galopp, wenn keiner hinguckt? Die Drums rasseln, Pfeile fliegen, egal, wir sind mit Kettenhemd und tiefliegendem Visier ausgestattet. Das überlange 'Prosesjon Under Blyhimmel' zeigt uns auf einem Plateau eine seltsame Prozession: Das Basisriff gemahnt an BLACK SABBATH, und zwar recht genial. Doom können sie also auch, schleppend und schiebend mäandern die Norweger zwischen dunklen Monolithen, schamanischem Feuerritual und eigenartigen Gegenständen auf verbranntem Gras. Die derwischartige Tempoaufnahme im Finale beschwört einen archaischen Rhythmus.
Das instrumentale Interludium 'Det Kryper Kaldt' erinnert uns daran, dass KOLDBRANN auch Post Rock schätzt - hier können wir einmal kurz durchatmen. 'Maskiner Av Nihil' setzt wieder auf Geschwindigkeit, schräg fallen die Schatten, das Licht hat hier wenig Chancen, erneut meldet sich in der Songmitte der Hohepriester. Am Ende bringen die Buben noch ein unnachahmliches Riffing, chapeau! 'Forstanden Seiler Sin Egen Sjø' besticht mit einem originellen Basisthema, Black Metal kann richtig lässig sein. Hier spielen die Mannen aus Norige ihr Können routiniert und zackig aus, nicht ohne einen fettgeilen Part im letzten Drittel anzustimmen.
Es fällt auf, dass die Band wieder etwas zurück zu ihren Wurzeln geht, vielleicht etwas weniger experimentell. Schadet das? Nein, solange sie wie in 'Fortærer Av Minne Og Form' Wurfsterne in wunderbar-elliptischen Flugkurven zu werfen verstehen. CANDLEMASS kennt man auch: 'Rykk Skaperverket Opp Med Roten' (wunderbare Titel, oder?) ist dabei nicht wirklich nah bei den Schweden zu verorten, aber das Intro zeigt, Doom kann zu Black werden. Das Break gefällt mir sehr gut - überhaupt kann KOLDBRANN einen Song variabel aufbauen.
Kurz ausruhen? Na klar, da kommt das Instrumental 'Vorde Eders Farkost En Katafalk' gerade recht, obwohl sich auch hier raffiniert ein solider Alptraum einschleicht. 'Serenade Til Dødens Elende' bietet einen würdigen Abschluss, der Hohepriester ist einfach nie fein gestimmt. Neu ist daran nichts. Was zählt, ist, dass KOLDBRANN alten Stoff aus der, nennen wir sie mal zweiten Generation des Black Metal, unterhaltsam aufbereitet, intelligent variiert und das griffige schwarze Schwert nie ablegt. Auch überzeugt sehr, dass bei aller Kompaktheit des Liedgutes durchgehend Neues zu entdecken ist und immer dezent postrockige Nuancen das Album noch facettenreicher gestalten.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Matthias Ehlert