KORITNI - Welcome To The Crossroads
Mehr über Koritni
- Genre:
- Hardrock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Verycords / Soulfood
- Release:
- 04.05.2012
- Down At The Crossroads
- Better Off Dead
- Party's Over
- Now A Word From Our Sponsor
- TV's Just A Medium
- Lost For Words
- Sydney In The Summertime
- Sometimes
- Money Talks, It Says Goodbye
- Let's Go Crazy
- Hold On
- Take It Like A Man
Australisches Schokobier mit Partyhütchen. Oder starkes Hard Rock Album vom anderen Ende der Welt.
Journalistisches Schaffen ist manchmal trocken, manchmal eher abenteuerlich, beizeiten auch lustig oder schräg. Des Journalisten Haltung ist geprägt vom ungesund gekrümmtem Rücken, mit dem er sich über den Laptop beugt, dazu hat er Kopfhörer auf den Ohren als Ersatz für einen Tropenhelm, je nach Aufgabengebiet ersetzen Kaffee, Bier oder heiße Schokolade die Machete, speckige Funktionshosen (Funktion wie: sitzen, lümmeln, liegen) verbergen die massive Sitzmuskulatur und die Neonröhrenbräune wird von einem Bandshirt bedeckt (bevorzugt aus Gore-tek, Blues-Baumwolle oder Metallfaser). Zitternde, knöcherne Finger beackern flink und unerbittlich die Tasten und verschießen tödliche Zeilenmunition mit einer Frequenz, die sogar Rambo neidisch macht. So gerüstet wagt er sich in den unerbittlichen Dschungel an Neuveröffentlichungen und begleitenden Promotexten, gewillt, sich allen Gegnern mit offenem Ohr und wachem Auge zu begegnen. Soll sich einer trauen!
Das Neueste wilde Geschöpf, das sich mit scharfen Klauen in meine Gehörgänge graben will, hört auf den Namen "Welcome To The Crossroads"und stammt aus Australien. Soweit der trockene Teil, denn sobald ich die Musik anmache, wird mir klar, dass ich diesen Kampf schon verloren habe, bevor ich mich überhaupt zwischen Bier und Schokolade entscheiden kann. Da pumpt mir nach kurzem Eingang der Bass bei 'Down At The Crossroads' unverschämt in die Beine, darüber schneidet eine Slidegitarre locker ein Riff in mein Großhirn, das mich so schnell nicht mehr loslässt. Während der von knarzigen Gitarren und melodischem Gesang getragenen Strophe stolpere ich noch mal zu dem Päckchen, in dem die CD kam und studiere den Beipackzettel - und genau in dem Moment beginnt dann der lustige Teil der Arbeit. Von einer neuen Nachwuchshoffnung des typischen Aussie-Stil ist da die Rede. Die Band spiele stilistisch zwischen anderen Kontinental-Insulanern wie AC/DC, ROSE TATTOO oder neuerdings AIRBOURNE steht da unter anderem, ein Vergleich so passend wie das Bier, das ich mittlerweile in mein Kakao-Pulver geschüttet habe. Schmeckt scheiße, knallt aber und ist süß, also irgendwie doch wieder passend, denn genau so ist die Musik der sympathischen Band um Namensgeber und Hauptgitarrenschwinger Lex Koritni.
Allerdings erinnert mich die Musik nur selten an die australisch/irische Bande von AC/DC, vielmehr lässt man auf Album Numero drei eher Musik auf die Welt los, die es eigentlich per Verbot seit Mitte der 90er nicht mehr geben dürfte. Aber um mal prominente Schützenhilfe von Paul Gilbert zu geben: "You can take man out of the 80s, but you can't take the 80s out of man". Denn auch nach dessen Band MR. BIG klingt das hier, noch mehr nach den wiederauferstandenen EXTREME, manchmal auch nach zahmeren BON JOVI oder unbluesigen AEROSMITH. Also mit knackigen Riffs, Melodien über Melodien, Refrains gerne mal mit Harmony-Gesang, jeder Menge Zunder, gelegentlichen netten Slideeinlagen und (natürlich) Gitarren sowohl mit Eiern als auch Flitzefingergarantie. Hier trieft das 80er Feeling leicht glamig und zuckersüß aus allen Ecken, verliert aber nie den Biss und den bierseligen Partyspass - ich sagte ja, Bier mit Schoko.
Nicht jedes Lied ist durchgängig stark oder kann sein Potenzial ausleben, 'Money Talks, It Says Goodbye ' etwa hat zwar den coolsten Titel seit Langem, klingt aber eher nach Sparschwein statt Geldbündeln und 'Sometimes' kommt nur manchmal spannend daher trotz überraschendem Ende. Aber Songs wie das erwähnte 'Down At The Crossroads', der stark an AEROSMITHs "Pump"/"Get A Grip" angelehnte 'Take It Like A Man' oder 'Sydney In The Summertime' sind tolle Partykracher. Musikalischer Instant-Alkopop quasi. Nur schade, dass man sich um Sonne, Bikinimädels und Drinks selber aufpumpen muss.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Simon Volz