KORN - The Path of Totality
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2011
Mehr über Korn
- Genre:
- Nu Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Roadrunner Records (Warner)
- Release:
- 02.12.2011
- Chaos Lives In Everything (Feat. Skrillex)
- Kill Mercy Within (Feat. Noisia)
- My Wall (Feat. Excision)
- Narcissistic Cannibal (Feat. Skrillex & Kill The Noise)
- Illuminati (Feat. Excision And Downlink)
- Burn The Obedient (Feat. Noisia)
- Sanctuary (Feat. Downlink)
- Let's Go (Feat. Noisia)
- Get Up! (Feat. Skrillex)
- Way Too Far (Feat. 12th Planet)
- Bleeding Out (Feat. Feed Me)
Dubstep-Rock'n'Roll
Oh Mann, wie ich diese Band gehasst habe. Wurde ich Anfang der 2000er gefragt, welche Musik ich überhaupt nicht ausstehen kann, hätte ich gar nicht über Euro-Trance, Techno oder Hip Hop nachdenken können, bis dieses Wort über meine Lippen gekommen ist. Doch man wird älter und mit dem Alter kommt bekanntlich die Weisheit – zumindest geht der Sturm und Drang etwas verloren und man ist bereit für neue Weisheiten. Irgendwann war es mir sogar möglich, Nu Metal als Musikrichtung in Teilen zu schätzen und heute... ja, heute sitze ich am neuesten KORN-Album, denke mit Freude an das letztjährige Konzert mit DIMMU BORGIR und fühle mich mental dazu in der Lage, "The Path Of Totality" besprechen zu können. Doch dieses Album macht es einem wirklich nicht leicht.
Nach dem wirklich beachtenswert guten "Korn III – Remember Who You Are" aus dem Jahr 2010, bei dem die Band endlich wieder zu alter Stärke aufgefahren ist, hat sich die Band nur ein Jahr später etwas Neues vorgenommen: Ein Rock-Album im Dubstep-Gewand aufzunehmen. Dafür suchten sich die Jungs um Sänger Jonathan Davis Unterstützung in dieser modernen Elektroszene - die der gemeine Metalhead vielleicht als Doom Trance bezeichnen würde - um der Welt einen neuen Evolutionsschritt im Crossover zu schenken. Natürlich mit der Mission, einerseits Metal-Paule von umme Ecke das Dosenbier in der Hand schlecht werden zu lassen, andererseits die Kids unserer Zeit, die auf diese Musik aber konkret endsfett abfeiern gehen, für die vor fast zwanzig Jahren losgetretene White-Trash-Revolution aus Kalifornien in neuem Gewand begeistern zu können.
Tatsächlich überrascht das Album zunächst mit fetten Grooves, die den Rock zwar spürbar erkennen, sich in einer elektrischen Verfremdungskakophonie aber zügellos gehen lassen. Manchmal hinterlässt dies fragende Blicke, die sich wundern, ob das Gehörte eigentlich noch entfernt etwas mit Gitarren oder anderen "klassischen" Rock-Instrumenten zu tun hat. Dabei ziehen die Brüder mit dem verwackelten Schriftzug eine wohlig an moderne Vampirgeschichten erinnernde postmoderne Rokoko-Atmosphäre auf, voller überreifer Kostüme und sich selbst parodierender Gesten und Dogmen. Es bordet über, was elektronisch überborden kann. Und trotz einer gewissen entstehenden Eintönigkeit reißt das Album zu Beginn mit, doch die Wut und die in der brechend-nasalen Stimme des Sängers manifestierte Stimme einer ziellosen Generation geht in der Vereinheitlichung der partywütigen Soundwand etwas unter. Dies hinterlässt eine Menge einsamer KORN-Kids, die ihre pausbäckige Kellerbräune in Zukunft ohne den modernen Elektrosoundtrack voller Manie pflegen müssen. Ja, mehr noch: Trotz der gelungenen Umsetzung der Idee des neuartigen Crossovers werden sich die Jungs wenig neue Freunde machen, denn auch für Dubstep-Jünger wird sich diese Mixtur nicht unbedingt zum Highlight entwickeln, steckt doch für die harten Freunde sicherlich noch zu viel KORN drin.
Andererseits klangen KORN schon immer ein bisschen nach Dubstep, vielleicht ohne es zu wissen, und deshalb funktioniert "The Path Of Totality" auch so, zumal auch der Dudelsack wieder mit von der Partie ist. Dennoch fasziniert mich persönlich mehr noch die Tatsache, dass die Band schon nach einem gut angenommenen Album wiederum neue Wege beschreiten wollte. Und dieser Mut macht Spaß! Deshalb sollten sich Freunde moderner Musik mit Elektro-Fühlern und Rock-Füßen durchaus mit diesem Stück Post-Teenage-Sound beschäftigen.
Anspieltipps: Kill Mercy Within, Get Up!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer