KOTZREIZ - Nüchtern unerträglich
Mehr über Kotzreiz
- Genre:
- Punkrock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Aggressive Punk Produktionen
- Release:
- 20.03.2020
- Dusty
- Nüchtern unerträglich
- Wer is wieder da
- Toilettenstern
- Eiskalte Ohren
- Punkboys Don't Cry
- Ratten im System
- Sambuca Beach
- Nix zu verliern
- Ich bin ein Wrack
- Der räudige Aal
Zum dritten Mal.
KOTZREIZ, ein Name wie ein Gedicht. Und zumindest kann man als Außenstehender von den Hauptstadtpunks denken, dass man den Titel ihres neuesten Albums auf ihre Musik gemünzt durchaus wörtlich nehmen kann. Doch ganz so schlimm ist es nicht - im Gegenteil: Auch ohne Alkohol macht das Comebackalbum der Jungs durchaus Spaß. Es ist ein ach so typisches Deutschpunkalbum mit allem, was das Herz und die Ohren begehren: Simple, eingängige Akkorde, Refrains, die zwar recht schnell ins Ohr gehen, dafür aber dort nicht allzu lang verweilen, und diese für die Szene doch arg stereotype Mir-doch-egal-Aura, die man entweder liebt oder eben nicht.
KOTZREIZ veröffentlichte das letzte Album vor acht Jahren. Man könnte meinen, dass Fabi Feuer und seine Mannen entsprechend eingerostet seien. Doch Fehlanzeige: locker flockige Pop-Punk—Melodien der etwas härteren Gangart gepaart mit selbstverständlicher, grenzenloser Gute-Laune-Manier nehmen auch 2020 wieder das Heft fest in die Hand. Es geht um scheinbare Schwerelosigkeit ('Nix zu verlieren'), ein wenig Liebeskummer ('Punkboys Don't Cry'), ein klein wenig Selbstreflexion ('Wer is wieder da'), und an einer Stelle wird Berlin auch zur neuen Surferoase ('Sambuca Beach'). Die Herangehensweise des Trios ist nicht neu, und sehr häufig, vielleicht auch zu häufig, verdreht man ob der Themen, der doch zu stumpfen und simplen Strukturen sowie der x-ten "Wir sind Punks und stolz drauf"-Ansage doch die Augen.
KOTZREIZ hat dennoch ein für etwas simpleren Punkrock anständiges bzw. unanständiges Album auf der Habenseite, dass das Trio zum einen wieder auf die nationale Musiklandkarte befördert und zum anderen das Statement "Punk's Not Dead" durchaus wiederaufleben lässt. "Nüchtern unerträglich" ist zwar keine akustische Offenbarung, doch für einen netten, fluffigen Zeitvertreib nebenbei eignet sich das Drittwerk der Berliner doch gut.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp