KRISTINE, LIV - Deus Ex Machina (Re-Release)
Mehr über Kristine, Liv
- Genre:
- Dream Pop
- Label:
- Allegro Talent Media
- Release:
- 01.03.2024
- Requiem
- Deus Ex Machina
- In The Heart Of Juliet
- 3 A.M.
- Waves Of Green
- Take Good Care
- Huldra Part I
- Portrait: Ei Tulle Med Øyne Blå
- Good Vibes Bad Vibes
- Outro
- In The Heart Of Juliet (Forever Mixx)
- Huldra Part II
- Good Vibes bad Vibes (Dance On The Ocean)
- 3 A.M. (Late Night Version)
- 3 A. M. (Club Mix)
- 3 A.M. (Radio Mix)
- 3 A.M. (Single Edit)
- 3 A.M. (Loop Mix)
- Deus Ex Machina (Alternative Remix)
- Deus Ex Machina (Guitar Extended)
- Deus Ex Machina (Hard Guitar Mix)
- Sun In The Stream
- Sun In The Stream (Demo 1999)
- Inamorata Inamorata (Live at Gössnitz Open Air 1999)
- Inamorata (Demo 1999)
- Huldra Part III
Ein verkanntes Juwel, das seiner Zeit womöglich voraus war.
Als Liv Kristine vor zweieinhalb Dekaden ihr erstes Soloalbum veröffentlichte, geriet sie ins Kreuzfeuer der Kritik. Fans von THEATRE OF TRAGEDY nahmen der norwegischen Sängerin ihren Ausstieg übel, an anderer Stelle wurde ihre Liaison mit ATROCITY beklagt, weil die deutschen Death-Metal-Pioniere sich auch unter ihrer Beteiligung andere Herausforderungen suchten. Überhaupt war der verträumte Popsound von "Deus Ex Machina" Wasser auf die Mühlen der Hardliner, die in Livs Werdegang eine Mainstream-Annäherung samt kalkulierter Erfolgsformel sahen.
Betrachtet man die Geschichte aus der heutigen Perspektive, ist ein gewisses Kopfschütteln eine völlig normale Reaktion, da "Deus Ex Machina" in manchen Aspekten seiner Zeit ein Stückweit voraus war, vielleicht sogar Türen für andere Künstler öffnete und musikalisch weitaus interessanter ist, als man seinerzeit wahrhaben wollte. Insofern ist die Retrospektive in Form eines Re-Releases eine richtig gute Gelegenheit, sich den Songs noch einmal neu zu nähern und in die verträumte Welt der blonden Sängerin einzutauchen - und für Miss Kristine ist es gleichzeitig eine erneute Chance, mit ihren zahlreichen Kritikern abzurechnen und ihnen mit dem gleichen Weitblick zu demonstrieren, dass ihre ersten Gehversuche als Solokünstlerin weitaus mehr Potenzial hatten, als man ihnen anno 1998 zugestehen wollte.
Die Neuauflage beinhaltet neben dem regulären Release einen weiteren Silberling, der schwerpunktmäßig mit alternativen Versionen und diversen Remixes bestückt wurde, der aber auch Live-Material, Demo-Versionen und einige unveröffentlichte Studiotracks beinhaltet. Die meist tanzbaren Extras sind am Ende jedoch eher schmückendes Beiwerk und ein Bonus für die langjährigen Fans der Nordeuropäerin. Im Fokus sollte nach wie vor das reguläre Material stehen, welches in Form des wunderschönen Titelsongs, balladesker Nummern wie 'Waves Of Green' und 'Take Good Care' und dem verträumten 'In The Heart Of Juliet' definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient. Die manchmal trippigen Popsongs bedienen sich im Elektro Pop und gelegentlich auch im Ambient-Sektor, die melodischen, manchmal melancholischen Parts sind Wegbereiter für manchen Dreampop-Nachfolger, und über die Stimme von Liv muss man ohnehin nicht diskutieren - die ist nämlich zeitlos fantastisch.
Weniger nachvollziehbar damals wie heute ist jedoch, dass man seinerzeit alle Augen und Ohren auf das Duett mit Nick Holmes in '3 A.M.' legte, welcher in Summe auch der schwächste Song des ganzen Albums ist. Aber vielleicht erklärt dies auch den Umgang mit "Deus Ex Machina", die Publicity galt dem Duett, während der übrige Stoff größtenteils missachtet wurde. Doch die Gelegenheit, diesen Fehler wieder auszubügeln, bekommt die Community ein Vierteljahrhundert später. Und wer nach wie vor gerne über den Tellerrand schaut und gegen die Pop-affinen Strukturen grundsätzlich nichts einzuwenden hat, sollte sich auf jeden Fall mit dieser aufgepeppten Wiederveröffentlichung beschäftigen. Es wäre der späteren LEAVES' EYES-Sängerin nämlich zu wünschen, dass sie, wenn auch mit reichlich Verspätung, doch noch das gebührende Lob bekommt!
- Redakteur:
- Björn Backes