KRUPPS, DIE - V-Metal Machine
Mehr über Krupps, Die
- Genre:
- EBM/Industrial
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- SPV
- Release:
- 28.08.2015
- Die Verdammten
- Kaltes Herz
- Battle Extreme
- Fly Martyrs Fly
- The Truth
- Road Rage Warrior
- Vampire Strikes Back
- Alive In A Glass Cage
- Branded
- Kaos Reigns
- The Red Line
- Bonded By Blood
- Volle Kraft voraus
Ein meisterlicher Faustschlag in den Magen.
DIE KRUPPS sind zurück. Das Industrial-Urgestein, dem wir großartige, wegbereitende und innovative Songs wie 'Fatherland', 'To The Hilt' und ganz besonders 'Schmutzfabrik', der vertonte Urgedanke der Maschinen-Musik, zu verdanken haben.
Am 28.8.2015 erschien das neue Album der Düsseldorfer mit dem Namen "V-Metal Machine Music"; benannt nach ihrem Album-Hit "I". Musikalisch schließt sich der neue Sound wieder dem alten an: Das bedeutet brachiale Gitarrenriffs und harte Synthesizer-Klänge, wie schon zuvor auf den Alben "II-The Final Option" und "III-Odyssey Of The Mind". Allerdings wird es zwei Änderungen im Line Up geben. Volker Borchert wird das Kommando an den Drums übernehmen, während Nils Finkeisen das neue Gesicht an der Gitarre sein wird. Es gibt also Gründe genug, sich auf die kommende Europatour im September 2015 zu freuen. Für das ausführliche Review und einen mitreißenden Live-Bericht schaut einfach wieder bei uns rein.
Doch nun erstmal zum Werk: 13 großartige und kompromisslose Songs werden hier äußerst hochwertig produziert dargeboten. Nach einem kurzen disharmonischen Intro geht es auch schon los mit 'Kaltes Herz', einem Vorwurf an das System, dass eine Verrohung der Gesellschaft bewirkt und damit auch eine Abstumpfung der Individuen zur Folge hat. Leider ein Text, der sowohl in den Anfängen der Band, als auch heute, nicht an Aktualität verloren hat. Anders verhält es sich mit dem Lied 'Fly Martyrs Fly', in welchem es um den absichtlich herbeigeführten Flugzeugabsturz in den französischen Alpen geht. Mögliche Gedanken des Piloten werden, neben gesampleten Nachrichtentexten zum Unglück, im Song verarbeitet.
Dabei werden immer wieder die sogenannten "Sicherheitsmechanismen" angeprangert, hinter denen wir uns verstecken und in vermeintlicher Sicherheit wiegen. Auch in 'The Truth' wird die Kritik an unserer heutigen Gesellschaft nicht müde. Zu Stromgitarren, Synthesizer und harten Bässen wird eindringlich gefordert, die Wahrheit zu sagen und sich nicht hinter Lügen zu verstecken. Zurück in die 80er Jahre geht es mit 'Road Rage Warrior'. Ein wenig durcheinander klingt die sehr EBM-lastige Komposition. Ruhiger und ein bisschen an DEPECHE MODE erinnernd, handelt das nächste Lied von der immer präsenter werdenden Informationsgesellschaft. Der gläserne Bürger und Konsument, der von "denen da oben" ausspioniert wird. 'Alive In A Glass Cage' lautet das passende Oxymoron, welches unsere Gefangenschaft nicht hinter Stahl und Beton skizziert, sondern die kafkaesken Überwachungsmechanismen als Ursprung unserer Unfreiheit anführt.
Beim Hören wird mir schon ein wenig mulmig zu Mute, da die schonungslose Wahrheit mit Hilfe doch recht milder, mit Zuckerguß bestreuter Riffs vorgetragen wird. Dieser Gegensatz verstärkt die Botschaft noch einmal. Im Vergleich zu älteren Werken wirken die Anprangerungen an die heutige Maschine, das System, jedoch nicht so gravierend, sondern verhältnismäßig dezent. Sowohl thematisch als auch musikalisch. Bei näherer Betrachtung allerdings muss ich zu dem Ergebnis kommen, dass ich vielleicht einfach abgestumpft bin. Wir haben uns daran gewöhnt, dem Kreislauf aus Konsum und Arbeit unter der Oberherrschaft einer anonymen Apparatur tagtäglich zu gehorchen und AGBs genauso wie Datenschutzbestimmungen einfach anzunehmen, dass wir gar nicht mehr versuchen, auch nur empört sein. Da ist ein kritisches Sprachrohr im Gewand einer Musikrichtung gerade richtig, um uns auf den Boden der Tatsachen zu holen.
Und für die letzten 30 Jahre kontinuierlicher Faustschläge in meinen Magen bin ich der rheinländischen Musikgruppe mehr als dankbar. Selbstverständlich darf zu den großartigen Rhythmen auch gerne getanzt werden. Auch wenn das Publikum etwas älter geworden ist und die neue Generation eher auf fröhlichere Tanznummern à la 'CENTHRON' steht, so sollte gerade der Ursprung der elektronischen Szene nicht vergessen werden.
DIE KRUPPS verstehen es blendend, den Gedanken der Urzeit heute aktuell umzusetzen und wirken dabei keineswegs abgedroschen oder langweilig. Nicht nur für langjährige Fans sondern auch für Neulinge hat das Werk viel zu bieten und sollte in keinem gut sortierten CD-Regal fehlen. Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen bemängeln, dass neue CDs von alten Bands "nicht mehr so klingen, wie früher" kann man das bei "V-Metal Machine Music" nicht sagen. Es ist 100%ig und umwerfend original.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Yvonne Heines