KURVER, CLAUDIA - Leichtmetall
Mehr über Kurver, Claudia
- Genre:
- Radio Rock / Popschlager
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- OneVision Music
- Release:
- 03.11.2023
- Wo ist die Zeit
- Einfach nur ne Nacht
- Tanz mit mir im Regen
- Schloss aus Sand
- Lass uns fliegen
- Lebenselixier
- Hinterm Horizont
- Wir sind für immer
- Der Sturm bricht los
Kalkuliert produzierter Rockschlager für den Fernsehgarten ...
CLAUDIA KURVER gibt zwar dieser Tage mit "Leichtmetall" ihr Solo-Debüt, ist aber im musikalischen Sektor keine gänzlich Unbekannte. So versuchte sich die Leipzigerin bereits mit MENTAL DEFECT an metallischen Tönen, bevor sie nach dem Ende der Band mit Liss Eulenherz gemeinsam das Synth-Pop-Duo SONORUS 7 gründete. Beiden Projekten blieb der große Wurf allerdings verwehrt, weswegen Claudia die Corona-Zeit dazu nutzte, in Sachen musikalischer Karriere den Reset-Knopf zu drücken. Dieses mal sollte es rockiger werden, weshalb die Fronterin den Sound ihrer Soloband auch als Mix aus BON JOVI und CHRISTINA STÜRMER bezeichnet. Schnell wurden ein paar ehemalige Kollegen und Freunde zusammengetrommelt und ab ging es in den Proberaum, um diese neue Band auf den Weg zu bringen.
Ganz so simpel war die ganze Geschichte aber nicht, denn mit den Produzenten Michael Danielak und Frank Kühnlein von OneVison Music wurden auch ein paar Profis ins Boot geholt, um augenscheinlich dieses Mal für mehr Erfolg zu sorgen. OneVision Music ist sonst hinter den Kulissen unter anderem auch für Künstlerinnen wie JINI MEYER (Ex-LUXUSLÄRM) tätig und sorgt für einen massentauglichen Sound. Die Handschrift der Produzenten lässt sich dann auch wenig überraschend auf "Leichtmetall" zu keiner Zeit leugnen, denn die "Rockmusik", die hier geboten wird, hat so wenig Zähne, dass man ihr glatt ein komplettes Ersatzgebiss verschreiben möchte. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die Gitarren in Songs wie 'Schloss aus Sand' oder 'Wo ist die Zeit' nur mit von der Partie sind, um CLAUDIA KURVER und ihre Band auch im Radio-Rock-Sektor vermarkten zu können, sollen aber gleichzeitig auch bloß nicht zu hart oder gar widerborstig sein, damit auch beim wahrscheinlich schon anvisierten Auftritt im ZDF Fernsehgarten bloß kein Zuschauer vom heimischen Sofa fällt. Gleiches gilt übrigens auch für die Texte, die so tiefgründig sind wie die Lyrics einer der zahlreichen HELENE FISCHER-Hits, die uns schon seit Jahren auf Veranstaltungen aller Art foltern. Dass das abschließende 'Der Sturm bricht los' auch noch für den ESC-Vorentscheid im Jahr 2024 in den Ring geworfen wurde, passt da ins Bild, immerhin dürfte der handzahme Rocker in die Reihe der doch eher belanglosen Songs passen, die wir in den letzten Jahren zu den Endrunden geschickt haben.
Dabei muss man hier Claudia und der gesamten Band lassen, dass die Platte natürlich solide produziert und eingespielt ist. Auch die Fronterin macht mir ihrer Stimme eine ordentliche Figur, wenn sie die fürchterlich austauschbaren Refrain-Melodien serviert. Die Professionalität auf "Leichtmetall" geht dabei so weit, dass man praktisch schon hinter jeder Wendung in Tracks wie 'Lebenselixier' das Kalkül heraushört und sich vorstellen kann, wie vor den Reglern im Studio abgewägt wurde, was noch gebraucht wird, um auch noch die nächste Zielgruppe irgendwie ins Boot zu holen. Auf eine waschechte Ballade, die ich nach den seichten Tracks des Albums erwartet hätte, wird allerdings verzichtet. Wahrscheinlich aus gutem Grund, hätte man dann nämlich nicht mehr verstecken können, dass wir es hier hinter all den Leder-Outfits und Gitarren-Einsätzen schlicht und ergreifend mit Popschlager zu tun haben, der mit aller Macht auf Rocktauglichkeit gebürstet wurde.
Übrigens möchte ich noch los werden, dass diese sehr kritischen Zeilen nicht von einem Metal-Gatekeeper kommen, dessen musikalischer Kosmos nichts Seichteres als Death Metal hergibt. Hier landen auch Künstler wie ELTON JOHN oder JASON ISBELL und Bands wie FLEETWOOD MAC, THE CURE oder THE VERVE regelmäßig auf dem Plattenteller. Im Gegensatz zu CLAUDIA KURVERs Debüt haben all diese Künstler bei aller Pop-Tauglichkeit aber Ecken und Kanten, die sie einzigartig machen und eben auch mal die Grenzen des Mainstreams ausloten oder schlicht und ergreifend links liegen lassen. Selbiges gelingt "Leichtmetall" zu keiner Zeit, denn im Kern haben wir es hier mit einem Frankenstein'schen Monster zu tun, das den weichgespülten modernen BON JOVI-Sound und die Erfolgsformel von alten CHRISTINA STÜRMER-Hits mit den finstersten Abgründen des deutschen Schlagers unserer Zeit vernäht, um recht kalkuliert irgendwo eine Nische im musikalischen Programm auf dem nächsten Stadtfest oder dem Ballermann zu finden. Wer solche Musik mag und gerne hört, bekommt hier professionell gemachte Kost, der Rest erspart sich das "Hörvergnügen" besser ...
- Note:
- 4.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs