LACRIMAS PROFUNDERE - Songs From The Last View
Mehr über Lacrimas Profundere
- Genre:
- GothRock
- Label:
- Napalm Records / SPV
- Release:
- 27.06.2008
- The Last View
- A Pearl
- The Shadow I Onced Kissed
- Veins
- We Shouldn't Be Here
- And God's Ocean
- Suicide Sun
- Dear Army
- A Dead Man
- Sacrificial Lamb
- Lullaby For A Weeping Girl
- While
Warum in die Ferne schweifen? Das Gute ist doch so nah. Klar, wir alle stehen auf THE 69EYES, HIM, NEGATIVE und Konsorten (von "alle" kann absolut keine Rede sein - PK), aber warum muss es denn immer Finnland sein? Auch aus dem schönen Bayern kann düsterer Weltschmerzrock die Welt in einen rotweingetränkten Trauerklos verwandeln. Gut, LACRIMAS PROFUNDERE sind nun auch keine blutjungen Anfänger mehr, die man jetzt in ewig langen Vorläufen vorstellen muss. Vor 15 Jahren als Gothic-Metal-Band gestartet, trennte man sich mit dem fünften Album von den wilden Growls und lenkte das Schiff in die Gewässer des Gothic Rock. Das hielt die Combo jedoch nicht ab, weiter kräftig am Band-Karussell zu drehen und so verschwand ein Mitglied nach dem nächsten im Keller (zum Lachen? - PK). Als 2007 sogar Sänger und Gründungsmitglied Christopher Schmidt über Bord ging, sahen viele bereits das Schiff kentern. Doch Roberto Vitacca brachte frischen Wind für die Segel und so konnten sie unbeschwert auf "Songs For The Last View" zusteuern. Gleich vorneweg: Wer auf die oben genannten Finnen steht, kann hier ohne schlechtes Gewissen zugreifen.
Bereits der Opener 'A Pearl' macht mächtig Druck in der Rotweinflasche und erinnert komplett an die 69 Augen. Richtig zum Bersten kommt das gute Tröpfchen aber erst beim folgenden 'The Shadow I Once Kissed', das in dieselbe Richtung schielt, sich dabei aber tatkräftige weibliche Unterstützung angelächelt hat. Über Robertos stimmliche Qualitäten gibt es aber keine Zweifel. Der Mann, der scheinbar über Nacht aus dem Totenreich ins schöne Bayern kam, ist mehr als nur ein Ersatz. Nur leider knödelt der Gesang etwas, so dass manche Textstellen im Brei untergehen. Ob das nun an zu viel Vino oder an einer schlechten Abmischung liegt, ist fraglich. Wenn Ville Valo aber mal keine Lust mehr hat, Roberto macht den Job. Bei Zweifel einfach 'And God’s Ocean' reinziehen und man wird hören, welche Bandbreite der gute Mann draufhaut. Denn neben den tiefen Tönen, werden die cleanen Vocals mit solcher Inbrunst vorgetragen, dass man hofft diese Qualitäten viel öfter zu Gehör zu bekommen. Während im hinteren Teil der Scheibe den schnelleren Songs irgendwann die Kondition ausgeht, können vor allem die ruhigen Momente begeistern. Allen voran die wunderschöne Ballade 'A Dead Man' – wenn die Mädels hier nicht schwach werden, dann weiß ich auch nicht weiter und geh ins Kloster.
Mein Problem dieser Scheibe ist nicht die Musik, die hat Hand und Fuß und weiß von metallischen, rockigen bis zu sanften Tönen alle Facetten schwarzromantischer Musikkunst abzudecken. Nur leider fehlt des Öfteren die Eigenständigkeit - mal THE 69EYES, mal HIM und nur in wenigen Momenten LACRIMAS PROFUNDERE. Dennoch haben sie kompositorisch mit "Songs From The Last View" einen weiteren Schritt nach Vorne gemacht haben. Das Werk rockt, trauert, leidet und begießt den Weltschmerz trotzig mit fässerweise Rotwein. Langsam bekomm ich Durst! Also Leute, ab zum CD-Shop, noch kurz beim Weinhändler vorbei und los geht die wilde Sause. Es könnte die Letzte sein.
Anspieltipps: A Pearl, And God’s Ocean, A Dead Man
- Redakteur:
- Enrico Ahlig