LAMENTARI - Ex Umbra In Lucem
Mehr über Lamentari
- Genre:
- Symphonic Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 24.05.2024
- Spiritus Noctis
- Tenebrae
- Tragoedia In Domo Dei
- Intra Muros Mentis
- Appugno
- Dolorum Memoria
- Spiritus Diurnus
- Arcanum Ignis Animae
Eine perfekte Verbindung aus Orchestrierung und Aggression.
Wenn man einzig und alleine den Fakt betrachtet, dass "Ex Umbra In Lucem" eine Independent-Produktion ist, deren Urheber in den vergangenen vier Jahren bereits drei vielversprechende EPs veröffentlicht haben, ohne dabei in die Gunst eines Plattenvertrages gekommen zu sein, ist man zwischen Begeisterung und Kopfschütteln hin und her gerissen. Denn bei dieser musikalischen Klasse ist es ein regelrechter Affront gegen die Musiker von LAMENTARI, ihnen eine solche Ignoranz entgegengebracht zu haben.
Mit der Veröffentlichung ihrer ersten Full-Length wollen die Dänen nun aber zum Frontalangriff auf den modernen, symphonischen Black Metal übergehen, und die passenden Argumente haben sie zweifelsohne eingepackt. Um es direkt einmal vorwegzunehmen: Sollte DIMMU BORGIR nach dem nächsten Studiobesuch mit einem vergleichbaren Album wie diesem um die Ecke kommen, wird es sicherlich keinen Fan der progressiven Ära der Norweger geben, der nicht sofort dankend den Kniefall machen würde. Doch die Combo aus Kopenhagen muss für den Moment noch kleinere Brötchen backen, dürfte aber mit diesem impulsiven Geschoss recht schnell die richtigen Adressaten erreichen - alles andere wäre jedenfalls verwunderlich.
Die gewagte Mischung ist dabei das Risiko allemal wert gewesen. LAMENTARI arbeitet mit orchestralen Arrangements und spart auch den Bombast nicht aus, weiß diese Komponenten aber immer wieder perfekt in den eigenen Sound einzubetten, ohne dabei die treibenden Aggressionen der acht Kompositionen zu untergraben. Die Songs sind meist recht schnell, sie bauen auf eine immense Brachialität, werden aber derart opulent unterfüttert, dass man gerade im ersten Durchlauf noch gar nicht genau mitbekommt, wie viele kleine Details sich im Material von "Ex Umbra Et Lucem" verbergen. Als Maßstab muss hierbei das überlange 'Tragoedia In Domo Dei' genommen werden, ein unerbittlich peitschender Longtrack, der neben seinen finsteren Emotionen und seinen wiederkehrenden Attacken auch Momente bereithält, in denen sich der gesamte hymnische Komplex von LAMENTARI niederschlägt und in denen die Verbindung aus orchestreierten Parts und modernem Black Metal im Eiltempo zu einer verschworenen Einheit zusammenwächst.
Doch LAMENTARI kann Spektakel auf unterschiedliche Weise. Das bombastische, meist progressive 'Arcanum Ignis Animae' erinnert immer wieder an die jüngsten Glanztaten aus dem DIMMU BORGIR-Katalog, das flotte 'Appugno' kokettiert sogar mit dem Death-Metal-Nachbarn. In anspruchsvollen, zunächst überladen anmutenden Tracks wie 'Tenebrae' und Spiritus Diurnus' wird auch instrumental so viel Vielfalt geboten, dass man sich an den krassen Kontrasten gar nicht satthören kann.
Ich selbst stand der Entwicklung, die besagte Norweger seinerzeit losgetreten haben, lange Zeit skeptisch gegenüber, habe aber irgendwann die herausragende Klasse der letzten DB-Alben eines Tages erkannt. Und mit diesem Verständnis im Rücken ist "Ex Umbra In Lucem" ein wahrhaftiger Genuss und das vielleicht beste progressive und zugleich symphonische Black-Metal-Album des laufenden Jahrzehnts. Zu große Worte? Dann hört eben selbst!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Björn Backes