LANTLOS - Melting Sun
Mehr über Lantlos
- Genre:
- Post Rock / Doom Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Prophecy Productions
- Release:
- 02.05.2014
- Melting Sun I: Azure Chimes
- Melting Sun II: Cherry Quartz
- Melting Sun III: Aquamarine Towers
- Melting Sun IV: Jade Fields
- Melting Sun V: Oneironaut
- Melting Sun VI: Golden Mind
Black-Metal-Musiker a. D.
Ist Post-Black-Metal nur ein Vehikel um sich von den starren Dogmen des Schwarzmetall zu emanzipieren und läuft es zwangsläufig daraufhinaus, dass eine Band wie LANTLÔS letztendlich sich von ihren Black-Metal-Wurzeln lossagt? Diese Frage muss erlaubt sein.
Denn auf dem neuen Scheibchen "Melting Sun" finden sich kaum noch Schwarzmetall-Elemente. Stattdessen haben neben dem dominierenden Post-Rock-Sound vor allem atmosphärische Doom-Sludge-Sounds endgültig das Zepter übernommen. Das ist schön und gut, aber leider auch sehr vorausschaubar. Wenn man es böse mit den Landlosen meint, könnte man ihnen vorwerfen, dass sie mit diesem Album auf Nummer sicher gehen und ihren vornehmlich post-orientierten Fans das liefern, was sie haben wollen. Andererseits muss man aber auch festhalten, dass diese Platte eine sehr dichte und intensive Atmosphäre erzeugt.
Songtitel sucht man übrigens vergebens, denn die einzelnen Tracks wurden einfach dem Albumtitel entsprechend durchnummeriert (allerdings gibt es auch Untertitel zu jedem Stück). Das macht dahingehend Sinn, da man nur schwer einzelne Songs aus dem Gesamtgefüge herauslösen und die Platte nur als Einheit verstanden werden kann. Alle Titel, die in der Regel über sechs Minuten lang sind, leben von ausladenden Klangkollagen und opulenten Riffwänden. Die teilweise sehr schweren und monolithischen Gitarrenspuren mit einem bombastisch, apokalyptischen Charakter erinnern stellenweise noch am stärksten an die schwarzen Wurzeln der Truppe, wobei hier fast stärker mit Doom- und Sludge-Akzenten gespielt wird. Dezent im Hintergrund hält sich der Gesang, der trotz Abgang des Franzosen immer noch sehr stark an eben diesen erinnert. Über lange Passagen hinweg verzichtet man ohnehin auf Vocals und verlässt sich ausschließlich auf die Fähigkeiten der Instrumentalfraktion.
Ein Song fällt dann trotz aller Einheit aus dem Rahmen. Der fünfte Titel ist mit nicht mal drei Minuten, der kürzeste Track der Scheibe und wirkt durch seinen noisigen Charakter und seine drückende Produktion wie ein beklemmendes Zwischenspiel kurz vor dem Ende. Das nachfolgende Lied konterkariert diese Stimmung mit entspanntem Post Rock in Reinkultur. Ein guter Ausklang für dieses von unterschiedlichen Emotionen und Stimmungen beherrschte Album.
Insgesamt fällt das Urteil für "Melting Sun" leicht gespalten aus. Denn auch wenn hier gut gemachter Post Rock auf teilweise sehr schwerverdaulichen Doom Metal trifft, fehlt insgesamt der Mut das Genre des Post Black Metal weiterzuentwickeln. Stattdessen verlässt man diesen interessanten Weg und folgt den Vorreitern von ALCEST in die Gefilde von beispielsweise GOD IS AN ASTRONAUT. Das ist schade für Menschen, die LANTLÔS vor allem für Lieder wie 'Mittsommerregen' gefeiert habe, aber stellt wohl für die Band selbst die logischste aller Weiterentwicklungsmöglichkeiten dar.
Wer also auf Metal verzichten kann und die Männer aus Rheda vornehmlich wegen ihrer gefühlvollen Seite schätzt, ist hier genau richtig. Jeder Hörer wiederum, dem der Post-Metal-Hype momentan etwas auf die Nerven geht, sollte sich von dieser Platte lieber fernhalten.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Adrian Wagner