LANZON, PHIL - 48 Seconds
Mehr über Lanzon, Phil
- Genre:
- Symphonic/Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Phil Lanzon Ditties / Cargo Records
- Release:
- 02.08.2019
- Azura's Theme
- In The Rain
- Forty Line
- Rock N Roll Children
- Blue Mountain
- Look At The Time
- Road To London
- You Can Make A Living
- Face To Face
- 48 Seconds
Neues aus dem Kopf des verrückten Keyboarders.
PHIL LANZON, seines Zeichens seit Jahrzehnten hauptberuflich Keyboarder bei URIAH HEEP und nebenbei Solo-Musiker, Zeichner und Buchautor, wirkt live immer wie ein extrem sympathischer verrückter Wissenschaftler. Nicht unbedingt verrückt, aber extrem kreativ und experimentierfreudig sind seine musikalischen Alleingänge. Kundete der Graugelockte auf "If You Think I'm Crazy" im letzten Jahr noch folkige Hard-Rock-Gefilde aus, so geht es auf "48 Seconds" eher Richtung Symphonic Rock. Selbstredend mit großem Instrumentarium aus Streichern und Bläsern. Außerdem mit dabei sind John Mitchell (ARENA), Andy Makin und Miriam Grey, die den Gesang übernehmen, wenn der Großmeister selbst nicht möchte und Richard Cottle (ALAN PARSONS PROJECT) als Arrangeur, unterstützender Keyboarder und Saxofonist.
Tatsächlich klingt "48 Seconds" auch nach einer Mischung aus den drei genannten Bands. Orgelklänge und Gitarrenmacht sind LANZONs Hauptband entliehen, die feinen Melodien und ruhigeren Parts erinnern immer mal wieder an ARENA, und beim orchestralen Klang und den ausgefuxten Arrangements nähert man sich APP. Aber das sind nur die Grundpfeiler. Im Grunde kocht der Tastenmann ein ganz eigenes Süppchen.
Und das ist ganz toll gewürzt. Da gibt es etwa beim wunderbaren Akustiker 'Road To London' einen Folk-Anstrich mit ganz feinem Streicherunterstrich und folkloristisch-schönen Songtext. Mein Lieblingssong auf dem Album, der auch über sechs Minuten spannend bleibt. Schon im nächsten Moment knallt man uns 'You Can Make A Living' einen echten Rocker vor die Birne mit Schweineorgel, ausuferndem Gitarrensolo und allem drum und dran. 'Forty Line' setzt dagegen auf fett tönende Big Band, was mir nicht ganz so sehr gefällt. Ähnlich wie das etwas leiernde 'Face To Face'. Doch das war es auch mit den schwächeren Stücken.
Ganz besonders ist dann der Titelsong, der sich mit seinen neuneinhalb Minuten ganz am Ende versteckt hat. In diesem progressiven Epos, in dem über die Zeit wirklich eine Menge passiert, verarbeitet PHIL LANZON das Erdbeben von San Francisco 1906, bei dem durch die ausgelösten Brände 3.000 Menschen ihr Leben ließen. Sehr dramatisch mit Chor-Refrain und -Finale und langen Instrumental-Parts angelegt, ist hier ein Song entstanden, auf den alle Mitwirkenden wirklich stolz sein können.
"48 Seconds" wirkt trotz der breiten Genreaufstellung etwas runder und in sich geschlossener als der Vorgänger. Dafür fehlt es etwas am Überraschungseffekt, den "If You Think I'm Crazy" bei mir ausgelöst hat. Aber das sollte nicht in die Bewertung einfließen. Alle Fans der genannten Bands sollten unbedingt ein Ohr leihen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marius Luehring