LAST CAREZ - First Caress (EP)
Mehr über Last Carez
- Genre:
- Modern Rock
- Release:
- 04.04.2008
- I Want Life
- Vicious Circle
- Down To Fall
- Freak
- The Chamber
- Declaration Of Love
Klassische Rockmusik aus deutschen Landen wird meist (zu Recht) müde belächelt, denn man hinkt den internationalen, überwiegend amerikanischen Standards doch häufig arg hinterher. Irgendwie scheinen sie uns dieses eine Gen an absolut natürlicher Coolness voraus zu haben. Ausnahmen bestätigen logischerweise die berühmte Regel, aber grundsätzlich stimmt das (leider). Auch die Kölner LAST CAREZ haben sich den melodischen Rock auf ihre Fahnen geschrieben, was sie mit ihrer EP "First Caress" nun auch zum ersten Mal einem breiteren Publikum präsentieren. Das Quintett serviert die ganze Kiste in einem modernen Sound- und Arrangement-Gewand und verfügt darüber hinaus über ein durchaus feines Gespür für Melodien. Eine weitere Ausnahme? Leider noch nicht ganz.
Diese Art von Musik steht und fällt mit dem Gesang. Bandkopf, Sänger und Pianist Pierre van Endert, der ganz nebenbei die komplette Musik und alle Texte geschrieben hat, besitzt eine sehr ruhige und klare Stimme, die grundsätzlich sehr angenehm und daher durchaus im grünen Bereich ist, dafür aber das letzte Feuer missen lässt. Er wirkt noch etwas zurückhaltend, schüchtern und schafft es leider nicht ganz, diesen notwendigen Unterschied auszumachen. Das mag jetzt wilder klingen als es im Endeffekt ist, aber wie eingangs erwähnt, werden die Bandagen im klassischen Rock-Bereich eben ein bisschen härter angezogen. An fehlenden Melodien, schönen zweiten Stimmen ('Declaration Of Love', 'The Chamber') oder großen Refrains ('Down To Fall', 'Freak') kann es nicht liegen, denn diese sind zahlreich vorhanden.
Musikalisch ist an den sechs Songs nichts auszusetzen. So muss moderne Rockmusik einfach klingen. Ruhige Strophen, harte und fette Refrains sowie moderne Soundspielereien und Samples. Wenn dann noch das eine oder andere Monsterriff dazukommt ('Vicious Circle', 'Down To Fall'), blüht auch das letzte Bangerherz so richtig auf. Gut, das Anfangsriff zu 'Down To Fall' klingt ein wenig zu sehr nach 'Symphony Of Destruction' von MEGADETH, entwickelt sich aber im weiteren Verlauf zu einem fetten Zakk-Wylde-Groove, so dass man da gerne drüber hinweg schaut. Vielleicht hätte insgesamt ein weiterer Rocksong dem Album besser zu Gesicht gestanden, denn das auch vom Härtegrad nicht richtig zünden wollende 'Freak', die Rockballade 'The Chamber' oder die abschließende Liebeserklärung mit reiner Klavierbegleitung 'Declaration Of Love' lassen eine gute Scheibe dann doch arg ruhig ausklingen. Anzumerken sei an dieser Stelle vielleicht noch, dass die Band größtenteils auf Gitarrensoli verzichtet, wobei das Solo zu 'I Want Life' dann sogar noch von EDGUY-Klampfer Jens Ludwig beigesteuert wurde.
Die Produktion ist für eine Eigenproduktion in Ordnung, kann aber in Zukunft noch ein bisschen mehr Dampf an allen Ecken und Enden vertragen. Es wirkt etwas zu glattgebügelt, so dass die vielen Dynamik-Spielchen nicht so richtig zur Geltung kommen. Wer auf moderne Rockmusik steht und dabei auch deutschen Talenten eine Chance gibt, ohne sie gleich aufgrund der Herkunft abzustempeln, sollte schleunigst 9 EUR (inklusive Porto und Verpackung) locker machen und sich das super aufgemachte Album von LAST CAREZ über deren Bandhomepage zulegen.
Anspieltipps: Down To Fall, The Chamber
- Redakteur:
- Chris Staubach