LEANDRA - Metamorphine
Mehr über Leandra
- Genre:
- Ambient
- Label:
- E-Wave Records / Drakkar
- Release:
- 22.02.2008
- Noisy Awareness
- Lie To Me
- The Art Of Dreaming
- Coloured
- Naked Eyes
- Angeldaemon
- Tyberi Folla
- Son Of Venus (Danny's Song)
- Lullaby
- Pi
- Inverted Mirrors Of Decay
Bei JESUS ON EXTASY sammelte Vollblutmusikerin Ophelia Dax bereits einiges an Business-Erfahrung, wenngleich ihr kompositorischer Einfluss in diesem Projekt nur bedingt spürbar war. Nun hat sich das selbst ernannte Keyboard-Raubtier erstmals selbständig gemacht und veröffentlicht unter dem Banner LEANDRA das Debüt eines recht eigenwilligen, künstlerisch indes sehr anspruchsvollen Soloprojekts.
Auf "Metamorphine" kombiniert die Tastenmeisterin avantgardistisch-verstörte Symphonien mit finsteren Gothic-Elementen, lässt das Ganze über einen dynamischen Ambient-Teppich fließen, der sie schließlich zum breiten Fundus solcher Künstler wie TORI AMOS führen sollte. Allerdings sind die Kompositionen des ersten Albums bei weitem nicht so schlüssig und mitunter eingängig, wie es bei der Singer/Songwriter-Göttin meistens der Fall ist. Stattdessen werden bei LEANDRA nicht selten dissonante Klänge angeschlagen, die sich äußerst spannungsvoll mit der finster-melancholischen Atmosphäre vermischen, dank der sanften Elektronik aber dennoch ein wenig Leben in sich haben. Zwar bekommt man phasenweise den Eindruck, als würde die Keyboarderin sich hier völlig in die vertonte Melancholie solcher Nummern wie 'Inverted Mirrors Of Decay' oder 'Son Of Venus' zurückziehen und sich von der beklemmenden Stimmung in tiefste Depressionen stürzen lassen, jedoch wittert das sonderbare Klangspektrum zum Ende der meisten Stücke immer wieder einen kleinen Hoffnungsfunken, der den musikalischen Schwermut einigermaßen zu kompensieren weiß.
Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang sicher auch die Entwicklung des Sounds auf "Metamorphine". LEANDRA beginnt mit einigen epischen Strukturen, teils auch nachvollziehbaren Melodien und entführt den Hörer recht zügig in die bedrückte Sphäre des LEANDRA-Sounds. Im weiteren Verlauf äußern sich dann die ersten Anzeichen von emotionaler Finsternis, die zwar immer wieder durch einige lebhafte, teils sehr organisch anmutende Rhythmen durchleuchtet werden, sich aber zum ende hin geradezu haltlos in undurchdringliche Schemen winden und auf Anhieb kaum mehr zugänglich sind. Allerdings trennt sich genau hier die Spreu vom Weizen: Die gefühlsbetonten Inhalte verlangen nämlich nach gesteigerter Aufmerksamkeit sowie intensivster Auseinandersetzung und öffnen sich infolge dessen immer mehr. Zwar mag so manches komplexe Arrangement auch langfristig den Riegel geschlossen halten, aber da die Musik auch sonst so unheimlich viele Details aufbietet und wirklich jeder neue Durchlauf gewinnbringend ist, wird man sich auch dieser Herausforderung stellen können und zwangsläufig auch müssen, da einen das außergewöhnliche Klangkostüm, welches LEANDRA übergestreift hat, nicht mehr loslassen möchte.
"Metamorphine" ist ein wirklich fesselndes Debüt, reich an Emotionen und Ideen, gleichzeitig aber auch auf eine fast schon faszinierende Weise sperrig und undurchschaubar. Wer PORTISHEAD und TORI AMOS zu seinen Favoriten zählt und auch gerne einmal in den Gothic-Bereich reinlauscht, sollte sich dieses eigenartige und dennoch überzeugende Album auf alle Fälle mal zu Gemüte führen!
Anspieltipps: The Art Of Dreaming, Tyberii Folla, Son Of Venus (Danny's Song)
- Redakteur:
- Björn Backes