LED ZEPPELIN - Houses of the Holy
Mehr über Led Zeppelin
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Atlantic (Warner)
- Release:
- 22.07.1994
- The Song Remains The Same
- The Rain Song
- Over The Hills And Far Away
- The Crunge
- Dancing Days
- D'yer Mak'er
- No Quarter
- The Ocean
It's 1973: The heavy airship goes psychedelic. But can it pass the acid test?
Der "Summer of Love" ist schon lange vorüber, der sogenannte Vietnamkonflikt (einen Krieg zu verlieren kommt für die im nur vorgeblich kalten Krieg befindliche Supermacht USA nicht infrage, und wo kein Krieg da keine Kriegsverbrechen...) neigt sich dem Ende zu, und langhaariges Hippietum ist längst auch im popkulturellen Mainstream salonfähig geworden. Nach vier mehr oder weniger erfolgreichen Alben sind die Musiker von LED ZEPPELIN schon schwer dabei auf dem Rockolymp ganz nach oben zu kraxeln. Was liegt da näher als nochmal frischen Wind in die aerodynamische Takelage des alten Luftschiffs zu bringen und sich mit kindlicher Spiel- und Entdeckungsfreude an neuen Einflüssen zu versuchen? Schließlich klappte das bislang ja auch prächtig. Also wird wieder einmal genrefremd gewildert, was das Zeug hält, diesmal sogar noch mehr als je zuvor. Doch können die Luftpiraten dabei noch immer halten, was der schwere Name verspricht?
Der Einstieg ins Album erfolgt jedenfalls mit einem schön geradlinigen Rocksong, der dem Blues zwar noch einiges schuldet, ihn jedoch mit einer tüchtigen Prise Hardrock garniert. Robert Plants Stimme hat hier einen etwas psychedelischen Einschlag, worin sie bisweilen auch von Jimmy Pages' Gitarrenspiel unterstützt wird, bis die strackeren Rockriffs wieder die Führung übernehmen. Der Song ist schon gut so, und dank seines zurückgelehnten, vom Southern Rock angehauchten Flairs ist er auch gut geeignet, uns in die passende Stimmung zu "Houses Of The Holy" zu bringen, welches ganz klar eines von LED ZEPs leichtgewichtigeren und am leichtesten zugänglichen Alben ist. Bezieht man jedoch die schiere Menge wirklich herausragender Songs dieser Band in die Betrachtung mit ein, so wird deutlich, dass 'The Song Remains The Same' keinem von ihnen das Wasser reichen kann.
In direkter Folge versucht sich der Bleizeppelin darin, einen Haken zu schlagen (und zwar mitten ins Ohrwurmige), indem er eine etwas kitschige Rockballade abliefert, die ganz auf die romantisch Geneigten zugeschnitten zu sein scheint: Die Akustikgitarre glänzt, und Plants Stimme ertönt gar süß. Hier zur glatten Bassline noch ein wenig extraweiches Streicherarrangement hinzugegeben - und fertig ist der Lack. Dennoch kann dieser das Dünnblechgebohre der Minnesangsfließbandarbeit nicht gänzlich überdecken: Hier wird das erste Pianoteil reingeschweißt, dort stanzt man in nahezu endloser Wiederholung eine einlullende Aneinanderreihung weicher Akkorde hinter weichen Akkorden hinter weichen Akkorden ein, dann werden hier und da nach Maß gefertigt noch einige anschwellende Streicher ausbauchend herausgebosselt, und schließlich kommt das nächste Pianomodul hinzu, bevor Plants Stimme die Sehnsuchtsschraube noch etwas fester anziehen darf - Oh ja, das ist alles sowas von vorhersehbar und klischeehaft, dass einem davon nach dem drölften Hören schon mal ganz anders werden kann. Bis dahin erfüllt das Ding allerdings schon seinen Zweck, gekonnt ist schließlich gekonnt, und den Meistertitel trägt LED ZEPPELIN nicht zu unrecht.
'Over The Hills And Far Away' immerhin wirkt auf mich etwas beseelter. Für sich genommen ist das ein 'dammich guter Song, aber von einer legendären Band wie LED ZEPPELIN hätt' ich schon mehr erwartet als einen handwerklich gut gemachten CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL-Abklatsch; und das führt uns dann auch zur Hauptschwachstelle des Albums: Denn all sein Abwechslungsreichtum - der "Houses Of The Holy" wahrscheinlich für einige sehr attraktiv macht - lässt sich auf eine einfache Formel bringen, nämlich indem man den bandtypischen Originalsound zur Basis nimmt und diese mit allem, was zur Entstehungszeit populär war, runterverdünnt - und zwar schön nacheinander mit jeweils nur einem Lösungsmittel pro Song, um auch ja niemanden aus der auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeichten Radiohörerschaft zu verschrecken - und anschließend noch sämtliche Kanten abfeilt, an denen sich ein massenwirksamer Ohrwurm stoßen könnte.
Nach dieser Routine wird uns in 'The Crunge' (einem der besseren Tracks des Albums) ein wenig Funk serviert, im simplen Boogie 'Dancing Days' ein supereingängiges Hauptriff nebst einigen guten Licks, die schon fein ausreichen würden, wäre der etwas langweilig vorantrottende Stampferhythmus des Stücks bloß nicht gar so arg in die Länge gezogen worden, und in 'D'yer Mak'er' ist Reggae die Hauptzutat. Diese flüssige Reggae/Rock-Kombination funktioniert in meinen Ohren besser als die meisten anderen Stücke aus "Houses Of The Holy", wird nach mehrmaligem Abspielen aber dennoch irgendwann schal. Der Rausschmeißer 'The Ocean' ist zumindest nach meiner Buchführung nicht mehr als eine nachgeworfene Single-B-Seite wert, und dass ein LED ZEP-Album von gerade mal durchschnittlichem Mitjodelhardrock beschlossen wird, für den sich locker jeder x-beliebige versoffene Rüpel in jeder drittklassigen Siffkneipe begeistern kann, ist schon eine herbe Enttäuschung. Das beste, was ich dazu noch sagen kann, ist, dass "Houses Of The Holy", kratzt man diese Nummer komplett von der Scheibe, auf dem besten Stück des Albums endet: 'No Quarter' ist nämlich ein schön gereiftes, leicht schwummriges, milde psychedelisches Stück, welches kreiert, woran es dem Album insgesamt mangelt: eine originelle Atmosphäre.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz