LEGENDRY - Time Immortal Wept
Mehr über Legendry
- Genre:
- Kauz-Metal / Epic Metal / 70s Prog
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- No Remorse Records
- Release:
- 27.10.2023
- The Bard's Dream
- Sigil Strider
- The Prophecy
- Warrior Of Space And Time
- The Winds Between Worlds
- Chariots Of Bedlam
- The Bard's Reverie
- Time Immortal Wept
Nur für Fans von obskurem Stoff.
Da sind sie wieder, die erklärten Jünger von MANILLA ROAD aus Pittsburgh, Pennsylvania und versuchen, uns ihr viertes Studiowerk mit einem von Sänger und Gitarrist Vidarr entworfenen Epic-Metal-Artwork schmackhaft zu machen. Hält das Album, was das Cover verspricht? Nun, LEGENDRY führt hörbar den Kauz im Banner, und zwar nicht den possierlichen Sperlingskauz, sondern einen kapitalen Bartkauz. Ja, das was wir auf "Time Immortal Wept" zu hören bekommen, das ist schon reichlich versponnen. Tatsächlich tendieren einige Songs auch in Richtung Epic Metal. Wer aber jetzt daran denkt, sein Schwert zu schleifen und sich den plündernden Horden zwecks Eroberung der Epic-Metal-Szene anzuschließen, wird womöglich enttäuscht sein, denn Biss und Muskulatur finden sich auf dem Langspieler nur in eher geringen Dosierungen. Etwas Verwirrung stiftet übrigens die Tatsache, dass der Opener auf dem Promozettel und auch beim Download als 'The Bard's Tale' betitelt ist, gab es doch schon auf dem Vorgänger "The Wizard And The Tower Keep" einen Song dieses Namens. Auch wenn beide mit einem prasselnden Lagerfeuer beginnen, so handelt es sich doch um zwei ganz unterschiedliche Stücke. Auf der Bandcamp-Seite von LEGENDRY erscheint als Einstiegssong des aktuellen Albums 'The Bard's Dream', was dann wohl korrekt ist.
Die erste Single 'Sigil Strider' ist schon als Epic Metal zu klassifizieren, nur mit unerwartetem Einsatz des Wah-Wah-Pedals. Damit haben wir dann auch den besten Song des Albums abgehandelt. 'The Prophecy' lebt von wabernden Siebziger-Keyboards und weiblichem Hintergrundgesang. Flötensequenzen und Akustik-Breaks im Stil von GENESIS in frühen Tagen laden ein zum virtuellen Spaziergang über eine Wiese bunter Blumen, umschwirrt von munteren Faltern. Der Song würde in Ordnung gehen, wäre er etwas kürzer und präziser eingesungen. Genretechnisch könnte man von Hippie Metal sprechen. 'Warrior Of Space And Time' kommt recht hektisch daher mit fürchterlicher Produktion und exzentrischen Soundeffekten. Eingängig ist das Stück immerhin. 'The Bard's Reverie', was später folgt, tönt übrigens ganz ähnlich. Nach dem instrumentalen Zwischenspiel 'The Wind Between Worlds' bekommen wir mit 'Chariots Of Bedlam' eine LEGENDRY-Version von Adventure Rock zu hören. Nicht ganz verkehrt, nur erfüllt die Produktion höchstens Demo-Standards. Der Titeltrack, der es auf fast zwölf Minuten Spielzeit bringt, schaut weit in die Siebziger zurück.
Einen gewissen Charme kann man LEGENDRY nicht absprechen. Das wird mit jedem weiteren Durchlauf von "Time Immortal Wept" immer deutlicher. An einigen schrägen Tönen würde ich mich nicht groß stören, wäre das Klangbild ein anderes. Vor allem das Schlagzeug deckt die anderen Instrumente oft zu, so dass nur die Gesangsspur mithalten kann. So wirkt das Album unausgegoren. Bei einem ersten Demo würde ich sicherlich ein Auge zudrücken, aber ich habe den leisen Verdacht, dass genau dieser seltsame Sound beabsichtigt war. Was für diese Theorie spricht, ist, dass ein Profi wie Arthur Rizk an den Reglern saß. Wem es nicht obskur und verschroben genug sein kann, der könnte aber seine Freude an dem Langspieler haben.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Jens Wilkens