LEGIONS OF DOOM - The Skull 3
Mehr über Legions Of Doom
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Tee Pee Records
- Release:
- 13.09.2024
- Beyond The Shadow Of Doubt
- All Good Things
- Lost Soul
- A Voice Of Reason
- Between Darkness And Dawn
- Insectiside
- Heaven
- Hallow By All Means
Außen "Supergroup", innen überwiegend leider nur mittelprächtiger Heavy (Doom) Rock.
Ein Gespenst geht um in Europa (und außerhalb Europas auch) - das Gespenst der Supergroup. Ist der Name der sogenannten Supergruppe erst einmal gefallen, bin und bleibe ich für gewöhnlich skeptisch und schraube meine Erwartungshaltung vorsichtshalber nicht allzu hoch. Zu mager und unspektakulär waren meines Erachtens die am Ende des Tages stehenden musikalischen Ergebnisse solcher im Vorfeld unverhältnismäßig hochgejazzten Zweckbündnisse in der Vergangenheit. Ausnahmen wie die kürzlich erschienene CATEGORY 7-Platte mögen hier natürlich die Regel bestätigen.
Nun also schickt sich mit LEGIONS OF DOOM eine weitere "Supergroup" an, das Doom Metal-Feld von hinten aufzurollen. Die Band besteht aus folgenden Gentlemen: Ron Holzner (THE SKULL, ex-TROUBLE) am Bass, Lothar Keller (THE SKULL, SACRED DAWN) an der Gitarre, Henry Vasquez (SAINT VITUS, PENTAGRAM) am Schlagwerk, Victor Griffin (DEATH ROW, PLACE OF SKULLS, ex-PENTAGRAM) an der zweiten Gitarre sowie Karl Agell (ex-CORROSION OF CONFORMITY) und Scott Reagers (SAINT VITUS), die sich beide den Gesang teilen. Als musikalisches Fundament dienen hierbei unveröffentlichte Song- und Textfragmente, die der 2021 verstorbene Eric Wagner zu einem Großteil einst bereits zusammen mit Ron Holzner und Lothar Keller für ein mögliches drittes THE SKULL-Album geschrieben hatte, was somit auch den hier vorliegenden Albumtitel "The Skull" 3 erklärt.
Die Idee, hier mit zwei verschiedenen Sängern zu agieren, mag in der Theorie eine pfiffige sein, in der Praxis entpuppt sich dieser Einfall aber zumindest hier leider als nicht besonders kluger Schachzug. Karl Agell hat zwar auf dem von mir sehr geschätzten "Blind"-Album von CORROSION OF CONFORMITY seinerzeit einen vernünftigen Job abgeliefert, für den Mikrofonjob bei einer Doom Metal-Band fehlt es seiner Stimme dann aber doch an Eigenständigkeit, gesanglicher Ausstrahlung und dem dafür nötigen Doom-Charisma. Nicht umsonst hat wohl der auch schon auf auf die 60 Lenze zugehende Kanadier bisher noch in keiner anderen Doom- oder Stoner-Combo mitgewirkt, und das wohl durchaus aus gutem Grund.
Dass die von ihm gesungenen Stücke ('Beyond The Shadow Of Doubt', 'All Good Things', 'Between Darkness And Dawn' und 'Insectiside') allerdings durch die Bank keine wirklich außerordentlich guten sind, liegt aber freilich nicht nur an seinem Mitwirken, sondern ist schlicht und ergreifend der Tatsache geschuldet, dass alle vier Nummern auch aus kompositorischem Blickwinkel lediglich laue und durchschnittliche Songs ohne viel Wiedererkennungswert und Strahlkraft sind. Zündende und fesselnde Hooklines sucht man, wenn man von der vorab veröffentlichten Single 'All Good Things' vielleicht mal absieht, fast vergeblich. Die Riffs, gerade im Bereich der schwermütigen und langsamen Untergangsmetallmusik der unbestreitbare Dreh- und Angelpunkt, wollen sich bei mir auch nach dem drölften Hördurchlauf partout nicht auf der internen Rifffestplatte speichern lassen. Vieles spielt sich für meinen Geschmack zudem auch zu sehr im Midtempo-Bereich ab. Ich bin zwar weder Genrefetischist noch verharre ich in starrem Schubladendenken, bei einer selbst ernannten Doom Metal Supergroup darf ich aber durchaus, wenigstens in den meisten Momenten, Songs in entsprechendem Downtempo mit dazugehöriger doomiger Atmosphäre erwarten. Oder werde ich langsam einfach nur alterskonservativ? Das bereits erwähnte 'Beyond The Shadow Of Doubt', beispielsweise, ist eine lässige Nummer, könnte aber ohne weiteres auch auf einem PEARL JAM-Album seinen berechtigten Platz finden.
Gut, wie verhält es sich also mit den Songs, bei denen Scott Reagers das Mikro-Zepter in der Hand hält? Dieser hat mit "Die Healing" ja immerhin mal das beste SAINT VITUS-Album ever eingesungen und macht seit seiner zweiten Rückkehr 2015 dort auch live gesanglich noch immer eine gute Figur, wovon ich mich selbst bereits überzeugen durfte. Daher gelingt es ihm im Gegenzug zu Agell auch deutlich müheloser, die (in seinem Fall zwei von drei) ebenfalls recht blassen Songs auf ein halbwegs vernünftiges Mindestniveau zu hieven, da er gesanglich eben doch breiter und facettenreicher aufgestellt ist und ohrenscheinlich auch mehr Kraft und Leidenschaft mit in seine Darbietung gelegt hat. Immerhin handelt es sich bei seinem dritten Song "Hallow By All Means", der gleichzeitig auch das Album beendet, zu guter Letzt dann doch noch um einen lupenreinen und episch-erhabenen Doom Metal-Song, der diesen Namen auch wirklich redlich verdient.
Dies ist aber tatsächlich nicht der einzige gute Song der acht Stücke, da auch Song Nr. 7, 'Heaven', mit der wunderbaren Stimme von Eric Wagner aufwarten kann, dessen Gesangsspuren man glücklicherweise noch aus alten Laptopbeständen retten konnte. Es ist der wohl emotionalste, aber auch beste Track des Albums. Er wurde aus einer Akustik-Demo umarrangiert und könnte als typische Kifferdoomballade aus Wagners Feder bedenkenlos auch auf jedem TROUBLE-Album der mittleren bis späteren 90er Jahre stehen.
Was bleibt unterm Strich? Zwei gute Songs, sechs mehr oder weniger durchschnittlich-passable Songs, die nicht wehtun. Braucht man das wirklich? Ich nicht. Generell gilt also auch weiterhin: Augen auf beim "Supergroup"-Albumkauf! Ich für meinen Teil leg dann jetzt erstmal wieder eines der beiden tollen THE SKULL-Alben auf. Das ist zwar keine "Supergroup", aber dafür, was viel wichtiger ist: "Supermusic".
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze