LEMOUCHI & HIS ENEMIES, SELIM - Earth Air Spirit Water Fire
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2013
Mehr über Lemouchi & His Enemies, Selim
- Genre:
- Occult Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Van Records (Soulfood)
- Release:
- 06.12.2013
- Chiaroscuro
- Next Stop Universe B.
- The Ghost Of Valentine
- The Deep Dark Waters
- Molasses
Das fünfte Element
Welches Kapitalverbrechen muss ein Musiker wohl begehen, um mit weniger als vierten Punkten im Durchschnitt auf dem letzten Platz unseres Soundchecks zu landen? Die Antwort ist ziemlich einfach: ein verstörendes, introvertiertes und schwurbeliges Stück Musik aufnehmen, das sich jeglichen Vergleichs entzieht. Die EP "Mens Anima Corpus" war schon ein guter Vorgeschmack auf das, was uns aus dem Hause Lemouchi erwarten würde. Fünf Songs hat der Niederländer komponiert, die so unterschiedlich sind wie die Elemente im Titel des Albums. Dabei verlässt Lemouchi den bequemen ausgelatschten Pfad, den er mit seiner Band THE DEVIL'S BLOOD vor einigen Jahren gefunden und populär gemacht hat, zu dem er aber laut eigenen Aussagen nicht zurückkommen möchte. Denn im Gegensatz zur Musik des Teufelsblutes, die ihm von höheren Mächten eingegeben worden sei, ist die Klangwelt von "Earth Air Spirit Water Fire" ganz alleine in seinem Kopf entstanden. (Oh je... - PK)
Auch sollten die musikalischen Einflüsse, die man bei den ehemaligen Vorreitern der Retro-Welle so wunderschön heraushören konnte, nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Die famosen Triple-Gitarren sind weg, die unbändige Freude an geilen Hooks und somit auch sämtliches Potenzial für Eingängigkeit und gute Laune. Wer etwas in der Art erwartet hat, sollte sich lieber von SELIM LEMOUCHI & HIS ENEMIES fernhalten. Die 45 Minuten Musik sind nämlich anstrengend. Und das aus verschiedensten Gründen. Zum einen, weil in den kaskadierten Tonspuren so viel Gegensätzliches geschieht, dass man keinen roten Faden findet ('Chiaroscuro'). Zum anderen, weil spacige Passagen ('The Ghost of Valentine') selbst eine Band wie PINK FLOYD aussehen lassen wie straighte Songwriter.
Man sollte folglich keinen Hehl daraus machen, dass man für diese Art von Musik in besonderer Stimmung sein muss und sich keine Gesangslinien oder Riffs zur Orientierung anbieten. So geschieht banal gesagt mitunter minutenlang nichts bis auf psychedelische Akkorde, die sich in der "Psychedelic Drohe"-Schublade ziemlich wohlfühlen sollten. Am anderen Ende des Spektrums gibt es aber auch ganz selbstverliebte Musik mit 60er-Reminiszenzen, die schließlich in der Klangorgie verschmelzen, die sich 'Molasses' nennt. Nachvollziehbar werden die fünf "Songs" nicht - das Scheitern in dieser Hinsicht habe ich mir bereits eingestehen müssen. Wie mir aber der Schöpfer der Musik im Gespräch versicherte, benötigt man auch keinen differenzierten Zugang zur Materie - die Wirkung ist das Ziel.
Und in dieser Hinsicht muss ich ein großes Lob an Selim Lemouchi und Ván Records aussprechen, die so mutig sind, grenzbefreite Kunst zu veröffentlichen. Eigentlich ist "Earth Air Spirit Water Fire" keine Musik für die Kopfhörer in der U-Bahn. Dachte ich. Wenn man es aber dennoch versucht, hilft sie einem dabei, die Welt spurlos an einem vorbeiziehen zu lassen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher