LEPROUS - Melodies Of Atonement
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/24
Mehr über Leprous
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- InsideOutMusic/ Sony Music
- Release:
- 30.08.2024
- Silently Walking Alone
- Atonement
- My Specter
- I Hear The Sirens
- Like A Sunken Ship
- Limbo
- Faceless
- Starlight
- Self-Satisfied Lullaby
- Unfree My Soul
Ein schönes, aber auch ambivalentes Album.
Muss man über LEPROUS noch viele Worte verlieren? Aus der modernen Progressive-Metal-Szene nicht mehr wegzudenken, veröffentlichen die Norweger um Ausnahmesänger Einar Solberg mit "Melodies Of Atonement" ihr achtes Album. Das heißt, eigentlich ist die ganze Band einzigartig, denn wie LEPROUS klingt einfach keine andere Band, weshalb sie quasi längst zur eigenen Kunstform avanciert ist. Und so viel voraus gesagt: Der Albumtitel hält nur Teils sein versprechen.
Bereits der erste Vorbote (und quasi Titeltrack) 'Atonement' hat mich euphorisiert. So heavy und rhythmusbetont klang LEPROUS seit "The Congregation" (2015) nicht mehr. Doch das Album ist bei weitem keine Fortsetzung besagten Albums oder etwa von "Bilateral" (2011), es passt sehr gut in die stetige Weiterentwicklung der Band, für mich klingt es wie eine Melange aus "Malina" (2017) und "Pitfalls" (2019).
Jeder Song ist eine wahre Wundertüte der Dynamik, kann wie beispielsweise in 'Like A Sunken Ship' geradezu "nackt" beginnen, nur um sich zu einem brüllenden Monster zu entwickeln. Bereits hier muss ich einmal die Aufmerksamkeit auf Schlagzeuger Baard Kolstad richten, denn seine Begleitung mit Cowbell und Rimclick ist äußerst originell. Oder wie er in 'Silently Walking Alone' das Feeling des Songs komplett verändert und in 'My Specter' den Groove soweit entzerrt, dass man kaum mehr weiß, wo die Eins ist. Großes Kino! Es muss aber auch gar nicht unbedingt kompliziert sein, 'Limbo' und 'Faceless', das in seiner repetitiven Art an eine Beschwichtigung oder ein Gebet erinnert, reißen mit ihrem Groove total mit. Dieser Spielwitz, der zudem in einen angnehmen, warmen Sound eingebettet ist, bereitet viel Knobel- und Hörfreude. Das Album klingt fantastisch!
Kritisch anmerken muss ich dennoch, dass die Songs allesamt sehr ähnlich funktionieren - positiv umgedreht könnte man natürlich auch sagen, dass sie "wie aus einem Guß" sind. Aber es fällt schon auf, dass die dynamische Kurve bei allen Tracks relativ identisch ist: sie beginnt leise, mitunter gar zerbrechlich und nimmt konstant an Spannung zu, bis sie am Höhepunkt angelangt ist und dann wieder abbaut. Da die Skandinavier jedoch echte Könner sind, bieten verschiedenen Instrumentierungen ausreichend Variation.
Dennoch: Die große Euphorie, macht sich bei mir auf Albumlänge nicht breit. Ich habe auch den Eindruck, dass es 'My Specter' und 'I Hear The Sirens' etwas an Tiefe fehlt und 'Starlight' glänzt leider nicht so sehr, wie der Titel verspricht, sondern tönt im Albumkontext etwas blass. Im Gegensatz zu 'Self-Satisfied Lullaby' und 'Unfree My Soul', die zwar auch sehr auf Ambient und Sphäre setzen, aber einen schönen Spannungsbogen haben.
Sicher ist: "Melodies Of Atonement" ist - erneut- Musik für echte Genießer (am besten unterm Kopfhörer) und Entdecker ohne Scheuklappen. Ich hätte mir nach den ersten Singles 'Atonement', 'Silently Walking Alone' und 'Like A Sunken Ship' jedoch ein Album erhofft, das etwas mehr rockt als seine direkten Vorgänger und sein Pulver an "härteren" Tracks nicht schon mit den ersten Singles verschießt. Es bleibt ein tolles Album, das LEPROUS-Fans sicherlich gefallen wird, aber etwas hinter meinen Erwartungen zurückbleibt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke