LERA (ITA) - Reverie
Mehr über Lera (ITA)
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Sunsound Records
- Release:
- 06.06.2025
- Dead Flowers
- 78
- Doppelgänger
- 217
- Sonder
- C-14
- Of Lights And Shades
- 579
Ein träges Kunstwerk mit vielen düsteren Facetten!
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn man ein neues Album erkundet und es dringend gut finden möchte, sich manchmal vielleicht auch ein Stückchen zu sehr zwingt, einige Passagen über das eigentlich verdiente Maß hinaus zu bewerten, irgendwann aber doch den Einbruch erlebt und feststellt, dass der Funke nicht überspringen will? Ein solches Phänomen liefert mir persönlich der aktuelle Longplayer von LERA, einer italienischen Post-Rock-Formation, die auf ihrem Debüt sehr introvertierte Instrumentalpassagen mit einigen Filmscore-affinen, atmosphärischen Parts koppelt, sich diese Intimität auch bei den Vocals zu eigen macht, aber auch mehr und mehr in diesem Strudel aus schwerfälligen Arrangements und sehr melancholischen, vielleicht sogar depressiven Klangbildern hineingerät. Aus diesem Strudel gibt es für die Formation schließlich kein Entkommen mehr - und das ist in diesem Fall nicht zwingend positiv zu bewerten.
"Reverie" startet bereits mit einem recht zähen Longtrack und nimmt den Hörer in diese sehr eindringlich formulierte, kompositorisch sicherlich anspruchsvolle, emotional aber selten ergreifende Welt von LERA mit, deren grundsätzliche Stimmung sich im weiteren Verlauf auch nicht mehr verändern soll. Selbstredend sind die einzelnen Emotionen sehr gut dargestellt, und der Schlund, der sich öffnet, wenn die Italiener ihre traurigen Seiten nach außen kehren, ist auch unausweichlich, doch je tiefer man schließlich ihn ein eindringt, desto weniger berühren einen die Nummern von "Reverie", desto langatmiger erscheinen die Songs und desto schwieriger wird es, wirklich am Ball zu bleiben.
Und dann ist da noch dieser eigene Anspruch, dieses zweifelsohne sehr kunstvolle Werk lieben zu wollen, diesen Komplex aus Art-Rock-Fragmenten und postmetallischem Soundtrack in die Favoritenliste mit aufzunehmen, doch dieses Ansinnen entwickelt sich zu einem recht verkrampften Kampf zwischen Bauch und Verstand - und auf beiden Ebenen hat LERA schließlich das Nachsehen. "Reverie" ist in gewisser Weise ein Kunstwerk, aber keines, das einen vor Aufregung nicht mehr zur Ruhe kommen lässt.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes