LILLIAN AXE - Waters Rising
Mehr über Lillian Axe
- Genre:
- Melodic Metal
- Label:
- Locomotive/Alive
- Release:
- 29.06.2007
- Waters Rising
- Antarctica
- Become A Monster
- Quarantine
- I Have To Die, Goodbye
- Fear Of Time
- Until The End Of The World
- Fields Of Yesterday
- Thirst
- The 2nd Of May
- Deep In The Black
- 5
Lange angekündigt, mehrfach verschoben und heiß erwartet liegt es nun endlich vor uns: das Reunion-Album von LILLIAN AXE. Wie werden sie vierzehn Jahre nach ihrem letzten offiziellen Output – Livedokumente und Ansammlungen unveröffentlichtem Materials mal nicht mitgezählt – und mit neuem Sänger im Jahre 2007 klingen? Ihr müsst schmunzeln? Ihr habt ja Recht, denn außer dem Sänger wurde eigentlich die komplette Mannschaft ausgetauscht, aber der Wechsel hinterm Mikro ist der prägnanteste.
Betrachtet man das Cover des neuen Albums so ist man erst einmal etwas verwirrt. Keine Spur von Glamour, vielmehr dominiert eine psychedelisch anmutende Szenerie fein garniert mit diversen pilzartigen Pflänzchen, sowie mächtig breit drein schauende Akteure das Geschehen. Das soll die Band sein, die mit "Psychoshizophrenia" die wohl beste Mixtur aus griffigen Melodien, angenehmer Härte gepaart mit musikalischem Können und unbändiger Spielfreude, produziert hat? Ich bin skeptisch als ich "Waters Rising" in meinen Player schiebe.
Der Titel gebende Opener stellt gleich zwei Dinge klar: Der Sound ist gewöhnungsbedürftig, aber Sänger Derrick LeFevre weist stimmliche Parallelen zu seinem Vorgänger auf. Man kann in diesem Punkt also durchatmen. Ein Fakt, der sich auch im weiteren Verlauf des Albums bestätigt, da Derrick sowohl die härteren Kompositionen, wie auch die obligatorischen Wunder-Balladen gefühlvoll umzusetzen weiß. Dazu aber später mehr. Werfen wir uns Gehör in das musikalische Angebot und beleuchten die zwölf Nummern auf "Waters Rising".
Beginnen wir mit 'Become A Monster' einer Nummer, die wir schon von "Fields Of Yesterday" her kennen. Ein toller, für AXE-Verhältnisse sehr harter Song, der auch mit anderem Sänger großartig klingt. Dieser Titel könnte auch problemlos auf dem genannten Meisterwerk stehen, hat er doch alle Trademarks, die eine erstklassige Nummer dieser Ausnahmeband ausmachen: treibende Gitarren, drückende Rhythmik und dazu eine Gesangsmelodie, die sich sofort ins Hirn brennt. Dann gäbe es mit 'I Have To Die, Goodbye' und dem grandiosen 'The 2nd Of May' zwei exzellente (Halb-) Balladen an Bord, die jedes Metallerherz weich schmelzen lassen. Gerade in diesen Nummern ist die stimmliche Parallele zum Vorgänger fast schon beängstigend. Mit den melodisch-verspielten 'Until The End Of The World',' dem knackig-einprägsamen Titelsong, sowie dem hypnotisch-rockigen 'Fear Of Time' befindet sich weiteres Material auf "Waters Rising", welches an alte Glanzzeiten erinnert und schnell Freude bereitet. Die restlichen Kompositionen bergen dann allerdings einige Überraschungen.
Hatte ich eben schon das Attribut "hypnotisch" eingeworfen, so ist dies eine passende Umschreibung für einen Großteil des Materials. Einflüsse sowohl von LED ZEPPELIN, wie auch von THE BEATLES, lassen sich leicht herausfiltern, wobei letztere ja in Bezug auf Melodieverständnis sicher auch früher schon Pate gestanden sind. Anno 2007 bewegen sich LILLIAN AXE aber verstärkt auf den Spuren der Spätphase der Pilzköpfe – vielleicht daher das Covermotiv – was den vermehrten Einsatz von Streichern und psychedelischen Elementen zur Folge hat. Vor allem in der zweiten Hälfte des Albums nimmt mit steigender Spieldauer einzelner Songs – 'Fields Of Yesterday' und 'Deep In The Black' seien als Paradebeispiele genannt – dieses Element deutlich zu. Da wird dann auch mal die acht Minuten Grenze überschritten. Ungewöhnlich für LILLIAN AXE, aber toll. Und genau dieser letzte Satz beschreibt auch das komplette Album. Eine Erkenntnis, die mir zugegebener Maßen erst nach einigen Spins von "Waters Rising" gekommen ist, da ich mit einen etwas anderen Ausrichtung gerechnet hatte, aber das ist immer das Problem mit Erwartungen, oder?
Sicherlich wird sich der eine oder andere alteingesessene LILLIAN AXE Fan schwer tun mit dem neuen Album, mir hingegen bereitet das Werk sehr viel Freude. Die Scheibe ist abwechslungsreich, eingängig und irgendwie abgefahren. Die Mischung aus 70er-Jahre Rock, AOR und Metal kommt einfach sehr eigenständig 'rüber. Wer auf ein zweites "Psychoshizophrenia" gewartet hat, wird wahrscheinlich ein paar Melodien vermissen, aber eigentlich sind auch diese vorhanden. Nur anders verpackt.
Anspieltipps: Fields Of Yesterday; Become A Monster; Deep In The Black; The 2nd Of May; Fear Of Time
- Redakteur:
- Holger Andrae