LIONEYE, DANIEL - Vol. II
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2010
Mehr über Lioneye, Daniel
- Genre:
- Extreme Metal
- ∅-Note:
- 7.25
- Label:
- The End Records (Soulfood Music)
- Release:
- 18.06.2010
- Euroshaman
- Flatlined
- Saturnalia
- Neolithic Way
- I Saw Myself
- The Mentat
- I Have Never Wanted To Be Number One
- Who Turned The Lights Out
- Kiss Of Cannibal
HIM trifft MARILYN MANSON und wird von ROB ZOMBIE hergenommen. Noch Fragen?
Brief an das, mein Ohr: "Oh du, meine zarte, rosane Muschel, Empfänger tausender, verschiedenster Klänge und steter Begleiter seit Anbeginn unserer Zeit. Bitte verzeih mir, dass ich nun zumindest eine kurze Zeit mit dir brechen muss. Verzeih mir, dass ich dich mit etwas konfrontiere, was du mir lange nachhalten wirst. Verzeih mir, dass ich dir DANIEL LIONEYE vorspiele." Ja, es ist hart. Wir haben uns nun zwar wieder gefunden, doch die Phase der Earurierung war eine harte. DANIEL LIONEYEs "Volume II" ist eine derart nervöse, überbordende und breitwandige Platte geworden, dass wahrer Hörgenuss wirklich nur ein sehr seltener Gast im Hause des Fans sein wird.
Eine Breitwand wie im Multiplex-Kino haben Linde und Burton, ihres Zeichens Bassist und Keyboarder der Liebes-Metaller von HIM, mit ihrem aktuellen Output erschaffen, so etwas überbordendes wie "Avatar" von James Cameron – mit einer sehr ähnlichen Effekthascherei. Die Songs bieten von Einflüsse aus der Welltmusik wie die Sitar in 'Way' bis hin zu harten Back-Metal-Eskapaden eine enorme Bandbreite. Durchsetzt mit Elektro-Elementen schafft es das Kreativduo, einen sehr umfassenden Rundumschlag zu vollführen, und mutet dabei häufig an wie ein tollwütiger Hund, der von der Leine gelassen wurde und nun Schaum spritzend durch die Schrebergarten-Siedlung der ansässigen Popkultur wütet. Und wie es naturgemäß sein muss, wenn man ohne Sinn und Verstand rast, funktioniert nicht alles, was DANIEL L. anpacken. Oftmals ist die Mischung doch arg unausgegoren und mutet wie der sprichwörtliche Sack an, in dem man alles hineingeworfen hat, was johlt und kratzt, nur um dann sagen zu können, "endlos kreativ" und "voll auf der Höhe" zu musizieren. Und mit dieser Attitüde polarisieren die Finnen natürlich und biedern sich gerade durch das Prinzip des wir probieren alles und machen dabei nichts wirklich auf eine gewisse Art und Weise an.
Und doch ist es nicht so, dass mir diese chartunverträgliche Variante von MARILYN MANSON mit neuem, bösartigen Ansatz völlig missfällt. Im Gegenteil, die Mischung aus verschiedensten Einflüssen und einer amerikanischen Schock-Rock/Groove-Metal-Attitüde gefällt mir in Teilen sogar durchaus gut. Wie eine straighte, gut hörbare Variante von SHINING's "Blackjazz" - gerade 'Who Turned The Lights Out' erinnert doch sehr stark an die eskapistischen Soundcollagen der weltfremden Schweden – pflügen sich DANIEL LIONEYE durch die verkappten Hörgewohnheiten gegenwärtiger Metal-Ohren und sind so überhaupt nicht zartbitter, vielmehr einem blutigen Streifen von ROB ZOMBIE entstiegen. Verbinden sich Samples und groovende Gitarren zu einem eisernen Machtblock, erhebt sich die zitternd kreischende Stimme von Linde und werden Dark-Wave-Melodien auf verachtend einfache Art und Weise in den modernen Metal überführt, stimmt die Mischung einfach von vorne bis hinten. Es verwundert kaum, dass der amerikanische Skater und (Schwieger-)Mutter-Schreck Bam Magera auf diese hektischen und nervösen Zuckungen eines kranken Musiker-Kollektivs abfährt und es wird kaum verwundern, dass hier eher die SLIPKNOT-Klientel als DREAM-THEATER-Feingeister bedient werden.
Fazit: Für Fans moderner Rhythmen ohne klaren Genre-Bezug ist "Volume II" genau der richtige, um die Nachbarn bei offenen Fenstern durch den Sommer zu schocken. MANSON-Fans werden dabei ebenso erfreut die verschieden-farbigen Pupillen verdrehen wie ROBs Zombies. Alle anderen dürfen verwirrt ihre Nase rümpfen und sich weiterhin den Nacken pudern – nicht, dass DANIEL LIONEYE zuviel Panda mit Gänseblümchen mischt.
Anspieltipps: I Have Never Wanted To Be Number One, Neolithic Way
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer