LIQUID TENSION EXPERIMENT - LTE3
Mehr über Liquid Tension Experiment
- Genre:
- Instrumental Progressive Rock/Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- InsideOutMusic
- Release:
- 16.04.2021
- Hypersonic
- Beating The Odds
- Liquid Evolution
- The Passage Of Time
- Chris & Kevin's Amazing Odyssey
- Rhapsody In Blue
- Shades Of Hope
- Key To The Imagination
Eine tolle Rückkehr nach 22 Jahren!
Als Mike Portnoy, damals noch Schlagzeuger von DREAM THEATER, Ende der 90er vom Label gefragt wurde, ob er Lust hätte, eine instrumentale Prog-Supergroup ins Leben zu rufen, brauchte er nicht lange überlegen, schnappte sich seinen Bandkollegen John Petrucci an der Gitarre, erfüllte sich mit Tony Levin (KING CRIMSON, PETER GABRIEL) am Bass bzw. Chapman-Stick einen Traum und rundete die Band ab mit dem talentierten Keyboarder Jordan Rudess, der bekanntermaßen nach dem ersten LIQUID TENSION EXPERIMENT-Album Mitglied von DREAM THEATER wurde. In der Besetzung folgten mit "LTE" (1998) und "LTE2" (1999) zwei Alben, die mittlerweile Klassikerstatus haben. Es gab vereinzelte Konzerte, aber aufgrund der vollen Terminkalender der Protagonisten, brauchte es tatsächlich ganze 22 Jahre und eine Pandemie (und somit leere Terminkalender), um "LTE3" zu vollbringen.
Ein Blick auf die Trackliste zeigt acht Songs, davon seien laut Band wie bei den ersten beiden Alben vier komplett komponiert ('Hypersonic', 'Beating The Odds', 'The Passage Of Time' und 'Key To The Imagination'), zwei Duette ('Liquid Evolution', 'Shades Of Hope') ein spontaner Jam ('Chris And Kevin's Amazing Odyssey') und mit 'Rhapsody In Blue' findet sich ein Coversong, beziehungsweise eine Neuinterpretation des Stücks von GEORGE GERSHWIN, im Original aus den 1920ern, die bereits 2008 von der Band in dieser Version live gespielt wurde.
Die ersten 30 Sekunden vom Opener 'Hypersonic' lassen einen gleich den Atem stocken, was für eine Abfahrt. Der Song wurde als letztes aufgenommen, man wollte einen furiosen Beginn schaffen und damit das Album im Stil von 'Paradigm Shift' ("LTE") oder 'Acid Rain' ("LTE2") eröffnen. Die 8:25 Minuten sind auf jeden Fall eine Ansage und machen unmissverständlich klar, wer hier musiziert. Kritisch muss ich aber auch anmerken, dass der Track nicht an die besagten Opener der vorherigen Alben rankommt, dafür wirkt er teils tatsächlich etwas zu forciert, macht aber dennoch viel Spaß. 'Beating The Odds' macht seinem Titel alle Ehre und beginnt mit einem coolen Riff von Petrucci im 7/8-Takt, der auch Grundlage des Songs ist, aber auch hier bin ich noch nicht aus dem Häuschen, da ich weiß, wozu das Quartett im Stande ist.
'Liquid Evolution' greift die typischen Sounds der ersten Alben auf, ich denke da beispielsweise an 'Osmosis' oder '914' und ist ein ruhiger Song, John Petrucci spielt eine schöne Melodie, Mike Portnoy begleitet nur im Hintergrund - eigentlich eine schöne Nummer, jedoch mit etwas über drei Minuten viel zu kurz. Der Song wirkt wie abgeschnitten oder wie eine erste Idee eines großen Puzzles und hätte sich bestimmt auch toll entwickeln können.
'The Passage Of Time' wurde als erste Singleauskopplung veröffentlicht und ist ein richtig schöner Track, treibende Riffs, feine Keyboardeinlagen, geschmackvolles Drumming und tolle Bass-Arrangements - so liebe ich LIQUID TENSION EXPERIMENT!
'Chris And Kevin's Amazing Odyssey' erinnert vom Titel her natürlich an 'Chris And Kevin's Excellent Adventure' vom ersten Album und ist auch 22 Jahre später ein Song nur mit Bass und Schlagzeug, auf jeden Fall eine tolle Idee. Nur leider groovt die Fortsetzung nicht mal annähernd so keck wie das Original, schade. Mit 'Rhapsody In Blue' nimmt "LTE3" dann aber endlich Fahrt auf, die 13-minütige Interpretation des Broadway-Klassikers ist schlichtweg genial und passt der der Band wie angegossen! 'Shades Of Hope' setzt die Tradition der Gitarren-Keyboard-Dous fort und kann das Erbe etwa von 'State Of Grace' weiterführen, wunderschön.
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Werte Leser, die 13 Minuten von 'Key To Imagination' sind einfach göttlich, mehr möchte ich darüber nicht verraten, aber alleine dieser Track ist der Kauf des Albums wert. Allen alten DREAM THEATER-Fans bietet "LTE3" auf jeden Fall tollen Fanservice, denn es ist einfach eine Wonne, Petrucci, Portnoy und Rudess wieder zusammen spielen zu hören und ein Stück weit an die Magie früherer DREAM THEATER-Alben erinnert zu werden. Der größte Respekt gebührt aber Tony Levin, denn was er hier mit 74 Jahren (!) noch abrockt, ist grandios. Eins noch: Wenn möglich, holt euch die Doppel-CD-Variante, denn auf der Bonus-Disc befinden sich noch fünf Jams, die sich bestimmt hören lassen (lag zur Review nicht vor).
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke