LIZZARD - Mesh
Mehr über Lizzard
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Pelagic Records
- Release:
- 27.09.2024
- Unity
- New Page
- Elevate
- Black Sheep
- Home Seek
- Mad Hatters
- The Unseen
- Mesh
- Minim
- The Beholder
Zerbrechlich schön!
Die Entwicklung dieser französischen Post-Rock-Combo kann man sicherlich aus zweierlei Blickwinkeln betrachten. Einerseits ist der Hang zur Melancholie bei LIZZARD schon länger bekannt und war auch schon auf den letzten Alben relativ stark ausgeprägt, allerdings hüllte die Band diese Präfenrenz immer noch in einen leicht verspielten Prog-Rock-Teppich ein. Andererseits war eine leichte Vorliebe für leichter zugänglichen, mitunter auch Mainstream-lastigen Sound auch schon auf dem letzten Langdreher ("Erode", 2021) zu erkennen, den die Band nun verstärkt hat. Mit dieser vermeintlichen Neuerung gibt LIZZARD leider auch einen Teil dieser Unberechenbarkeit auf, den die Combo in den letzten Jahren auf ihrem Gebiet sicherlich zu einem der spannendsten Acts gemacht hat.
Schaut man allerdings auf das aktuelle Songmaterial, kann man den Westeuropäern definitiv keinen Vorwurf machen, dass die Kompomnenten Einprägsamkeit und weniger komplexes Songwriting ein partiell neues Gesicht zeigen. Es ist zwar nicht so, dass LIZZARD mit einem Mal nur noch programmierte Hits komponiert, jedoch ist vor allem der erste Abschnitt von "Mesh" mit einer gewissen Radiotauglichkeit versehen, die man zwar als einen logischen nächsten Schritt betrachten kann, die aber diesen ganz speziellen Zauber früherer Tage ein bisschen vermissen lässt. Nummern wie 'Unity' und 'New Page' sind zwar immer noch hervorragende, moderne Rocksongs, aber diese besonderen Aha-Effekte bleiben hier noch außen vor und verändern schließlich auch die momentane Perspektive, mit der die Band ihr Handeln begutachtet.
Wer sich von diesen ersten Eindrücken schon leicht blenden lassen mag, kann sich dennoch beruhigt zurücklehnen, weil LIZZARD im Laufe der weiteren Songs wieder diese berauschend schöne Atmosphäre heraufbeschwören kann, in der Melancholie, verträumte Harmonien und eine zerbrechliche Performance an den Vocals wieder einen Link zu den vergangenen Glanztaten schaffen. Im Dunstkreis der balladesken Momente aus der PAIN OF SALVATION-Kunstschmiede (dieser Vergleich fällt momentan recht häufig!) verzaubern Stücke wie 'Minim', 'Mesh' und 'The Beholder' in den Schlussakorden des neuen Albums mit einer sehr eindringlichen Stimmung und eben auch wieder diesen dezent angeproggten Arrangements, für die man LIZZARD im Laufe der Jahre lieben gelernt hat. Die Intensität ist umgehend wieder gegeben, diese angenehme Ruhe, die über diesen Nummern schwebt, hat etwas sehr Ansteckendes, und der Eindruck, dass mit der Abnahme vermeintlichen Spektakels noch größere musikalische Erlebnisse geschaffen werden können, manifestiert sich hier endgültig.
Insofern mag "Mesh" zwar einige Kompromisse eingehen, weiß letzten Endes aber auf eine ganz andere Art und Weise zu begeistern. Der Mainstream bleibt zwar irgendwo im Hinterkopf, doch die Songs haben so viel Tiefe und bewegende Aspekte, dass man darüber spielerisch hinwegsehen kann. Ergo: Erneute Pflichtveranstaltung!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes