LLVME - Fogeira De Suenos
Mehr über Llvme
- Genre:
- Pagan Doom Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- My Kingdom Music
- Release:
- 09.04.2010
- Llvme
- Llumeiru De Fueu
- L'Allumamientu Del Fueu I
- L'Allumamientu Del Fueu II
- L'Allumamientu Del Fueu III
- Vaqueirada
- Orbayu De Llume
- Llume D'Augua
Mysteriös. <br />
Der Globus ist stahlüberzogen; wie Macheten arbeiten sich harte Klänge durch das Dickicht der letzten unberührten Gegenden. In einer Zeit, wenn Metal aus Malaysia oder der Mongolei sich kaum von amerikanischer Kost unterscheidet, kann man den Hörer kaum noch mit Exotik beeindrucken. LLVME schaffen es trotzdem, gerade weil sie nicht säbelrasselnd den Exotenbonus erzwingen, sondern in ihre Musik sehr fein den Geist ihrer Heimat einwirken. Und was für eine Heimat: Die Provinz Kastillien-Léon, Überrest des alten Königreiches Léon, auf dem das heutige Spanien gründet. Salamanca, die Heimatstadt des Quartetts, blickt auf eine jahrtausendelange Geschichte zurück, die ihren Anfang im Römischen Reich nimmt. Aus dieser reichen Geschichte schöpfen LLVME, indem sie sämtliche Lyrics in der leonesischen Mundart verfassen - in dieser bedeutet der Bandname übrigens 'Feuer'. Aber genug der Landeskunde, es geht schließlich um die Musik. Doch ist genau diese nur sehr schwer in Worte zu fassen.
Als 'Pagan Doom' wird das Debüt der Spanier kategorisiert, wobei 'Pagan' sinnvollerweise durch Folk ersetzt werden sollte - außer gelegentlichen Screams hat die Musik nichts wirklich pagan-mäßiges an sich, ebensowenig wie sie, trotz einer gewissen Grundmelancholie, dem Etikett 'Doom' meines Erachtens gerecht wird. Tatsächlich klingt "Fogeira De Suenos" bisweilen wie Metal ohne Metal, so absurd das auch scheinen mag. Dies liegt in der seltsam unbalancierten Produktion begründet, die zwar atmosphärische Elemente betont, rockige Parts aber in den Hintergrund ausblendet. So erklingt Schlagzeug höchstens wie sachtes Besenstreichen, wirklich schwere Riffs, die unter anderem für einen doomigen Klang sorgen würden, bekommt man auch selten zu hören. Fast könnte man sagen, das Album ist wie ein lang gezogenes Intro oder ein Zwischenspiel, bei dem es nie wirklich zur Sache geht. Was eigentlich schade ist, denn die Musik würde von etwas mehr Druck definitiv profitieren.
Andererseits lenkt genau dieser Mangel an 'Lärm' den Fokus auf die vielen kleinen Details, die das Album ausmachen, etwa die Elemente traditioneller Musik. So wird das Intro 'Llvme' von einem folkigen Dudelsack dominiert, der bekanntlich nicht ausschließlich ein Attribut der Rockträger ist, sondern auch ein in Spaniens Kultur verwurzeltes Instrument. Die dezenten Snaredrums dazu sind sehr passend; leider verbleibt das Drumming im gesamten Album mehr oder weniger auf diesem Härtegrad, obwohl die Dynamik an vielen Stellen nach mehr Rumms verlangt hätte. Stimmungsvoll und gemäßigt geht 'Llumeru De Fueu' an. Die einsetzenden Growls kommen von ganz tief unten, wandeln sich im späteren Verlauf zu schwärzesten Screams - kraftvoll, doch will diese unerwartete Aggression nicht zur recht unmetallischen Soundkulisse passen. Auch sehr gemächlich, mit kaum hörbarer Gitarre kommt der erste Teil des Songreigens 'L'Allumamiento Del Fueu' daher. Der zweite Teil ist ein feines Zwischenspiel mit leisen Drums. In 'L'Allumamientu Del Fueu III' bekommt man erstmals einen wirklichen Riff zu hören, der klirrend, zusammen mit den nervösen Streichern, eine düstere und zittrige Atmosphäre erzeugt. Schwarzmetallische Vocals werden von einem gesprochenen Part abgelöst. Spannend! Fast völlig a capella ist 'Vanqueirada' gehalten, das durch seinen orientalischen Grundton an die maurische Vergangenheit Spaniens denken lässt - die Vocals erinnern ein wenig an einen Muezzin. Erst im späteren Verlauf setzen Instrumente sachte ein. 'Orbayu De Llume' ist der erste wirklich metallisch anmutende Track, wo auch die Instrumentalfraktion etwas druckvoller zu Werke gehen darf. Das begleitende Piano verstärkt eher die Wirkung, statt zu verkitschen. Mit 'Llume D'Augua' scheint das Album atmosphärisch mit einem Sprach-Sample zu Synthie-Streichern ausklingen zu können, ehe es noch ein letztes Mal heftiger wird. Man bekommt mal wieder Gitarren zu hören, und zwar als sehr cooles Solo! Der Dudelsack, der uns in diese spannende Komposition hinengezogen hat, rundet sie auch ab und beendet ein rundum ungewöhnliches Album.
Vielleicht sind die Ungereimtheiten der Produktion in Wirklichkeit bloß bewusst gesetzte Hürden, um dem Hörer den Zugang in LLVMEs eigentümliches Königreich zu erschweren, weil die Musik eben nicht typisch metallisch klingen mag. Mit einem Durchlauf ist die Reise längst nicht vorbei, denn "Fogeira De Suenos" muss man auf sich wirken lassen und unvoreingenommen erkunden - wenigstens als angemessene Würdigung der Originalität, die in diesem mysteriösen Stück Musik steckt.
Anspieltipps: 'L'Allumamientu Del Fueu III', 'Orbayu De Llume'
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Regina Löwenstein