LLYNCH - We Are Our Ghosts
Mehr über Llynch
- Genre:
- Progressive Alternative Post-Hardcore
- Label:
- Bastardized/Alive
- Release:
- 28.11.2008
- Symbol Repetition
- Athena
- Floating North
- Eyes Towards Oort
- Lost! Lost!
- If It Ain't Rotten, It Ain't Mine
- A History Of Gentlemen
- Morla
- We Are Our Ghosts
- Llizzards
Die Saarbrücker LLYNCH sind keine leichte Kost. Atmosphärischer Postcore ohne kommerzielle Zwänge und gewohnten Arrangements. Ein sechzigminütiger Trip!
Nun heißt es, das Telefonkabel aus der Wand nehmen, Handy ausschalten und sich einfach Zeit nehmen, um dem Debütalbum "We Are Our Ghosts" der Saarbrücker LLYNCH zu lauschen. Eine andere Alternative gibt es für diese sechzig Minuten nicht, denn alle Versuche das Album nebenbei im Auto oder beim Arbeiten zu hören, schlagen definitiv fehl. Die Jungs haben eine Art Postcore der Marke CULT OF LUNA oder ISIS geschaffen, sprengen dabei jegliche Art von Grenzen, lassen sich einfach treiben und legen mehr Wert auf Atmosphäre als auf die musikalische Profilierung Einzelner.
LLYNCH haben einen Soundtrack für düstere Stunden erschaffen. Eine trendfreie Reise durch unbekannte Welten mit emotionaler Tiefe und faszinierenden Dissonanzen. Selbst in den harten Momenten schafft es das Quintett, eine Schwermütigkeit zu transportieren, die sich während der gesamten Spielzeit über den Hörer zu legen vermag. Das ist experimentelle Musik, die sich bewusst zwischen vorhandene Stühle setzt. Natürlich birgt das gewisse kommerzielle Risiken in sich, ist aber im monatlichen Einheitsbrei zumindest mal höchste Anerkennung wert.
Die größte Dichte erreichen die Saarbrücker in ihren vier teils überlangen Prunkstücken 'Floating North', 'Eyes Towards Oort', dem Titelsong oder dem abschließenden 'Llizzard'. Hier spielen sie die einzelnen Parts aus, lassen sich treiben und setzen mit gelegentlich etwas härteren Passagen gezielte Akzente. Ich muss hierzu meinen imaginären Hut ziehen. Die Magie, die LLYNCH in diesen ruhigen und atmosphärischen Momenten erschaffen, können sie jedoch nicht immer auch auf ihre härteren Songs retten. Obwohl man hier ebenfalls enorm facettenreich und alles andere als regelkonform vorgeht, rauschen die Stücke etwas an einem vorbei. Da man auch bewusst auf erkennbare Refrains und Gitarrensoli verzichtet, sollte man die gewohnte Musikschablone lieber gleich ganz stecken lassen.
Die Produktion von "We Are Our Ghosts" kracht grundsätzlich recht ordentlich, wobei mir persönlich der laute Bass etwas zu mächtig daherkommt. Im Gegensatz dazu verliert sich der Gesang von P Hell in der Musik. Das mag gewollt gewesen sein, mindert jedoch meinen Hörgenuss etwas. Dabei muss er sich gar nicht verstecken, denn in den härteren Passagen klingt er wie direkt aus der Metalcore-Zauberkiste gesprungen und in den ruhigen, teils sehr schön zweistimmigen Parts wie Phil Anselmo. Vielleicht sollte man noch einmal darüber nachdenken, dem Frontmann mehr Rampenlicht zu gönnen.
LLYNCH können locker im internationalen Geschäft mitmischen und werden bestimmt in Genrekreisen eine große Zahl an Anhängern rekrutieren. Wenn ihr das Debütalbum "We Are Our Ghosts" anchecken möchtet, solltet ihr wie gesagt Zeit mitbringen und gegenüber experimenteller Musik aufgeschlossen sein. Wenn dem so ist, könnten die folgenden sechzig Minuten wirklich abgefahren werden.
Anspieltipps: We Are Our Ghosts, A History Of Gentlemen
- Redakteur:
- Chris Staubach