LONEWOLF - Division Hades
Mehr über Lonewolf
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Massacre Records
- Release:
- 25.09.2020
- The Last Goodbye
- The Fallen Angel
- Division Hades
- Manilla Shark
- Underground Warriors
- To Hell And Back (InstruMETAL)
- Alive
- Lackeys Of Fear
- Silent Rage
- Drowned In Black
- The Call (Intro)
- Into The Battle We Ride
- The Dark Throne
- Towards The Lights
- Forgotten Shadows
- The Forgotten Valley Of Hades
- 1789
- Witch Hunter
- Sorcery
- Erik The Red
Die insgeheim einzig wahren Powerwölfe im musikalischen Wortsinne holen zum Doppelschlag aus...
...und der besteht (leider nur in der CD-Digipack-Variante) aus dem von den Fans der Band sehnlichst erwarteten neuen Album "Division Hades" und zehn komplett neu eingespielten frühen Klassikern und heutzutage raren Songs der Band. Diese zweite CD erhielt den Untertitel "Into The Past We Ride" und ist als Bonusüberraschung zum zehnten Album, quasi als Jubiläumspräsent für die treuen Fans der französischen Power-Metaller gedacht. Darauf spielte ein früherer Musiker von LONEWOLF (Dryss Boulmédais) alle Gitarren und den Bass ein.
Diese Überraschung ist schon in den Grundfesten einer modernen, kommerziell brauchbaren Metalveröffentlichung prächtig gelungen, klatscht einem der Sound doch über die Länge der gesamten Produktion differenziert, voluminös und prall bratzend, wie die Zitzen einer Wölfin ihren zehn Welpen ins Gesicht! Mit diesem Ergebnis markiert CHARLES GREYWOLF (Gitarre und Bass bei POWERWOLF), seit 2014 verantwortlich für Mix und Mastering bei LONEWOLF, schon beinahe im Revier der eigenen Band, so gut erledigte er die Arbeit in seinem eigenen Tonstudio "Greywolf" in Saarwellingen.
Bevor ich die einzelnen Lieder des mit einem imposanten, typischen Metalcover von Péter Sallai (Mortpaintgraphics) versehenen neuen Albums beschnuppere, muss ich euch, liebe Leser, noch etwas beichten: Bis vor wenigen Wochen kannte ich nur den Namen LONEWOLF und wusste, dass die Band sich dem Powermetal der deutschen Machart verschrieben hat. Als nun der Vorschlag kam, über das neue Album zu schreiben, hörte ich zunächst ein paar Alben quer und war mächtig überrascht: Da hatte sich offenbar ein ganzes Rudel an geilen Scheiben in den letzten 18 Jahren bei Nacht und Nebel an mir vorbeigeschlichen! Jedenfalls konzentrierte ich mich von da an hörtechnisch auf das neue Album der Franzosen, die derzeit aus Bandleader Jens Börner (Gitarre und Gesang), dem alten und wieder neuen Gitarristen Damien Capolongo sowie Rikki Mannhard am Bass und Bubu Brunner am Schlagzeug bestehen.
Der Start ins neue Werk gelingt der Band auf für ihre Verhältnisse ungewöhnliche Weise: Mit einem getragen akustisch einsetzenden, sehr tiefschürfend emotionalen Stück. 'The Last Goodbye' beginnt mit den auf Deutsch gesprochenen letzten Worten, die Jens Börner seiner deutschstämmigen Mutter auf dem Sterbebett sagte. Dieser ruhige erste Teil ersetzt in Wirkung und Dramatik vollständig ein herkömmliches Intro, was durchaus beabsichtigt war, wie Börner im sehr lesenswerten Interview mit Kollege Ledl zu Protokoll gab. Nach diesem ersten Teil des Liedes bricht eine überaus melodiöse und intime Powermetalerzählung der Gedanken über das Sterben und den Tod der Mutter des Sängers über den Zuhörer herein, die alleine schon wegen des textlichen Hintergrundes etwas ganz Besonderes ist und durch den mächtigen Sound der Band noch an Dramatik gewinnt.
'The Fallen Angel' ist ein wenig breaklastiger, hat einen schönen Mitgröl-Refrain und gefällt zudem durch seinen sehr dynamischen Aufbau. Der Text greift die vielen gutmütigen Menschen bekannte Problematik auf, dass man im Leben lernen muss, auch ab und an mal "Nein" zu sagen. Generell bemerkt man beim Hören dieses Albums häufig, wie fein und dennoch schmissig die Sologitarren, Gitarrenduelle und Riffs ausgearbeitet sind, so auch hier.
Der Titeltrack 'Division Hades' geht ein bissel geradliniger und härter zur Sache, hält jedoch das Tempo und überzeugt durch A-Liga-Hookline sowie "Griffbrettglotzer" zum Sabbern bringende Gitarrensoli! Dazu hat der Song einen gesellschaftspolitisch aktuellen, durchaus diskussionswürdigen Text erhalten, geht es doch um die immer weiter voranschreitende schleichend sukzessive Eingrenzung der persönlichen Freiheiten der einzelnen Person in der heutigen Gesellschaft.
Nun darf ich über meinen persönlichen Lieblingssong der Scheibe berichten. 'Manilla Shark' ist mit seinem unmissverständlichen Titel natürlich dem verstorbenen MARK "The Shark" SHELTON von MANILLA ROAD gewidmet. Da Jens Börner Shelton persönlich kannte und auch schon mit ihm musizierte, war es Ehrensache, einen Tribute-Song über diesen Mann zu schreiben, der den Underground-Metal so maßgeblich mitgeprägt hat und auch nach seinem Tod durch das von ihm hinterlassene Werk weiterhin beeinflussen wird. Etwas langsamer und stampfiger, mit anderer Schlagzeugarbeit und trillernden Gitarren, zieht die Band den Hörer in einen Ohrwurm hinein, der ab jetzt seinen Platz in jeder Partyzelt-DJ-Playlist von Lauda-Königshofen über Balingen bis nach Dinkelsbühl und Wacken finden wird, in Königshofen wahrscheinlich mehrmals in der Nacht. Eine großartige Hommage (um hier einmal ein französisches Wort zu benutzen) an diesen für die Szene so wichtigen Musiker!
'Underground Warriors' ist ein kapitaler Nackenbrecher flotterer, wild rennender Gangart, der nach Manowar-Manier an alle metallischen Brothers and Sisters andressiert ist, die zu diesem Song ordentlich die Fiste, äh, Fäuste raisen können.
Das Instrumental 'To Hell And Back' steigert sich dynamisch in Lautstärke und Intensität, wartet mit schönen klassischen Chorpassagen auf, fungiert in der Kürze seiner weniger als zwei Minuten jedoch hauptsächlich als Intro zu 'Alive', dessen Riff sich nahtlos an die letzten Töne anschließt. 'Alive' galoppiert dann mächtig los und greift im Refrain auch die Textzeile "To Hell And Back" wieder auf. Der Song ist der kürzeste des Albums und als ruppiges Lebenszeichen von Jens Börner zu verstehen, der einige härtere Jahre hinter sich hat, in denen er einen Arbeitsunfall, den Tod seiner Mutter und schwierige Zeiten innerhalb der Band erlebte.
Nun wird ein in Metalkreisen etwas klischeebehaftetes, jedoch immer aktuelles Thema aufgegriffen: 'Lackeys Of Fear' widmet sich textlich im weitesten Sinne dem Einfluss von Kirche und Religion auf die heutige Gesellschaft. Der recht harsch vor sich hinknarzende Song ist mit einer Wahnsinns-Hookline ausgestattet, die Oldschool-Metalheads mit einer gewissen Wut auf alles im Bauch ordentlich zum Fäuste-Recken und grantigen, speichelversprühenden Mitzetern des Textes verleiten wird.
'Silent Rage' ist der einzige Song, dessen Text nicht aus der Feder Börners stammt, sondern von Damien Capolongo verfasst wurde. Das in Rhythmik und Aufbau etwas komplexere Lied bleibt trotzdem sehr schnell im Gehör haften und hat ein Gitarrenduell der oberen Güteklasse verpasst bekommen. Dieses Stück könnte, wie viele Songs der Platte, live richtig gut funktionieren. Ich freue mich schon darauf, die einsamen Wölfe hoffentlich bald nach Corona auf einer Bühne zu erleben!
Abgeschlossen wird das Album von seinem, mit etwas mehr als neun Minuten längsten Track. 'Drowned In Black' ist der dritte persönliche Song von Jens Börner, dessen Text die schwere Zeit der Trauer nach dem Tod der Mutter aufgreift. In Aufbau und Gitarrenstrukturen erinnert mich das Lied an vielen Stellen an die Kompositionen von IRON MAIDEN auf ihren Alben nach der Reunion.
Da ich bei den unzähligen Durchläufen dieses in allen Belangen beeindruckenden Albums immer an ein paar Stellen dachte, dass der Gesang etwas feinfühliger und im Stimmansatz etwas weniger rau sein könnte, gebe ich als geiziger Schwabe einen halben Punkt nicht raus. Daher komme ich für mich auf hell funkelnde 9,5 Punkte für "Division Hades" von LONEWOLF! Powermetal-Enthusiasten, die mit sehr rauem Gesang kein Problem haben und Käufer der musikalisch legendär wertigen 2-CD Edition dürfen sich an dieser Stelle getrost eine 10 denken.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Timo Reiser