LOST IN WHITECHAPEL - Green
Mehr über Lost In Whitechapel
- Genre:
- Nu Metal / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 01.11.2024
- Time To Wake Up
- Seen It Before
- Downfall
- Echoes
- Friends
- Sick Of It All
- No Compromise
- Restless // Sleepless
- Dream
- Wish // Vengeance
- Shadows Of The Past
- Drown In Hate
- Cursed
- Years Of Darkness
- Gate
- Maelstrom
Solider, aber etwas zu langer Einstand der Nu-Metaller aus Bayern.
LOST IN WHITECHAPEL ist ein Quintett aus dem bayerischen Kaufering, das selbst zu Protokoll gibt, dass der eigene musikalische Stil nur schwer zu beschreiben, aber von groovenden Gitarren, rasanten Drum-Fills und wahnsinnige Synthesizern gekennzeichnet sei. Wo genau wir den Fünfer mit dem schlicht "Green" betitelten Erstwerk einsortieren sollten, müssen wir also selbst anhand der satten sechzehn Tracks der Scheibe herausfinden.
Los geht es mit dem Intro 'Time To Wake Up' dabei erst einmal sehr elektronisch und ich wähne mich angesichts der abgedrehten Sounds schon im NINE INCH NAILS-Universum und den Untiefen des Industrial-Sektors. 'Seen It Before' rückt diesen Eindruck allerdings schnell wieder zurecht und macht fix klar, dass die Bayern zwar ihre Synthesizer lieben, den Einsatz selbiger im Bandkontext aber ganz klar nach einem Vorbild aus dem US-amerikanischen Iowa modelliert haben. Wenn die Drums nämlich rasante Rolls abfeuern, die Gitarren mit ihren Stakkato-Attacken auf uns losgehen und uns heisere Screams um die Ohren gehauen werden, dann ist die Handschrift von SLIPKNOT praktisch an allen Ecken und Enden herauszuhören. Auch der Einsatz von Klargesang im Refrain ist zumindest dem späteren Werk der Nu-Metaller nachempfunden, wobei hier leider LOST IN WHITECHAPEL noch deutliche Defizite aufweist. Nicht nur ist der Gesang etwas fad und eintönig, auch bei der Artikulation der einzelnen Worte ist noch deutlich Luft nach oben, weshalb dieser Punkt des Bandsounds definitv die Schwachstelle des Quintetts markiert.
Glücklicherweise fällt der letztgenannte Kritikpunkt aber nich zu häufig ins Gewicht, denn großteils fahren die Jungs auf dem Debüt eine harte Kante und knallen uns einen ordentlichen Abriss nach dem anderen vor den Latz. Dabei wird dann in 'Downfall' auch munter einmal etwas KORN-DNA in den SLIPKNOT-Grundsound gemischt, während 'Echoes' mit ein paar Blastbeats sogar ganz dezent in Richtung Black Metal schielt. Spätestens mit dem coolen Killswitch-Einsatz im Intro von 'Friends' sind wir dann aber sicher wieder im Nu-Metal-Hafen angekommen, wobei auch diese Nummer leider wieder etwas zu viel auf den weiterhin schwachen Klargesang setzt.
Erst in der Single 'Drown In Hate' macht selbiger endlich mal eine bessere Figur und fügt sich generell hier besser in den Gesamtsound ein, was die Nummer gemeinsam mit der zweiten und deutlich brutaleren Auskoppelung 'Cursed' für mich zum klaren Highlight des Silberling macht. Was uns direkt auch zum zweiten Kritikpunkt bringt, denn "Green" ist ingesamt deutlich zu lange ausgefallen und lässt phasenweise die Abwechslung vermissen. In sich betrachtet sind dabei alle Tracks solide, ohne den ganz großen Standout-Track in der ersten Hälfte der Scheibe nutzt sich das groovig-wuchtige Rezept aber eben auch schnell ab und die Aufmerksamkeit des Zuhörenden wandert von der Platte weg. Gefährlich, denn so könnten weniger geduldige Mitmenschen die eben erwähnten Höhepunkte am Ende der Scheibe tatsächlich verpassen.
Am Feinschliff muss in Kaufering also noch gearbeitet werden. Kann LOST IN WHITECHAPEL beim zweiten Langdreher, der laut den Social-Media-Posts der Band bereits in Arbeit ist, in Sachen prägnanter Refrains und Abwechslung im Songwriting nachbessern, könnte uns gekoppelt mit etwas mehr Abnabelung vom eigenen Idol SLIPKNOT durchaus ein starker Nu-Metal-/Alternative-Metal-Release ins Haus stehen. In der aktuellen Form ist "Green" allerdings nur ein solider Einstand, der insbesondere dank des schwachen Klargesangs und der Überlänge in der Gesamtheit betrachtet noch Luft nach oben lässt.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs