LOST WORLD BAND - A Moment Of Peace
Mehr über Lost World Band
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion / Just For Kicks
- Release:
- 22.03.2024
- Overture 2024
- Crumble Down
- Aflame
- Chimera's Jig
- A Moment Of Peace
- Urban Eye
- A Touch Of Rain
- Mercurial
- In A Vortex
- Castle In The Air
- The last Salvo
- Ashes
- Chimera's Grin
- Near And Far
- Still Love Now
- Lighthearted
Prog und Fusion im gewagten Kombipaket.
Die kreative Energie für einen neuen Release aufzubringen, mag für Andy Didorenko in den vergangenen jahren nicht leicht gefallen sein. Der ukrainische Musiker, der inzwischen längst in New York lebt, hat den Krieg in seiner Heimat aus der Distanz verfolgen müssen, währenddessen aber auch einige Brücken abgebaut, da die Partner seiner LOST WORLD BAND sich verändert haben. Griff der vielseitige Virtuose in der Vergangenheit immer wieder auf Gastakteure zurück, die er während seines Studiums in Moskau kennengelernt hat, ist sein aktuelles Albumprojekt eher ein Soloalbum mit einigen internationalen Begleitern.
Insofern mag es vermessen sein, die LOST WORLD BAND als solche überhaupt noch zu bezeichnen, weil Didorenko nicht nur für das gesamte Songwriting, sondern an der Basis auch für die gesamte Instrumentierung im Studio gesorgt hat und lediglich an den Drums sowie bei den Flötentönen Gäste hinzugezogen hat. Dass der in Dnepropetrovsk geborene Musiker einen solchen Kraftakt würde stemmen können, hat er bereits mehrfach bewiesen, dennoch ist "A Moment Of Peace" nicht nur wegen des brisanten Backgrounds eine ganz spezielle Scheibe geworden, die sich noch mehr den Fusion-Wurzeln des Masterminds annähert als die vorherigen Platten der LOST WORLD BAND. Schon zum Auftakt gibt sich Didorenko enorm verspielt, vermischt klassischen Prog Rock mit jazzigen Pianos, legt wahnwitzige Improvisationen an der Gitarre auf, gniedelt manchmal fast schon eine Spur zu krass, kreiert derweil aber eine unglaubliche Dramaturgie, die sich auch durch die verqueren Arrangements nicht aus der Ruhe bringen lässt. 'Urban Eye' und der Titelsong sind erste Dosenöffner zu diesem wahrlich nicht leicht zugänglichen Release, bevor dann 'Mercurial' und 'In A Vortex' dem Wahnsinn neue Räume schaffen und die Special-Interest-Untermalung des gesamten Albums noch einmal deutlich bestätigen.
Gerade im mittleren Teil wird es immer schwerer, der Vielzahl der gebotenen Ideen und Jams zu folgen, wenngleich Didorenko in seinem Gitarrensound eine sehr klare Linie verfolgt und die Spannung besonders hier stets aufrechterhält. Und dennoch, die emotionale Vielfalt der durchgängig instrumental dargebotenen Nummern muss erst mal verdaut werden, bevor man das wahre Genie hinter diesem Bandprojekt entdecken kann. Genau das ist der Fall, wenn sich das bewegende 'Castle In The Air', einer von drei Tracks, zu denen es auch Vocals gibt, gesetzt hat und man diese Tiefe gespürt hat, die die LOST WORLD BAND auch auf ihren neuen Output verwirklicht hat.
"A Moment Of Peace" ist daher auch als eine sehr sinnbildliche Kontrastshow zu sehen. Einerseits gibt es diese wilden, ungezügelten Prog-Abfahrten, andererseits tönen immer wieder feine balladeske Noten aus den Boxen und erden einen ziemlich interessanten, musikalisch über jeden Zweifel erhabenen Release. Im Spannungsfeld aus Prog und Fusion gehört Andy Didorenko jedenfalls zu den aktuell wichtigsten Protagonisten. Und diesem Status kann der ukrainische Weirdo hier in allen Belangen gerecht werden!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes