LOUDNESS - Rise To Glory
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2018
Mehr über Loudness
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- EarMusic / Edel
- Release:
- 26.01.2018
- 8118
- Soul On Fire
- I'm Still Alive
- Go For Broke
- Until I See The Light
- The Voice
- Massive Tornado
- Kama Sutra
- Rise To Glory
- Why And For Whom
- No Limits
- Rain
- Let's All Rock
Die Japaner zelebrieren einmal mehr ihre grandiosen und ihre schrulligen Markenzeichen!
Dass LOUDNESS heute nicht längst einer der bekanntesten Namen im weltweiten Metalzirkus ist und man zu der Band noch immer ein paar einleitende Worte verlieren muss, das liegt sicherlich kaum daran, dass die Truppe aus dem Land der aufgehenden Sonne nicht zu den Besten, Beharrlichsten und Kreativsten der Szene gehören würde, sondern eher daran, dass die Japaner über weite Strecken ihrer bald schon vierzigjährigen Karriere den europäischen Markt etwas stiefmütterlich behandelt haben. Offenbar war es ihnen über weite Strecken ihres Daseins als Musiker schlicht und ergreifend genug, in der fernöstlichen Heimat zu den absoluten Megastars zu gehören, und so hat ein stattlicher Teil der über dreißig Studioalben umfassenden Diskographie der Mannen um Gitarrenhexer Akira Takasaki gar keine offizielle Veröffentlichung hierzulande erlebt.
Das ist sehr schade, denn wer LOUDNESS einmal live gesehen hat, der weiß, was für grandiose Musiker hier zu Gange sind, und selbige haben über die Jahrzehnte trotz allerlei stilistischer Experimente immer wieder zurück zu ihrem klassischen, hardrockigen und immer leicht verrückten Heavy Metal gefunden, der uns Klassiker wie "Disillusion" oder "Thunder In The East" bescherte und seit der Reunion des Original-Line-ups im Jahre 2001 wieder uneingeschränkt Trumpf ist. Seither versucht die Band auch immer mal wieder, einen Fuß in die Tür zum europäischen Markt zu bekommen, und so liegt die Sache auch dieses Mal, denn mit ihrem - wenn ich richtig gezählt habe - 32. Studioalbum "Rise To Glory" stehen die stramm auf die Sechzig zugehenden Herren wieder bei uns auf der Matte, und das ist auch gut so, denn das neue Scheibchen macht richtig Laune!
In trockenem, reduziertem Sound zockt Akira nämlich einmal mehr seine faszinierenden Leads und Licks, die stets mit mächtig viel Dampf und Spielfreude dafür sorgen, dass LOUDNESS trotz des sehr bodenständigen, hardrockigen Heavy Metals, den die Band zum Besten gibt, nie generisch klingt, sondern immer anhand der Trademarks sofort erkennbar ist. Ein weiteres solches Markenzeichen ist natürlich der wirklich einzigartige und unnachahmliche Gesang von Frontmann Minoru Niihara, an welchem sich stets die Geister schieden, und dies nicht nur bei Fans und Presse, sondern sogar in der Band selbst, versuchte jene doch seinerzeit nach etlichen tollen Alben mit Minoru den großen weltweiten Durchbruch mit dem amerikanischen Fronter Mike Vescera, verlor dabei aber dann doch ein Stück weit ihre Eigenständigkeit und ihr Profil.
Ja, Minoru hat einen mächtigen japanischen Akzent und Minoru hat eine durchaus schräge Rockröhre, doch genau das macht LOUDNESS eben aus, genau da sind wir als langjährige Fans zu Hause, und wir werden zuvorkommend beliefert: Wie immer geizen die Männer aus Osaka nicht mit neuem Material und haben uns zwölf neue Songs plus Intro eingetütet, die schlicht und ergreifend das volle Spektrum einer klassischen Heavy-Metal-Scheibe abbilden; es gibt mit Stücken wie dem hackend riffenden 'Massive Tornado' oder dem tollen, dynamischen Titelstück einige flotte Songs, es gibt die groovenden Rocker wie 'Until I See The Light', und es gibt natürlich auch ein paar etwas rarer gesäte ruhigere, balladeske Momente wie bei 'The Voice' oder dem besonders episch arrangierten 'Rain'. Und dann gibt es natürlich auch vor allem zum Ende der Scheibe hin absolute Volltreffer wie etwa das mächtig kraftvolle 'Why And For Whom' oder das nicht minder heftig bratende 'No Limits'.
Damit - ihr ahnt es - erfinden die Veteranen aus Nippon das Rad natürlich nicht neu, doch das wollen und sollen sie auch gar nicht. Im Endeffekt liefern sie uns ein kraftstrotzendes Spätwerk, das alle lieb gewonnenen Schrulligkeiten, aber eben auch alle faszinierenden Künste der Truppe aufbietet. Ein neuer Klassiker mag es damit vielleicht nicht sein, und es wird der Band damit wohl auch nicht gelingen, nun plötzlich im Westen in aller Metaller Munde zu sein, doch das wäre nach all der Zeit auch zu viel verlangt. Was zählt ist, dass der treue LOUDNESS-Fan wieder sein so dringend benötigtes Kraftfutter von seinen Samurais bekommt, und das ist allein schon durch Akira Takasakis einmal mehr völlig monströse Klampfenarbeit gewährleistet, die einfach rockt, brät und den Kalk von der Decke rieseln lässt. In der Form mögen die Lautesten aus dem fernen Osten uns bitte noch oft und lange heimsuchen, denn trotzdem es sich um mindestens ebenso alt gediente Veteranen handelt, wirkt diese neue LOUDNESS einmal mehr frischer, spontaner und weniger abgeklärt als die meisten Spätwerke vergleichbar lange aktiver Bands aus westlichen Gauen!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle