LOVEX - Pretend Or Surrender
Mehr über Lovex
- Genre:
- Gothic Rock / Pop
- Label:
- GUN Records / Sony BMG
- Release:
- 02.05.2008
- If She's Near
- Turn
- Take A Shot
- Different Light
- Writings On The Wall
- Time And Time Again
- Belong To No One
- My Isolation
- Rid Of Me
- Ordinary Day
- End Of The World
- Save Me (Bonus Track)
- Love And Lust (Bonus Track)
Versuchten LOVEX erst im letzten Jahr mit ihren Debüt "Divine Insanity" den deutschen Markt zu erobern, so folgt mit "Pretend Or Surrender" sogleich der Nachschlag. Das Cover, das irgendwie stilistisch stark an "Sin City" erinnert, zeigt wieder einmal eine Bande halbstarker Möchtegern-Männer, die sich dank des Kajals aber auch durchaus ihrer femininen Seite bewusst sind. Schön für sie und wahrscheinlich auch für alle Mädels, die bereits die finnischen Genossen wie HIM, NEGATIVE und wie sie sonst noch alle heißen mögen, in ihre Arme schlossen.
Musikalisch haben LOVEX ihren melancholischen Pop-Rock-Stil bis ins Detail perfektioniert. Bombastische Keyboards wie am Anfang des Openers 'If She's Near' paaren sich mit härteren, aber dennoch Chart-tauglichen Gitarren-Riffs und mit einer Stimme der Marke Melancholie, bei der man sich fragt, wie viele Spuren bei der Produktion draufgegangen sind - sicherlich nicht wenige, vor allem bei ruhigeren Stücke wie der unumgänglichen Ballade 'Time And Time Again', bei deren Genuss man übrigens besser ein Schmalz-Auffang-Gerät unter den Player schieben sollte.
Auch den Rest der Lieder könnte man gut mit dem Wort "Pathos" überschreiben. Hier wird gelitten, gelitten und zur Abwechslung auch mal ein wenig gelitten. Kurz gesagt: Das Album ist ein einziges Trauerspiel. Und ja, das ist jetzt mehrdeutig zu verstehen. Hier und da versucht das Sextett mit Liedern wie 'Belong To No One' oder auch der Single-Auskoppulung 'Take A Shot' eine pseudoharte Schiene einzuschlagen, schafft es allerdings nicht, wahren Enthusiasmus durchscheinen zu lassen. 'Turn', 'Writings On The Wall' und bis zu einem gewissen Grad auch 'Different Light' sind anhörbare Liedchen, die zeigen, dass hier doch nicht alles verloren ist. Auch die auf der deutschen Album-Version erschienen zwei Bonustracks 'Save Me' und 'Love And Lust' können den Gesamteindruck heben, vor allem 'Save Me' kann als ein echtes Highlight der Scheibe betrachtet werden.
Müsste ich "Pretend Or Surrender" mit einem einzigen Wort beschreiben, so müsste ich gar nicht lange überlegen: überproduziert. Hier ist alles dermaßen glattgelutscht, dass jegliche Ecken und Kanten, die vielleicht einmal da waren, zu einem synthetischen Brei vermengt wurden. Die insgesamt dreizehn Stücke (elf reguläre und zwei Bonustracks) sind zwar, was die Technik angeht, nahezu perfekt, haben dafür aber auch nicht mal den Hauch einer Seele. Selten habe ich ein Album gesehen, dass mehr kommerzielles Kalkül in sich hatte als das neue LOVEX-Werk. Und eigentlich kann man den Jungs selbst keinen Vorwurf machen, sie wollen eben auch ein Stück Teenie-Kuchen abhaben. Und das werden sie mit Sicherheit auch bekommen, denn "Pretend Of Surrender" ist Stoff, zu dem pubertierende Mädchen (oder solche, die in der Pubertät hängengeblieben sind) sich ihr Höschen nass machen, und der sie dazu bringt, ihr Zimmer mit Bandpostern umzudekorieren.
Anspieltipps: Turn, Save Me, Writings On The Wall
- Redakteur:
- Ricarda Schwoebel