LOW500 - High Commissioner
Mehr über Low500
- Genre:
- Synth-Rock
- Label:
- Cargo Records/Hazelwood Vinyl Platics
- Release:
- 28.02.2005
- A Gestrure
- Police
- Drop Out
- Help Me
- High Commissioner
- Dominal 80-T
- Alive
- Ministrant Face
- Moon 45
- Bet You Can't
- Elephant Inside
Wer sind denn bitteschön LOW500? Was in der offiziellen Biographie mit viel Hang zu epischen Ausschweifungen beschrieben wird, lässt sich eigentlich auch ganz nüchtern darstellen. LOW500 sind die Überbleibsel von SUPERFAN. Und SUPERFAN wiederum sind eine nicht zu verachtende Punkband aus Frankfurt am Main gewesen, die es absichtlich nie darauf angelegt hatte, groß rauszukommen. Leider meinte es das Schicksal nicht gut mit ihnen. Drummer Bernie Moon warf sich sturzvoll aus dem Fenster seiner Wohnung und in Windeseile verstreuten sich die übrigen Bandmitglieder in ihre zweite oder dritte Passion. Bis auf Bassist York Brandow, der sich dazu entschied, LOW500 zu gründen. Die Band, die also bereits aus einem tragischen Todesfall entstanden war, musste in ihrer noch jungen Bandgeschichte bereits einen weiteren Verlust hinnehmen – den Drogenabsturz von Martin Kammerer. Dieser wurde wiederum von Marco Slesina ersetzt. So hat man nun am Mikro Sasha Beck, an der Gitarre Ex-SUPERFAN York Bandow, am Bass Vincent Spielmann und an allem anderen, was noch zu hören ist, Jean Geiler. Und eines haben alle gemeinsam: Sie machen Musik als nette Nebenbeschäftigung. Die kleine Kommune ist eine Künstler-WG, wie sie im Buche steht. Da wird gemalt, gedichtet, philosophiert und ganz nebenbei auch noch ein bisschen musiziert. Böse Zungen könnten jetzt sagen, dass man dies auch hört, aber so weit würde ich nicht gehen.
Das eigentlich Interessante ist allerdings, dass nun auf der "High Commissioner" kein Punk mehr gespielt wird … geschweige denn Hardcore! Nein, unter den exzentrischen Fuchteln der extrovertierten Gemeinschaft entstand ein Sound, der rein gar nichts mehr damit zu tun hat. So sollte es wirklich nicht verwundern, wenn die ersten Klänge von 'A Gesture' durch den Raum nebeln und man eingelullt wird in schwammige Synthesizer-Sounds. Das passt, denn hofft man bei dem Bandnamen noch darauf, ordentliche Gitarrenriffs à la POWERMAN 5000 zu hören zu kriegen, verabschiedet man sich bereits beim Anblick des Cover-Artworks wieder von diesem Gedanken. Zu steril und in Farben gehalten, an denen höchstens Andy Warhol seine wahre Freude gehabt hätte, kann sich dahinter eigentlich nur eine Sache verbergen: Studentenmucke. Und genau danach klingt es! Das Album ist die vertonte Künstler-WG mit all ihren Marotten. Musik, wie geschaffen für Leute, die im Hochsommer aus rein stylischen Gründen mit knallbuntem Schal zum Top rumlaufen und ihr gesamtes BAFöG für Klamotten ausgeben, die zwar scheiße aussehen, aber sauteuer sind. Wie gemacht, um sich als ganz heißer Kandidat auf chilligen Studententreffen als Lieblings-Soundtrack zu etablieren.
Mit Rock hat das allerdings nicht mehr viel zu tun, deshalb kann ich jedem, der es härter mag, nur wärmsten davon abraten! Dieses Album mit Metal-Maßstäben auszupeitschen, wäre allerdings unangebracht. Auf seine Weise hat es nämlich auch etwas für sich. Schließlich haben die sterilen Gitarrensounds auch eine gewisse, nicht zu unterschätzende hypnotische Note. So hat 'Drop Me' zwar eine beachtliche Länge, wird jedoch nie langweilig. Irgendwie lassen, insgesamt gesehen, bei dieser Band PRIMAL SCREAM & Co. grüßen. Zumindest ist das die einzige Richtung, mit der man diese Band auch nur ansatzweise vergleichen kann. Und dann auch nur mit der Absicht, in die richtige Himmelsrichtung zu deuten.
Ich bleibe dabei, diese Musik hat in den Bereichen "lyrische Relevanz" und "instrumentales Durchsetzungsvermögen" Fahrstuhlmusikniveau. Stellenweise klingt es auch so, als bräuchte man nur eine einigermaßen ordentliche Stimme und einen kleinen Musik-Editor, um diese Musik hervorzuzaubern. Was im Falle LOW500 allerdings bitte als großes Lob an alle Alleinunterhalter gesehen werden sollte. An anderen Ecken kommt man mit dem Sound wiederum fast schon an PLACEBO heran, wenn man, wie in 'Drop Out', mal auf den Synthesizer verzichtet. Für gewisse Musikgeschmäcker ist dieses Album sicherlich ansprechend. Unter der Einwirkung von diversen Einstiegsdrogen womöglich ein unvergesslicher Seelenflug. Für das Rock-Metier aber ist es belanglos bis unsichtbar.
Anspieltipps: Drop Out, Help Me
- Redakteur:
- Michael Langlotz