LOW ROAR - Once In A Long, Long While
Mehr über Low Roar
- Genre:
- Ambient/Pop
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nevado Music / Rough Trade
- Release:
- 05.05.2017
- Don't Be So Serious
- Bones
- St. Eriksplan
- Give Me An Answer
- Waiting (10 Years)
- Without You
- Gosia
- Once In A Long, Long While
- Crawl Back
- Poznan
- Miserably
- 13
Feine Islandmucke von einem europäischen Weltenbummler.
Als Ryan Karazija im Jahre 2010 aus den USA nach Island umzog, hob er "seine" Band LOW ROAR aus der Taufe, die, wie man ein Jahr später auf dem selbstbetitelten Debüt hören konnte, für die eher leisen, ruhigen und eingängigen Töne mit weichem Gesang und großen Melodien steht.
Nun ist Mr. Karazija scheinbar viel herumgekommen (er reiste in der Entstehungsphase dieses Albums durch ganz Europa) und damit einher geht auch eine leichte musikalische Veränderung, zumindest im Hinblick auf das Verarbeiten vielschichtigerer Facetten in seiner Musik, was zu deutlich mehr Abwechlungsreichtum führt. Und obwohl er betont, dass "Once In A Long, Long While" niemals so klingen würde, wenn er nicht so viele verschiedene Orte besucht hätte, ist meine persönliche Assoziation, dass ich noch stärker als beim Debütalbum einzelne Passagen heraushöre, die mich eindeutig an Island erinnern; die für mich in meiner Perspektive als Hörer unter dem Eindruck dieses unvergleichlichen Landes mit seiner beeindruckenden Natur und den weiten Landschaften zu stehen scheinen.
Die musikalische Reise bietet trotz eines Ansatzes, den man minimalistisch nennen mag, viel Spannendes, wenn man genauer hinhört. Die Musik macht sich teilweise den sphärischen Charakter von Post Rock zueigen, bietet aber nicht solch ausladende bzw. dichte Klanglandschaften, sondern bleibt reduziert und fixiert auf eine Melodie, einen Rhythmus oder eine Gesangspassage. Dabei wird in punkto Rhythmus schon mal in den zweiten Gang geschaltet (mehr sollte man bei LOW ROAR tatsächlich nicht erwarten), auch ein paar Elektronik-Spielereien sorgen teilweise für eine etwas "hektischere" Untermalung der harmonischen Flächen inklusive des Gesangs. Vor allem aber bekommt man das Gefühl, dass jeder Song etwas "zu sagen" hat und etwas Eigenes zu "Once In A Long, Long While" hinzufügt.
Da gibt es zwar durchaus Anknüpfungspunkte zu anderen isländischen Acts - nicht nur durch das tolle Duett mit der Sängerin Jófríður Ákadóttir bei 'Bones'. Auch SIGUR RÓS (z.B. beim Titeltrack) oder in punkto klanglicher "Spielereien" die Elektro-Pop-Band MÚM werden ins Gedächtnis gerufen - aber dies tritt stets nur sporadisch in Erscheinung. Denn der teils experimentelle Charakter der genannten Bands ist bei den meisten LOW ROAR-Stücken nicht vorhanden, es handelt sich zwar um ruhige, aber doch flüssig durchstrukturierte Songs (mit Ausnahme nur von 'Crawl Back' und dem Outro '13').
Die Musik von LOW ROAR wirkte dabei vor fünfeinhalb Jahren, als das Debütalbum erschien, ein Stück weit urwüchsiger, getragener und bei aller Schönheit auch ein bisschen unnahbar (unterstützt zum Beispiel durch den Effekt, dass viel Hall auf die Stimme gelegt wurde). In dieser Hinsicht ist "Once In A Long, Long While" deutlich direkter und bietet eingängige, aber stringente Kompositionen mit catchy Refrains. Auch schimmerte früher immer mal wieder ein folkiger Einschlag durch, z.B. bei 'Friends Make Garbage (Good Friends Take It Out)', der nun aus dem Klangbild verschwunden ist.
Das Ganze geht also in die Pop-/Ambient-Ecke (mancherorts wird es "Dream Pop" genannt und damit irgendwie Kitsch suggeriert, den LOW ROAR allerdings gekonnt umschifft) und ist eine klare Empfehlung für all diejenigen, die es gerne mal etwas "beschaulicher" haben.
Und bei aller Analyse: Es ist die fantastische Stimme von Ryan Karazija, die das Besondere an LOW ROAR ausmacht. Also eigentlich ist's ganz einfach.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer