LOWHEAVEN - Ritual Decay
Mehr über Lowheaven
- Genre:
- Post Metal / Sludge
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- MNRK Heavy
- Release:
- 29.08.2025
- In Grievance
- Chemical Pattern
- Cancer Sleep
- Nothing Else Frail
- Amherst
- Mercy Death
- Fucking Hell
- Fighter Valley
- Violence
- Manic Grace
Messerscharfe Kontraste als Alleinstellungsmerkmal - funktioniert das?
"Ritual Decay", das Debütalbum des kanadischen Vierers LOWHEAVEN, will von Schubladen so gar nichts wissen. Eine solch ambitionierte Herangehensweise steht dem Hörvergnügen allerdings allzu oft im Weg, und entsprechend wächst bei mir zunächst die innere Distanz zu dem Extrem-Metal-Zehntracker. Was LOWHEAVEM zugutekommt, ist die Tatsache, dass die einzelnen Komponenten so verdammt gut klingen: menschenverachtender, pechschwarzer Sludge, schwelgerische Shoegaze-Unterbrechungen und verträumt-entrückte DEFTONES-Huldigungen, all dies vor dem Panorama eines schroffen Post-Metal-Settings. Herausgekommen sind dabei zehn unerwartet kompakte Tracks, die aufgrund ihrer Strukturlosigkeit nur schwer fassbar sind, atmosphärisch jedoch ebenso schockieren wie fesseln.
Die harten Kontraste sind das Mittel von LOWHEAVENs Wahl, um sich ein gewisses Alleinstellungsmerkmal unter den Schubladensprengern zu erarbeiten. Funktionieren aber auch die Songs, oder bleiben am Ende wie so oft nur große Ambitionen, ertränkt in klangtechnischer Effekthascherei?
Nach mehreren Durchläufen sind es tatsächlich nicht die einzelnen Nummern, die mich packen, sondern die perfekt verwendeten Elemente aus den unterschiedlichen Bereichen, die ein atmosphärisches Wechselspiel hervorzaubern, das so nur selten beobachtbar ist. Die Band kommt nie auf den Punkt, und dennoch verliert sich "Ritual Decay" nicht in postigen Experimenten, sondern zieht die irrsinnige Klangreise mit Lust am Extremen in flottem Tempo durch - mit malmenden Stoner-Bässen, brutal sägenden Sludge-Riffs, bestialischem Geschrei, verklärt-verträumten Säuseleien und einnehmend-treibenden Dreampop-Alternative-Einschüben. Griffige Songs kommen dabei nicht heraus, doch ist das problematisch? Sind nicht die herrlichen Basskeulen beim Opener 'In Grievance' schon die Teilnahme an dieser ungemütlichen Reise wert? Ist nicht 'Violence' eine packende DEFTONES-Huldigung, allerdings um fiese ELEANORA-Sludge-Metzeleien bereichert? Klingt nicht eiskalte CULT OF LUNA-Härte bei 'Maniac Grace' an, haargenau so wie wir sie lieben, nur um auf verblüffende Weise in friedlichem Shoegaze-Schwelgen zu verklingen?
Ich habe auch nach zig Durchläufen noch keine abschließende Antwort darauf gefunden, ob es dieser Truppe wirklich gelungen sein sollte, Genregrenzen zu sprengen und dennoch eine klare Position einzunehmen, ohne auf greifbare musikalische Strukturen angewiesen zu sein. Aber LOWHEAVEN hat mehr als viele andere Bands das Zeug dazu, tatsächlich auf mehreren Metal-Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen und dabei ein packendes, tiefgängiges Klangerlebnis hervorzubringen, das aufgrund seiner scharfen Kontraste und den faszinierenden atmosphärischen Wechselspielen hängen bleiben wird. Wert, angetestet zu werden!
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause