LUCIDITY - Escherian
Mehr über Lucidity
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 17.05.2024
- Night With No Morning
- Path
- Threads To Follow
- In The Presence
- Elusive Light
- From Threads Entwined
- During My Sleep
- Becoming
- Proceed To Prepare
- Escherian Stairs
Wow! Diese sphärische Tiefe beeindruckt nachhaltig!
Wenn ich mal auf das letzte halbe Jahr zurückschaue, stelle ich mit Entzücken fest, dass der Vergleich zu einer einzigartigen Combo wie PAIN OF SALVATION in manchen Rezensionen gerne auch mal etwas deutlicher gezogen wurde. Daniel Gildenlöw und seine Mitstreiter haben nicht nur für sich selbst ein unglaubliches Vermächtnis geschaffen, sondern ganz offenkundig auch zahlreiche junge Acts mitgerissen und inspiriert, progressive Rockmusik mit noch mehr (teils düsteren) Emotionen zu füllen und dabei so viele unverhoffte Wendungen innerhalb eines einzigen Albums zu nehmen, dass diverse Scheiben zurückgeblieben sind, auf denen es auch im x-ten Durchgang noch eine Menge zu entdecken gilt.
Vertieft man sich nun in den aktuellen Longplayer von LUCIDITY kommt man nicht umhin, diese Parallelen ein weiteres Mal zu benennen, selbst wenn die finnische Prog-Metal-Combo stellenweise noch etwas klarer im heftigeren Sound des hohen Nordens verwurzelt scheint. Die Art und Weise, wie hier Stimmungen verschoben und neu erfunden werden, diese absolute Unberechenbarkeit in Kombination mit einer unwiderstehlichen Epik und nicht zuletzt auch die aufregende Rhythmusarbeit, die trotz wenig aufdringlicher Aufbereitung doch sehr präsent ist, sind Aspekte, mit denen das vermeintliche schwedische Äquivalent über viele Etappen immer größer geworden ist, und an denen man sich auch auf einer Platte wie "Escherian" kaum satthören kann. Dennoch klingt LUCIDITY letzten Endes doch sehr eigen und nur bedingt wie die Legende aus dem Nachbarstaat.
Um diese Ambivalenz aus ständigen Parallelen und totalem Eigensinn besser verstehen zu können, nimmt man beispielhaft im besten Fall eine Nummer wie 'During My Sleep' heraus. Eine monumentale Melodie trägt den Song über sechs Minuten, gibt ihm aber genügend Raum für kurze verspielte Improvisationen, vor allem aber auch für eine extrem düstere Färbung, die sich gelegentlich auch in den Vocals wiederfindet. OPETH und so manches Projekt aus der Feder von Dan Swanö kommen einem umgehend in den Sinn, zumindest was den gelegentlich rauen Ton und diese immensen Kontraste betrifft, und doch bleibt Master Gildenlöw immer noch im Spiel, weil die angeproggten, fast schon post-rockigen Sequenzen einen klaren Link ziehen.
Doch LUCIDITY macht hier nicht sofort Nägel mit Köpfen, sondern improvisiert gerne beim atmosphärischen Output sehr intensiv. Zwischen den anfangs noch sehr ruhigen, aber dennoch recht anspruchsvollen Stücken und den minimal erurptiven Stücken in den Zwischensequenzen von "Escherian" ist eine Menge Detailarbeit implementiert, die von Dark Metal, Gothic und Todesblei ebenso viel hält wie von modernem Prog. Auch wenn das alles zunächst nicht greifbar erscheint, fügen die Finnen die Puzzleteile erstaunlich schnell zusammen und bieten bei allen sich bietenden Herausforderungen keinen sperrigen Stoff.
Immer wieder gab es derweil Bedenken, ob LUCIDITY die Spannung auf diesem Niveau bis zur letzten Note würde aufrechterhalten können, aber auch hier erübrigen sich jegliche Sorgen. Statt nämlich irgendwelcher Verschleißerscheinungen gibt es immer neues Gedankenfutter, immer wieder frische Stimmungswechsel und eine eindringliche, intime und überaus packende Performance. "Escherian" ist ein Überraschungswerk einer extrem vielversprechenden Combo - und für Fans von EVERGREY bis PAIN OF SALVATION schon jetzt unverzichtbar!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes