LUCTUS - Jauciant Pabaiga Arti
Mehr über Luctus
- Genre:
- Black/Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Ledo Takas Records
- Release:
- 16.02.2009
- Mors Omnia Solvit
- Jauciant Pabaiga Arti
- Akimirka Pries Mirti
- Žalcio žvilgsnis
- G.Ž.R.
- Tarp Dulkiu Ir Netrukus Dulkese
- Paskutini Karta
- Lapkricio Speigas
- Tikroves Iliuzija
- Eilinio Mirtis
- Žingsniai i Begalybe
Black/Thrash auf den Punkt gebracht. Erstklassiger brutaler Black Metal, der mal fetzig rockt, mal rockig zerfetzt.
Uärgh! Das gefällt. Musik, die einen unwillkürlich Grunzgeräusche ausstoßen lässt. Dies ist weniger Folge eines Energieüberschusses oder eines ausgeklügelten Publikumseinbezugs, sondern vielmehr die logische Ergänzung der Musik selbst. Eine Reaktion so natürlich und unvermeidlich wie das Ausschütten von Glückshormonen beim Anblick kondensierter Wassertropfen auf einer ungeöffneten Bierflasche oder dem -völlig-rationalen Drang, das Riffing auf BLACK SABBATHs 'A National Acrobat' mal schick zum Essen auszuführen, nach Hause zu begleiten und dann noch auf einen Kaffee mit raufzukommen. Gutturale Liedakzentuierung ist hier logische Verlängerung der Musik, und sobald diese mal im Raum herumwütet, so verlässt die primitive Lautfolge ganz automatisch die Lungen, formt sich eigenständig durch die Stimmlippen, resoniert unaufhaltsam im Mundraum und explodiert in ihr natürliches Habitat.
"Jauciant Pabaiga Arti" (in etwa: "das Ende nahen fühlen") ist rassiger Blackened Thrash. Punktum. Ausnahmlos in der litauischen Sprache eingeprügelt lässt dieses Album kaum Wünsche offen. Wer seinen Black Metal gern im Ansatz rockig und mit fiesen Thrashriffs zu sich nimmt und/oder wer seinen Thrash mit bösartig verrußtem Gekreische und stark beeinflusst von anderen Black Metal Stileisblüten hat, es bleibt sich praktisch gleich. Dieses Album sollten beiden Parteien und jegliche Graustufen dazwischen freudig willkommen heißen. Die Produktion ist top und wasserdicht und reflektiert an keiner Stelle einen möglichen Wunsch nach einer oldschooligeren, rohen Oberfläche. Vollkommen unnötig, denn dieses Ziel wird trotz des relativ klaren Sounds allein durch die Brutalität und warm-lebhaften Frostigkeit der Musik selbst erreicht.
Die Riffs sind einerseits von einer schneidenden, erbarmungslosen mid-tempo-Gestalt, die sich bei Black/Thrash-Verfechtern wie BESTIAL MOCKERY, GOSPEL OF THE HORNS oder HELLISH CROSSFIRE oft finden lässt, streunen andererseits aber auch weg vom chaotisch-verrohtem Bierdosengenozid jener Bands hinüber zu allgemein schnelleren Takten bis ganz in rein black-ige Tremolo-Zonen. Weiters gibt es zwischen den bestialisch-kontrollierten Soundattacken gut eingesetzte Verschnaufpausen in Form kurzer rein akustischer Zwischenstücke. Insofern ist LUCTUS wohl im Kern eine Black Metal Band, die sich gerne auf greifbareres, einprägsam pointiertes Riffing beruft um ihre Musik von atmosphärischen kontinuierlichen Gitarrentexturen hin zu einem etwas offener testikulären Gedresche zu verschieben, welches komplette Primitivität gekonnt umschifft und gleichzeitig live das Meer der Follikel geradlinig zum Wogen bringt. In bester CARPATHIAN FOREST- oder (späterer) IMMORTAL-Manier erweist der Black Metal hier dem puren, abstrakten Rock soviel Ehren wie er es sich nur leisten kann ohne seine eigenen Prinzipien und musikalische Identität dabei in den Gulli zu kicken.
'Mors Omnia Solvit', "der Tod löst alle Probleme", ein mechanisch-martialisch klingendes Intro mit den beinahe obligaten gekrächzten lateinischen Proklamationen wirft einen von seinen ruhigen, aber Unheil verheißenden Gestaden ohne konkreten Übergang brutal in eben erwähntes Unheil; namentlich dem recht klassisch schwarzmetallisch beginnenden Titelsong 'Jauciant pabaiga arti'. Es wird mit Ziel und System geblastet, geknüppelt und geshreddert bis schließlich zur Halbzeit die Bremsen greifen und nach Einsetzen eines gedrosselten Riffs das erste von vielen weiteren "Uärgh!"s den Kampf gegen Haarausfall im Genitalbereich ansagt. Wie auch im weiteren Verlauf des Albums wechselt das Lied zwischen diesen sturmartigen Black Metal-Einschüben zu thrashigen Bangern und auch manchmal leicht doomigen, schweren Akkorden. Die Stimme von Mastermind Luctus selbst brilliert in dieser wechselhaften Umgebung mühelos. Aggressives Gegröhle, bösartiges Keifen, hasserfüllte Schreie und quasi-klare Gesangsleistung, je nachdem welcher Typ dem Soundwall im vordergründigen Hintergrund gerade dienlich erscheint, er wird passend integriert.
Kritikpunkte gibt es nicht wirklich, denn die Band und Mastermind Luctus verstehen ihr Handwerk bestens und wissen, wie solch ein facettenreicher Hybrid aus Black und Thrash richtig umzusetzen ist. Der Ablauf der Lieder ist in Sachen Tempoveränderung, Texturen und allgemein Riffeinsatz gut getimed und vermag es immer wieder genau richtig platziert in die Bauchgegend zu schlagen, besonders dann, wenn man gerade glaubt es würde eintönig werden. Ein klare Empfehlung für Fans von -na, wer errät's?- thrashigem Black Metal/Blackened Thrash Metal und praktisch extremeren Spielarten allgemein. Both thumbs up.
Anspieltipps: 'Jauciant Pabaiga Arti', 'G.Ž.R.'
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Daniel Wimmer