LULEY, JOHANNES - Tales From Sheepfather's Grove
Mehr über Luley, Johannes
- Genre:
- Prog
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- My Sonic Temple (Just For Kicks)
- Release:
- 05.04.2013
- Stab The Sea
- Guardians Of Time
- Moments
- Give And Take
- The Fleeting World
- We Are One
- Suite: Atheos Spiritualis
- Voya
Weltentrückt
Was mag man bloß von einem Progressive-Rock-Album erwarten, dass statt bratenden E-Gitarren und monströsen Drumkits Konzertgitarren und Percussion zu bieten hat? Auf jeden Fall ein Hörerlebnis außer der Reihe, ganz gleich ob man es mag oder nicht. Johannes Lulley, Mitglied der der amerikanischen Retro-Prog-Truppe MOTH VELLUM traut sich auf seinem Solo-Ausflug "Tales From Sheepfather's Grove" aus den konventionellen Instrumentierungen auszubrechen und nähert sich seiner Vision eines Prog-Albums mit allerlei Farbtupfern und schönen Arrangements.
Als erstes fällt auf, dass die fehlenden herkömmlichen Drums überhaupt nicht fehlen. Mit Schellenkranz, Bongos und einem Bass bekommt man nämlich auch ordentlich Rhythmus in die Musik. Natürlich ist "Progressive Rock" dann eine Ansichtssache, denn es rockt halt nicht wie SPOCK'S BEARD oder sonst eine Band mit Stromgitarren und Bassdrum. Hier geht es eine ganze Spur beschaulicher und verträumter zu, diesen folkigen Anstrich muss man halt mögen.
Elektronische Klänge und sinfonische Einsprengsel lockern das Klangbild aber auf und geben Kompositionen wie 'Give And Take' mehr Tiefe. Damit geht ohne Frage einher, dass man sich musikalisch auch etwas vom Begriff des Rock entfernt und mehr mit MIKE OLDFIELD gemeinsam hat als mit PORCUPINE TREE. Wenn man hier eine E-Gitarre hört, dann ist sie bloß der Zuckerguss auf dem Kuchen, nicht aber der Teig.
Insgesamt entsteht ein sehr cineastisches Gebilde, das nur selten in den üblichen Songstrukturen wahrgenommen werden kann. Was wohl oder übel dazu führt, dass es nicht gleich klickt, sondern man sich mehrmals auf Songs wie 'The Fleming World' oder 'We Are One' einlassen muss. Die Scheibe ist übrigens angelegt wie eine LP, es gibt eine A- und eine B-Seite. Der Komponist weist darauf hin, dass man "Tales From Sheepfather's Grove" am besten mit HiFi-Kopfhörern goutieren kann und sich Zeit für das Erlebnis nimmt. Ich muss sagen, dieser Anspruch ist vollkommen gerechtfertigt und wird mit einer wunderbaren Produktion belohnt, die vor Augen führt, dass lauter nicht zwangsläufig mehr ist und eine richtige Stereoanlage mehr zu bieten hat als die kleinen weißen Ohrhörer, mit denen so viele Menschen ihre Lauscher quälen.
JOHANNES LULEYs Soloalbum ist gewiss keine Platte neben den vielen anderen, in die man so reinhört oder sich ins Regal stellt. Wenn man bereit für den betont anderen Charakter dieses Kleinods ist, wird man nicht enttäuscht werden.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Nils Macher