LUNA'S CALL - Void
Mehr über Luna's Call
- Genre:
- (Progressive) Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Listenable Records
- Release:
- 30.04.2021
- Merced's Footsteps
- Signs
- Solar Immolation
- Enceladus & The Life Inside
- Locus
- In Bile They Bathe
- Silverfish
- Fly Further Cosmonaut
Ein starker Newcomer im Prog-Kosmos.
Wenn etwas in Großbritannien neben roten Doppeldeckerbussen und roten Telefonzellen Tradition hat, dann der gute alte Progressive Rock. Bands wie YES, KING CRIMSON, GENESIS, PINK FLOYD und ELP haben Musikgeschichte geschrieben. Von den letzten Alben von THE BEATLES, wollen wir erst gar nicht sprechen. Umso cleverer ist der Schachzug von LUNA'S CALL, sich von diesem Soundgewand weitestgehend zu distanzieren und auch die späteren Vertreter wie ANATHEMA, STEVEN WILSON beziehungsweise PORCUPINE TREE und TRESHOLD nur marginal zu streifen.
Der auf ihrem Zweitwerk "Void" offerierte Progressive Metal heftet sich eher an die Landsleute von HAKEN ('Fly Further Cosmonaut') und mischt dem Gebräu eine gute Spur alter OPETH-Werke mit hinzu. Soll heißen, dass auch ein höherer Death-Metal-Anteil sich im Sound und Songwriting wiederfindet (insbesondere im großartigen, fast straighten 'In Bile They Bathe'). Präsentestes Stilmittel dieser Richtung sind allerdings die teilweise wirklich harschen Growls, die aber immer wieder genug Freiräume für kleine Chorelemente oder feinen melancholischen Klargesang bieten. Insbesondere auf 'Solar Immolation' klingt Brad Laver schon verdächtig nach Mikael Åkerfeldt.
Und genau diese Mixtur ist halt nicht nur up to date, sondern klingt auch genauso lecker wie sie sich liest. Wo sich viele aufstrebende Prog-Bands an einem Konzeptalbum in der Frühphase ihrer Karriere verheben, öffnet LUNA'S CALL mit fast schon traumwandlerischer Sicherheit das Tor zum Kosmos. Während manch einer dann den Faden verliert und sich in den Weiten des Universum verirrt (schöne Grüße nach Cambridge), bleiben die Jungs aus Lincoln immer kompakt und fokussiert.
Trotz der hohen Dynamik ist das teilweise schon arschtight, was da passiert. Geschwindigkeiten, Takte und Akkorde werden so wahnsinnig hin- und hergewechselt, dass man glaubt man hätte einen Hundewelpen mit ADHS vor sich. Eine Besonderheit ist sicherlich das schöne 'Enceladus & The Life Inside', welches quasi das ruhige Herzstück des Albums darstellt und die beiden musikalischen Achterbahnfahrten 'Solar Immolation' und 'Locus' verbindet.
In Summe eine deutliche Weiterentwicklung zum Debüt "Divinity" von 2016 und ein starkes Zeichen an die Konkurrenz, dass der Nachwuchs nicht schläft. Was jetzt noch zum großen Wurf fehlt, sind richtige Überraschungseffekte, ab und zu ein Melodiefeuerwerk und so etwas wie ein Genre-Hit. Denn Songs der Marke 'Prosthetic', 'The Lotus Eater' oder 'Barstool Warrior' gibt es sicherlich noch nicht. Aber ich habe vollstes Vertrauen, dass dieses noch kommen mag. Bis dahin trotzdem beide Daumen hoch.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal