LYNCH MOB - Babylon
Mehr über Lynch Mob
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Frontiers Music s.r.l. / Soulfood
- Release:
- 20.10.2023
- Erase
- Time After Time
- Caught Up
- I'm Ready
- How U Fall
- Million Miles Away
- Let It Go
- Time Master
- The Synner
- Babylon
Das runderneuerte Line-up kann überzeugen.
Der im Buch Genesis (11,1-9) geschilderte Turmbau zu Babel steht symbolisch für die menschliche Hybris, es Gott in der Erschaffung großartiger Dinge gleichtun zu wollen. Die Strafe ließ nicht lange auf sich warten. Die Bibelfesten unter euch wissen, dass die von Gott bewirkte babylonische Sprachverwirrung die Fertigkeitstellung des Baus verhinderte. In der niederländischen Kunst wurde der Turmbau wiederholt dargestellt, etwa von Pieter Bruegel dem Älteren, Marten van Valckenborch dem Älteren oder Lucas van Valckenborch. Das Artwork zu "Babylon", dem achten Studioalbum der Kalifornier LYNCH MOB, spielt sehr geschickt mit diesen historischen Vorbildern. Hierfür erst einmal ein dickes Lob! Musik, die universelle Sprache der Menschheit, vermag Sprachgrenzen ja bekanntlich zu überschreiten. Erreicht aber der Langspieler "Babylon" nun auch himmlische Gefilde?
Mit neu zusammengestellter Mannschaft macht sich Gitarrist und Bandleader George Lynch daran, uns mit zehn knackig produzierten Songs ins Gedächtnis zu rufen, was für ein exzellenter Musiker er ist. LYNCH MOB in der gegenwärtigen Inkarnation respektiert die eigene Bandgeschichte und Genre-Vorgaben zwar, jedoch klingt "Babylon" frisch und im Detail auch durchaus innovativ. Das ist angesichts der auf dem Album vertretenen Melange aus Hard Rock, Sleaze Rock und Blues auch nicht unbedingt selbstverständlich. Gefälligkeit hat sich das Quartett übrigens nicht auf die Fahnen geschrieben. Einige Titel sind durchaus als sperrig zu bezeichnen und wollen es sich so gar nicht im Oberstübchen gemütlich machen. Hierzu gehören die Strophen in 'Let It Go' sowie 'Fire Master' und 'The Synner'. Vielleicht können bei diesem schwierigen Trio weitere Spins noch Überzeugungsarbeit leisten.
'Erase' ist hingegen ein echtes Groove-Monster, bei dem sich sogleich offenbart, dass der neue Sänger Gabriel Colón durchweg mit Dreck auf den Stimmbändern operiert. Das verleiht dem Sound von LYNCH MOB jede Menge Biss. 'Time After Time' ist relativ straight ausgerichtet und punktet mit satten Basslinien. Hier sollten auch Fans der ROLLING STONES ruhig mal reinhören. Auch 'I'm Ready' ist ein gradliniger Rocker, der sofort überzeugt. Das rasante 'How U Fall' sollte auch Freunde metallischerer Klänge in den Bann ziehen. Glanzlicht des Albums ist aber ganz klar der abschließende Titelsong mit seiner dezent orientalischen Anmutung.
Auch wenn die stilistische Ausrichtung auf "Babylon" nicht unmittelbar meine Geschmacksknospen ansteuert, so steht die Qualität der musikalischen Darbietung doch außer Frage, und interessant sind die Kompositionen allemal. Dabei macht das Bandgefüge den Eindruck großer Geschlossenheit. Und für Liebhaber außergewöhnlichen Gitarrenspiels hält der Langspieler einige Leckerbissen bereit.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Jens Wilkens