MúR (ISL) - Múr
Mehr über Múr (ISL)
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media (Sony)
- Release:
- 22.11.2024
- Eldhaf
- Múr
- Frelsari
- Vitrun
- Messa
- Heimsslit
- Holskefla
Island kann mehr als Black Metal!
Der Name dieser neuen Band klingt schon nach Island, obwohl er lediglich drei Buchstaben hat. Und wie klingt die Musik dieser neuen Entdeckung von Century Media? Wir haben es tatsächlich nicht mit einer weiteren Band aus dem lebendigen Black-Metal-Underground der Insel zu tun. Der elegische Einstieg in das selbstbetitelte Album, 'Eldhaf, auf den Synthesizer-Lavaströme und post-rockige Gitarren folgen, bietet zumindest Tendenzen an. Durch das mantrische Wiederholen der Gitarren-Parts und den isländischen Gesang erschafft das Quintett eine leicht zu greifende, gleichzeitig aber auch dichte Atmosphäre. Man möchte ein langes Bad in diesem Klang nehmen, so wohlig fühlt es sich an. Das wird doch wohl nicht eine 54 Minuten andauernde Post-Rock-Orgie, die einzig versucht, uns durch das Schwelgerische zu bezirzen?
Zunächst finde ich es mutig, als ersten Song auf dem Debüt der Band gleich so eine Mammut-Nummer (immerhin neun Minuten!) als Opener zu platzieren. Das Publikum im Alter der Jungs wird diese Hürde wohl kaum nehmen wollen. Unsereins lässt sich davon natürlich nicht abschrecken, was der selbstbetitelte Song im Anschluss mit einer drastischen Kurskorrektur belohnt. 'Múr' verschafft sich als groovend-wütende Nummer viel Platz, setzt dabei auf prägnante Hooks und Drumming in Extreme-Metal-Intensität. Also fast wie bei GOJIRA, nur rhythmisch nicht so vertrackt. Und mit isländischem Gesang natürlich. Es dauert also eine gute Viertelstunde, ehe ich die for-fans-of-Bezüge auf dem Promozettel (OPETH, MESHUGGAH, GOJIRA) nachvollziehen kann. Ohne das in eine Titel-für-Titel-Besprechung ausarten lassen zu wollen, muss ich anhand des an vierter Stelle folgenden Songs 'Vitrun' noch einmal die Reihenfolge kommentieren. Dass man nicht gleich mit 'Múr' ins Haus fallen wollte, kann ich nachvollziehen. Wieso aber nicht die stärkere Nummer nach vorne setzen? Hier bekommen wir alle Qualitätsmerkmale von MÚR in einem Song zu hören: neuneinhalb Minuten mit abwechslungsreicher Songstruktur, Klargesang und Growls, Keyboard-Einsätzen und djentigem Geschrubbe.
Lange Songs haben es den Isländern angetan, schließlich runden zwei Songs über der zehn-Minuten-Marke das Album ab. Wo der Mittelteil der Platte verhältnismäßig flott unterwegs war, demonstriert 'Heimsslit' auch die zähe, tonnenschwere Seite MÚRs. Darüber hinaus nimmt sich das Quintett hier noch einmal viel Zeit, um in 70er-Prog-Manier in Synthesizer-Bädern zu entspannen. Stilistisch eine Rückkehr zum Opener, auch wenn ich den Song etwas zu lang finde, macht der Stilmix es aber doch wett. Wer nach dieser Dreiviertelstunde noch aufnahmefähig ist, bekommt zu guter Letzt einen Energieschub in Form von 'Holskefla' verpasst. Auch hier: Ein kleines Stück mehr das Ziel vor Augen beim Songwriting und wir hätten eine sehr starke Nummer mit sieben, acht Minuten. Und wenn ich noch einen weiteren Wunsch äußern darf: Zwei Gitarren im Line-up dürfen auch so klingen! Für meinen Geschmack ist die Lead-Gitarre zu häufig im inneren des Vulkans gefangen. Für ein Debüt meckere ich aber auch auf einem hohen Niveau. Man darf sehr gespannt sein, wie sich MÚR weiterentwickelt!
Anspieltipps: Vitrun, Múr
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher