MACALPINE, TONY - Collection – The Shrapnel Years
Mehr über MacAlpine, Tony
- Genre:
- Instrumentaler Gitarrenrock
- Label:
- Mascot Records / Rough Trade
- Release:
- 24.03.2006
- Wheel Of Fortune
- Agrionia
- The Witch And The Priest
- Edge Of Insanity
- Champion
- Rats With Wings
- The Violin Song
- Tower Of London
- The Sage
- Time Table
- Christmas Island
- Chromaticity
Nach der kürzlich fertig gestellten CD-Besprechung der neuen VINNIE MOORE Collection ist nun die aktuelle Shrapnel-Best-of von TONY MACALPINE dran. Vieles, was man zu VINNIE sagen kann, trifft auch auf TONY zu. Er hat auch Mitte der 80er im neoklassischen Stil auf höchstem Niveau losgelegt und zählt ebenso zu den Großen im Musikbereich. Daher sollte jeder ambitionierte Nachwuchsgitarrist auch etwas mit seinem Namen anfangen können. Seine Mitmusiker über die Jahre lesen sich ebenso wie bei VINNIE: Billy Sheehan, Steve Smith, Jens Johansson oder Deen Castronovo, um nur ein paar zu nennen.
Der Unterschied zu VINNIE in seinem Spiel ist zwar gut hörbar, jedoch schwer zu beschreiben. Er spielt sehr technisch und etwas abgefahrener, hat auch einen etwas aggressiveren Anschlag als VINNIE (nicht ganz so wie YNGWIE MALMSTEEN) und benutzt den Tremolohebel etwas öfter. Seine Songs sind ähnlich melodisch gehalten, lassen aber aufgrund der furiosen Läufe wenig Zeit zum Verschnaufen. Überhaupt sind auf dieser Shrapnel-Best-of wenige seiner ruhigeren Stücke – höchstens ruhigere Passagen in manchen Songs – enthalten. So kommt es auch, dass die Scheibe nur schwer im Hintergrund gehört werden kann. Aber Nichtmusiker sollten sich nicht von dem "Gefuddel" abschrecken lassen, da die Songstrukturen nachvollziehbar sind und immer wieder tolle Melodien zum Vorschein bringen, wie z. B. in 'Edge Of Insanity', welches das Titelstück der ersten, am ehesten neoklassisch ausgerichteten und für mich besten Soloscheibe von ihm ist. Aufgrund der Instrumentierung, der ab und zu durchkommenden Riffs und des Schlagzeugspiels ist die Musik im Großen und Ganzen dem Hardrock und Heavy Metal zuzuordnen.
Was TONY noch abhebt von den meisten anderen Gitarrenheroes, ist die Tatsache, dass er auch ein hervorragender Keyboarder ist. So hat er dies schon mit einer zwar etwas technisch gespielten aber sehr anspruchsvollen Chopin-Adaption auf seiner ersten Scheibe unter Beweis stellen können. Dass er auch für STEVE VAI die erste Wahl an den Keyboards und für Gitarrenduelle auf dessen letzten Tourneen ist, spricht ebenso für sich und vor allem für ihn. Das zeigt nämlich, dass für ihn die Musik und nicht die Selbstdarstellung im Vordergrund steht. Das macht ihn sehr sympathisch.
Ein weiterer Unterscheidungspunkt ist die musikalische Öffnung über die Jahre, da der neoklassische Stil nach der ersten Platte immer weniger zum Vorschein kam. So hat er Stile wie z. B. Jazz, Fusion oder Blues sehr gut in seiner Musik verarbeitet, was ihm hoch anzurechnen ist, mir dann allerdings nicht mehr ganz so gut gefallen hat.
Wer TONY MACALPINE noch nicht kennt und Interesse geschöpft hat, sollte sich diese Collection, die allerdings nur ca. die Hälfte seiner Veröffentlichungen abdeckt, oder gleich das Debüt "Edge Of Insanity" als Einstieg und im Anschluss "Chromaticity" zulegen. In die restlichen Alben sollte man vorher mal reinhören. Lohnen tut sich die Beschäftigung mit diesem Ausnahmekünstler auf jeden Fall.
Anspieltipps: Wheel Of Fortune, Edge Of Insanity, The Violin Song, Christmas Island
- Redakteur:
- Tilmann Ruby