MACHINE HEAD - Unto the Locust
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2011
Mehr über Machine Head
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Roadrunner Records (Warner)
- Release:
- 23.09.2011
- I Am Hell (Sonata In C#)
- Be Still And Know
- Locust
- This Is The End
- Darkness Within
- Pearls Before The Swine
- Who We Are
Unglaublich! Tatsächlich ihr bestes Album. Schon wieder.
Es ist schon ein Kreuz mit MACHINE HEAD. Ich kenne nur wenige Bands, wo sich Kritiker so sehr von der Antipathie gegen Herrn Flynn leiten lassen und die Musik nur eine untergeordnete Rolle spielt. Dem Metal soll er mit "Burn My Eyes" getötet haben, mit "The Burning Red" und "Supercharger" ist er auf den Nu-Metal-Trendzug aufgesprungen, nur um mit "Through The Ashes Of Empire" reumütig in den Schoß des Thrash Metal zurückzukehren, weil dieser wieder kommerziell an Fahrt aufnahm. Der alte Heuchler! Auf der anderen Seite steht eine ständig wachsende Fanschar, die all diese stilistischen Wendungen mitgegangen ist und jede Phase der Band vergöttert. Und Kritikerliebling ist man zudem, immerhin wurde "The Blackening" vom Metal Hammer zum besten Album der vergangenen Dekade gekürt.
Meine Position ist da irgendwo in der Mitte, da mich in erster Linie die Musik interessiert. Und da waren "Burn My Eyes" und "The Blackening" zwei überragende, moderne Thrash-Alben, während der große Rest mir gut ("Through The Ashes Of Empires") und weniger gut (der Rest) gefällt. Und es war durchaus bewundernswert, dass der Trupp aus Oakland es geschafft hat - zumindest in der Wahrnehmung der Masse - ihrem Maßstäbe setzendem Debüt ein ebenbürtiges, wenn nicht gar überlegenes Album zur Seite zu stellen. Und das nach mehr als 13 Jahren. Mir fällt tatsächlich keine andere Band ein, die dies je geschafft hat.
Entsprechend groß ist die Spannung, entsprechend groß düfte der Druck gewesen sein, der auf MACHINE HEAD lag. Doch davon ist auf "Unto The Locust" absolut nichts zu hören oder zu spüren. Nein, auch auf diesem Werk geht das Quartett neue Wege und das auf unglaublich überzeugende Art.
Die progressiven Elemente, die der Vorgänger in zehnminütigen Epen wie 'Halo', 'Clenching The Fists Of Dissent' oder 'A Farewell To Arms' aufbot, gehören der Vergangenheit an. Stattdessen regiert eine Mischung aus purem, erstaunlich old-schooligen Thrash und einigen düsteren Überraschungen. Das zeigt sich schon beim choralen Beginn des Openers 'I Am Hell (Sonata In C#)', der in einen düsteren Thrasher umschlägt, der mit brachialer Urgewalt über den Hörer herfällt. 'The Darkness Within' zeigt genau die Dunkelheit, die der Titel vorgibt. Flynn singt überraschend melodisch und melancholisch, der akustische Beginn atmet beinahe Singer/Songwriter-Atmosphäre und die eindringliche Steigerung sorgt für Gänsehaut. Und die abschließende Hymne 'Who We Are' glänzt mit einem unglaublichen Refrain, der teilweise von einem Kinderchor eingesungen wird und in Zukunft bei jedem Gig einen phänomenalen Abschluss bilden wird. Da bin ich zu einhundert Prozent von überzeugt. Was für eine geile Nummer!
Dazwischen gibt es vier reinrassige Thrasher, die vor allem in der Gitarrenarbeit extrem traditionell daherkommen. Keine Kopftöne, kein nerviges Fiepsen, wie es sie oft auf den anderen Werken gab und die mir bekannte Personen in genervte kleine Aggressionsbündel verwandelt haben. Nein, das hier hätte man auch von FORBIDDEN oder guten, alten METALLICA hören können. Vor allem der quasi-Titelsong 'Locust' und das akustische eingeleitete 'This Is The End' sind echte Granaten. Und die sind dem Rest nur um Nanometer voraus.
Und damit ist MACHINE HEAD etwas gelungen, wovon ich nicht geglaubt hätte, dass es passieren kann: "Unto The Locust" setzt sich an die Spitze meiner persönlichen MACHINE HEAD-Charts. Absolut formidabel.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk